Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_28_Presse_OCR
- S.12
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung
„Versiegelung in großem Stil“, Seite 26
_ Versiegelung in großem Stil
n
L
SE A
Mit aller Kraft setzte die Innsbrucker Stadtkoalition mit Unterstützung von Kommunisten im
i at ihre Wohnbau-Fantasien durch. Schnelle Erfolge sind aber nicht zu erwarten.
Campagne- und Sandwirt-Areal (li.) werden von der Stadt in Kürze ‘
komplett verbaut. Private Groß-Grundstücke sollen dann folgen. |
jesige Flächen an ge-
R widmetem Bauland
sind in Innsbruck trotz
fortschreitender Bodenversiegelung nach wie vor unbebaut. Im Gemeinderat war
gestern die Rede von einer in
Summe 1,2 Millionen Quadratmeter großen Baulandreserve in privatem Eigentum.
Über einen Teil davon, nämlich rund ein Zehntel, wurde
nun — wie von der weiß-rotgrünen Koalition mit BM Johannes Anzengruber angekündigt — eine Bausperre
verhängt.
Somit sind 132.000 Quadratmeter für die jeweiligen
Grundbesitzer, in Summe 23
an der Zahl, für die Dauer
der Ausarbeitung eines neuen Raumordnungskonzeptes, aber maximal für zwei
Jahre, nicht mehr verfügbar.
Die Stadt will die Zeit für
Verhandlungen über eine in
ihrem Sinne bestmögliche
Verbauung nutzen. Am Ende des Tages steht den privaten, kirchlichen und institutionellen Besitzern noch die
Hälfte ihrer Fläche frei zur
Verfügung. Bei der anderen
Hälfte beträgt ihr rechnerischer Verlust 1000 Euro pro
Quadratmeter. So hoch ist
die Differenz zwischen von
der Stadt angebotenem Preis
zu Wohnbau-Förderungsrichtlinien und Marktwert.
Falls es jemals so weit
kommen wird. Denn wie lange es dauert, bis auf so einer
-
Mit mehr als Zwei-Drittel-Mehrheit beschloss der Innsbrucker
Gemeinderat eine Bausperre für 23 Grundflächen.
auf diesem Weg erlangten
Vorbehaltsfläche für Sozialen Wohnbau ein Spatenstich erfolgt, konnte auch die
zweistündige Sitzung gestern nicht klären.
Eslag ausgerechnet an den
Grünen in Gestalt von GR
Aliena Knappe, einen Schluss
der Debatte zu beantragen —
offenbar, weil sie sich an zu
kritischen Redebeiträgen
störte. FP-GR Fabian Walch
hatte im Zuge der Debatte
über den tatsächlichen Bedarf an Wohnungen von
„Bevölkerungsaustausch“
gesprochen: „Einheimische
ziehen weg, Drittstaatsangehörige kommen nach.“
Die abschließende Abstimmung ergab eine satte
Mehrheit von 29 der 40
Stimmen für den „Bausperren-Hammer“. Die Fraktion
Tursky enthielt sich (vier
Stimmen), die FPO (sieben
Stimmen) war dagegen.
Nächster Schritt sind nun
also Gespräche mit Eigentümern — nachdem die Stadt
sie vor vollendete Tatsachen
gestellt hat. Nicht auszuschließen, dass der ein oder
andere der 23 Eigentümer
der in Summe 78 betroffenen
Grundstücke sich zu einem
Deal überreden lässt. Denn
was soll er mit seiner restlichen Hälfte anfangen? Der
Traum von einer Villa im
Grünen dürfte rasch ausgeträumt sein, wenn die Stadt
keinen Steinwurf entfernt
einen Wohnblock mit maximaler Verdichtung in maximale Höhe zieht. Der oder
die Eigentümer könnte seine
Hälfte dann am freien Markt
anbieten und auf den Gleich-
Seite 12 von 18
PHILIPP NEUNER
Tiroler Politik
kurz notiert
heitsgrundsatz pochen: Maximale Verdichtung können
private Wohnbauträger
auch, somit steigt auch seine
Rendite wieder.
Doch wirtschaftliche
Überlegungen spielten gestern keine Rolle. Die Freude
bei KPO, ALI, JA, SPO und
Grüne Üüberdeckte alles.
„Meilenstein, historischer
Beschluss, Ende der Spekulation mit Wohnraum“ lauteten die euphorischen Kommentare. Enteignung wurde
vehement verneint, wenngleich SP-GR Plach sagte:
„Für Seilbahnen und Straßen wird auch enteignet.“
Die Opposition mühte
sich nach Kräften, musste
aber Spott von Anzengruber
über sich ergehen lassen: Die
Räte des Neuen Innsbruck
bezeichnete er als „ Turskys“,
der Opposition riet er, mehr
Zeitung zu lesen, als sich diese über „üUÜberfallsartiges
Vorgehen“ und „schleißige
Unterlagen“ beschwerte.
Fotos Christo! Birbaumer