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Tiroler Tageszeitung

„‚Da sind keine Gitterstäbe vor dem Fesnter‘“, Seite 12

„Da sind keine Gitterstäbe vor

dem Fenster‘

Bewohner eines Innsbrucker
Studentenheims prangerten
zahlreiche Missstände
an. Zu Unrecht, wie die
Studierendenvertreter finden.

Von Viktoria Imp

Innsbruck - Am Inn steht
ein riesiger Gebäudekomplex mit bunten Fenstern.
Ein langer Korridor reiht
sich an den nächsten,
gespickt mit zahlreichen
Türen zu kleinen Apartments und Aufenthaltsräumen. Wer sich hier
bewegt, hat das Gefühl,
er wandle durch ein Labyrinth. Es riecht nach
Putzmittel. Aber ist hier
wirklich alles sauber?

Foto: Viktoria Imp

‚ ‚ Ich glaube, die
Kommunikation
von uns nach außen
passt. Andersherum
wird es aber nicht
immer genutzt.“

Lisa Seiwald
(Studierendenvertreterin)

Das Haus ist das Internationale Studentenhaus
„in’s“, das größte seiner
Art in Innsbruck. Heimlich wird es von vielen
aber oft nur „Studentenhäfn“ genannt. Nicht
ohne Grund, zumindest
wenn es nach den zahlreichen Vorwürfen gegen das Heim geht. Beim

Durchschlendern ist von
Missständen auf den ersten Blick nichts zu sehen.
Dabei ist die Liste von
Beschwerden und Anschuldigungen lang. Von
schlechtem Internet über
eine defekte Heizung bis
hin zu unangekündigten
Zimmerkontrollen durch
die Reinigungskräfte,
welche überdies noch
Fotos gemacht haben
sollen, um die Bewohner
zu kontrollieren. Für die
ehemalige und amtierende Studierendenvertretung ist das in’s jedoch
kein verkapptes Gefängnis, sondern seit Jahren
ein Zuhause.

Ein Zuhause mit Kameras am Eingang. Die
ehemalige Studierendenvertreterin Selin Tanriverdi sieht darin vor allem eines —- Sicherheit:
„Wir verbringen viel Zeit
in den Aufenthaltsräumen. Für mich ist es ein
besseres Gefühl, wenn
die Kameras da sind.“ Ob
das Heim mit seinen Regeln den eigenen Bedürfnissen entspricht, müsse
jeder selbst wissen, sagt
der stellvertretende Direktor Manuel Kern. „Es
gibt einen Vertrag, an den
man sich halten muss“,
erklärt Studierendenvertreter Felix Eder. Darin
sei alles festgehalten, was
die BewohnerInnen über
das Heim wissen müssen.
Auch was Hilfestellungen
bei Problemen betrifft.
Die Studierendenvertretung sei ebenfalls bemüht

Das Internationale Studentenhaus in Innsbruck wurde zuletzt stark kritisiert.

zu helfen — falls Betroffene denn überhaupt auf
sie zukommen würden.

Keine Kommunikation?

In den zwei Jahren, in denen Selin Tanriverdi und
Lisa Seiwald als Studierendenvertreterinnen tätig waren, habe sich kaum
jemand bei ihnen wegen
Problemen gemeldet. „Wir
wurden nie kontaktiert“,
meint Lisa Seiwald. Ähnliche Erfahrungen machte
auch Felix Eder. Er wurde im Jänner gewählt und
habe seitdem von keinen
Beschwerden erfahren:
„Es ist dann die Frage, ob
wirklich Interesse da ist,
etwas zu verändern oder
nicht.“ Dabei seien sie immer bereit gewesen, bei
Problemen zu helfen. „Es
ist nicht so, dass wir da
kein Gehör haben, dass
wir das nicht ernst nehmen würden“, erzählt Selin Tanriverdi. An vielen

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®

Türen im Heim kleben
QR-Codes, über welche
die Studierendenvertretung kontaktiert werden
kann. Auch Social-Media-
Kanäle und eine eigene E-
Mail-Adresse gibt es. „Ich
glaube, die Kommunikation von uns nach außen
passt. Andersherum wird
es aber nicht immer genutzt“, sagt Lisa Seiwald.
Ihr Nachfolger Felix Eder
teilt diesen Frust: „Das
macht unsere Arbeit nicht
einfacher.“

Die Studierendenvertretung erläutert, dass
sie in den letzten Jahren
sehr wohl einige Projekte für die Bewohner des
Heims umsetzen konnte.
So habe sie etwa für längere Öffnungszeiten der
Lernräume und die Anschaffung von neuen Möbeln und Sportgeräten gekämpft. „Wir haben nicht
nichts getan. Wenn man
will, sieht man das Ergeb-

Foto: Thomas Böhm

nis“, sagt Selin Tanriverdi. Aktuell seien sie dabei,
die Heimstatuten und die
FAQ-Seite zu überarbeiten. „Der Hauptwunsch
der Studierendenvertretung ist einfach offene
Kommunikation — nicht
über fünf Ecken, sondern
direkt“, so Felix Eder. Dem
Oberösterreicher wurde
das Internationale Studentenhaus empfohlen.
Er schätzt das ruhige, familiäre Umfeld. Für Selin
Tanriverdi ist das Heim
zum Zuhause geworden:
„Ich bin die meiste Zeit
im Haus. Für mich ist es
eine riesige Entlastung,
dass alles hier ist.“ Sie lebt
in einer Garconniere. „Da
sind auch gar keine Gitterstäbe vor dem Fenster“,
meint ihr Kollege zum Begriff „Studentenhäfn“. Ihr
„Dahoam“ wird wohl bis
zum Ende ihres Studiums
hinter den bunten Fenstern bleiben.