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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_04_5_Presse_OCR
- S.13
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Kronenzeitung
Kronen
Zeitung
„Wie kann Inklusion gelingen?“, Seite 23
5.4.2025
Wie kann Inklusion gelingen?
Die Volksschule Amras gehörte Anfang der 1990er Jahren zu den Pionieren für eine inklusive
Bildung. Direktorin Monika Strobl spricht über Errungenschaften und darüber, was fehlt.
chen und Buben mit
einem besonderen Förderbedarf, die derzeit die
Volksschule Amras besuchen. Kinder mit einer Behinderung, Autismus oder
Trisomie 21 (Downsyndrom). Unter ihnen Lucia
(8). Die „Krone“ hat über
das Mädchen und dessen Eltern berichtet. Monatelang
hat Familie Brugger mit
Unterstützung der Schule
um — Schulassistenz gekämpft. Das Beispiel zeigt,
welche Hürden auf dem
Weg zu Inklusion heute immer noch bestehen.
Davon kann auch Monika
Strobl, Direktorin der
Volksschule Amras, berichten: „In unserer Gesellschaft
ist der inklusive Gedanke
leider noch nicht selbstverständlich. Dabei ist die Welt
bunt. Das leben wir in unserer Schule. 54 Prozent unserer 169 Schüler haben nicht
Deutsch als Erstsprache. 16
unserer Kinder brauchen aus
unterschiedlichen Gründen
Schulassistenz. Das alles
geht, wenn die Bereitschaft
da ist und die notwendige
Unterstützung.“
1990 war Sonderschule
für viele einzige Option
Die Volksschule Amras hat
seit 1990 konsequent auf Inklusion (damals hieß es noch
Integration) gesetzt. Sie war
damit eine der ersten in ganz
Tirol. „Nicht jeder hat diesen Schritt begrüßt, es gab
Vorbehalte und Widerstände“, erzählt Strobl und
spricht von einem mutigen
Schritt der damaligen Direktorin Margaretha Habringer. 1990 sahen die
meisten Familien, Politiker
und Schulverantwortlichen
in der Sonderschule die einzige Option für Kinder mit
Behinderung oder Lernschwächen. Es ist Pionieren
l nsgesamt sind es 16 Mäd-
”
Monika Strobl ist Direktorin der Volksschule Amras in Innsbruck. Sie sieht den inklusiven
Gedanken in der Gesellschaft noch nicht ausreichend angekommen. In ihrer Schule ist er es.
wie der Volksschule Amras
zu verdanken, dass sich die
Einstellung geändert hat.
System heute kompliziert
und sehr bürokratisch
In der Zwischenzeit hat sich
auch gesetzlich einiges getan. Mehr Inklusion ist das
erklärte Ziel. Heute setzt die
öffentliche Hand unter anderem auf Schulassistenten
als Unterstützung für Inklusionskinder. „Darüber hinaus besetzen wir bestimmte
Stunden doppelt mit Lehrern“, berichtet Strobl aus
dem Alltag. Doch die Res-
sourcen sind knapp. Auch
bei Assistenten, wie die Direktorin aktuell mit Familie
Brugger erleben muss. Ohne
Unterstützung ist Inklusion
letztlich zum Scheitern verurteilt. Komplizierter und
bürokratischer sei heute das
System, sagt die Schulleiterin auf die Frage, was sich
ändern muss. „Einfachere
Wege für Familien und
Schule“, lautet ihr Wunsch.
Direktorin bricht eine
Lanze für Sonderschule
Was die Direktorin als Errungenschaft in den vergan-
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genen Jahrzehnten Ssieht:
„Heute schauen alle genauer
hin, was ein Kind braucht
und in welcher Schule es am
besten aufgehoben ist. Das
ist ein großer Fortschritt.“
Von der Idee, Sonderschulen ganz abzuschaffen, hält
Monika Strobl wenig: „Eine
Schule wie unsere kann nie
alles anbieten und abdecken,
was Sonderschulen mit
ihren Möglichkeiten leisten
können. Sie sind eine wichtige Einrichtung, etwa für
Kinder, die mit einer Klassensituation überfordert
sind.“ Claudia Thurner
Enta- Chrietaf Rirhaumar