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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„Deutsch vor Einschulung: Schaffen wir das?“, Seite 2

Kommentar

Deutsch vor Einschulung:
Schaffen wir das?

Von Bernhard Koch

m Ende der Kindergartenzeit
A karın tirolweit fast jedes sechste

Kind der Sprache Deutsch nicht
folgen — obwohl Eltern laut Schulgesetz
dafür Sorge zu tragen hätten — und ist
somit nicht schulreif. Im Zentrum der
Herausforderungen stehen Kindergärten
mit mehrheitlich Kindern nichtdeutscher
Erstsprache und niedrigem Bildungsniveau de" Eltern. Auch bei Berücksichtigung r.achfolgender Empfehlungen
wären viir von einer „Kehrtwende“ vermutlich. weit entfernt: Es würde darum
gehen, Zuwanderbedingungen künftig an
Sprachkenntnisse und höheres Bildungsniveau zu koppeln (wie in Kanada oder
Australien), Einschätzungen des Sprachstandess der Kinder müssten schon mit
zweie nhalb Jahren stattfinden, beispiels-

weise mit einem Elternfragebo-

gen, wie es bereits seit Langem
in verschiedenen Kantonen

Bernhard Koch arbeitet und lehrt
am Institut für Elementarpädagogik,
Pädagogische Hochschule Tirol

der Schweiz praktiziert wird. Bei Förderbedarf müsste zum Wohl des Kindes
ein Kindergartenbesuch mit drei Jahren
verpflichtend sein. Gleichzeitig sollte es
Anreize für Eltern geben, ihrem Kind ein
„Sprachbad“ Deutsch bereits in einer
Krippe zu ermöglichen.

Es spricht einiges dafür, den herrschenden Glaubenssatz „Kinder müssen
zuerst die Erstsprache gefestigt haben, bevor sie Deutsch lernen“ zu ersetzen durch
„Kinder mit nichtaltersgemäßer Erstsprachenentwicklung profitieren von anregungsreicher Sprachförderung Deutsch“.
Auch wenn in Tirol in Kindergartengruppen mit besonderen Herausforderungen
häufig schon drei Personen arbeiten, wäre
es sinnvoll, weitere Erwachsene miteinzubeziehen, die mit Kindern sprachförderlich interagieren. Eine stärkere
Durchmischung der Kindergärten nach
Migrationshintergrund und/oder Einkommen der Eltern wäre wünschenswert,
doch leider sind diesem Ansinnen wegen
der Wohnortsegregation und des Bedürfnisses nach „kultureller Nähe“ Grenzen
gesetzt. Als Erstes bräuchte es nüchterne,
wissenschaftsbasierte Diskussionen
abseits von Stereotypen und vorurteilsbehafteten Zuschreibungen.

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