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KURIER

„Ein Jahr Rathausfrieden“, Seite 15

28.4.2025

Ein Jahr Rathausfrieden

Innsbruck. Nach Streit- und Intrigenjahren ist die Stadtregierung um Harmonie bemüht

VON CHRISTIAN WILLIM

Dass das was wird, war schnell
klar. Wenige Stunden nachdem
Johannes Anzengruber sich genau vor einem Jahr in einer Bürgermeister-Stichwahl gegen den
bis dahin amtierenden Innsbrucker Stadtchef Georg Willi (Grüne) durchgesetzt hatte, tanzte der
Überraschungssieger bei seiner
Wahlparty mit dem unterlegenen
Grünen und SPÖ-Stadträtin Elisabeth Mayr Sirtaki.

Keine drei Wochen später bekam der ÖVP-Parteirebell, der
mit seiner eigenen Liste JA angetreten war, bei seiner Angelobung
von ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle die goldene Bürgermeisterkette umgehängt. Der abgewählte Willi wurde vom Gemeinderat, in dem die Grünen
trotz Verlusten weiter stärkste
Kraft sind, zum Vize-Stadtchef gewählt. Und Mayr zur zweiten
Stellvertreterin Anzengrubers.

Zügel in der Hand
Nach einem Jahr Sirtaki-Koalition
lobt der 46-Jährige „gegenseitigen
Respekt und Wertschätzung“, von
dem die Zusammenarbeit getragen sei. „Das ist ein tolles Team.“
Tatsächlich regiert das Dreier-
Bündnis bisher ohne Störgeräusche. Anzengruber war von Anfang darauf bedacht, die Zügel in
der Hand zu halten. Inzwischen
scheint er etwas lockerer zu lassen
und erkannt zu haben, dass er
auch seinen Regien.mgspannem
ehr Raum geben muss.

Misstöne waren bisher noch
keine zu vernehmen. Und das ist
nach den sechs Chaos-Jahren der

durchaus wohltuend. 2018 wurde
Georg Willi überraschend zum ersten grünen Bürgermeister einer
Landeshauptstadt gekürt. Der
strahlende Sieger bildete eine Koalition mit drei Parteien, die alle
bei der Gemeinderatswahl Verluste einstecken mussten: Der Liste

M-lulnto-flauhhatnidnunlhnxn.rm:l;anhau.num

„Für Innsbruck“ der abgewählten
Bürgermeisterin Christine Oppitz-
Plörer, der ÖVP und der SPÖ.

Relativ schnell flogen in der
Koalition die Hackeln tief. Streit
regierte. Die Politik in der Tiroler
Landeshauptstadt gab ein verstörendes Bild nach außen ab. Letzt-

diese aber lieber auf die vermeintliche Strahlkraft von Staatssekretär Florian Tursky und ein Wahl
bündnis mit der einstigen

Abspaltung FI setzte, scherte An
zengruber aus. Sein Antreten
gegen die Volkspartei bedeutete
aus Sicht der Schwarzen einen de

APA/EXPAACHANN GRODER

APA/EXPA/IDHANN GRODER

dass die Parteipolitik eine viel zu
große Rolle in Innsbruck gespielt,
aber auf kommunaler Ebene
nichts verloren hat.

Die Sirtaki-Koalition ist merklich bemüht, Zeichen zu setzen,
die signalisieren, dass der Stillstand in der Landeshauptstadt zu
Ende ist. Die durch die Streitereien in der Schublade gelandete
Neugestaltung des zentral gelegenen Bozner Platzes etwa ist im
vollen Gange. Zuletzt wurde mit
Bausperren auf große unbebaute
Privat-Grundstücke der erste
Schritt zur Ausweisung von Vorbehaltsflächen für den sozialen
Wohnbau gesetzt — ein Thema,
das ideologisch hochaufgeladen
ist. Immerhin sollen Eigentümer
gedrängt werden, einen Teil ihres
Besitzes zu Ssozialverträglichen
Preisen an Stadt oder gemeinnützige Bauträger abzutreten.
Einstimmigkeitsprinzip
„Die Koalition hat ein Zukunftsprogramm und arbeitet das ab“,
sagt Vize-Stadtchef Willi, der sich
in seiner neuen Rolle als Nummer
zwei eingefunden zu haben
scheint. Als Bürgermeister stand
er regelmäßig im Auge des Hurrikans und sagt im Rückblick: „Das
war der destruktivste Gemeinderat, den es je gegeben hat.“

Die Grünen hätten darauf gedrängt, dass sich die Sirtaki-Koalition ein Einstimmigkeitsprinzip
auferlegt. „Dadurch sind wir gezwungen, viel miteinander zu diskutieren“, so der Ex-Stadtchef.
„Der Konsens wird nach außen getragen.“ Innsbruck sei aus den Negativ-Schlagzeilen verschwunden.
„Wir reden sehr viel miteinander“,
betont auch Anzengruber, der
sagt: „Ich freue mich jeden Tag, ins
Rathaus zu fahren.“ Wie in ganz
Österreich auf allen Ebenen ist
auch in Innsbruck die Budgetlage
Bleibt da noch Gestal-

m.npspxel.raum" „Stagnieren geht
nicht, aber wir müssen nachhalti,

lich wurden im Zuge des Hick- facto Selbstausschluss.

hacks drei Vize-Stadtchefs vom

Gemeinderat aus ihren Ämtern »Großer Befreiungsschlag“

gewählt. Letzter in dieser Reihe: Anzengruber empfindet das auch

Johannes Anzengruber. Es war ein Jahr spater immer noch als

das Abschiedsgeschenk der ÖVP. „großen B ‚gsschlag“. Eine p
Nachdem derehemahgeAl.m Ruckkeh.r zur ÖVP sei für ihn

wirt auf die kein Thema“, sagt der

für die Volkspa.rte1 gepocht hatte, nunmehr Parteifreie, der findet,

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investieren“, sagt der Stadtchef.

APA/EXPAAOHANN GRODER