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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_21_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Polizei sprengte Sprayer-Gruppe“, Seite 5
Polizei sprengte
Sprayer-Gruppe
Bis zu 18 Monate Haft ergingen gestern über vier
junge Sprayer. Sie machten auch vor Dom und
Hofburg nicht Halt, die Schäden sind immens.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck — Die Freiheit der
Kunst endet eigentlich vor
dem Eigentum anderer. Ein
gesellschaftliches Grundverständnis, welches von manchen Vertretern der Graffiti-
Kultur offenbar nicht geteilt
wird. Dies missfällt vielen
nicht nur optisch, sondern
zwingt etliche Institutionen
und Hausgemeinschaften zu
Ausgaben, die man eigentlich
dringend für andere Dinge
benötigt.
So intensivierten sich in
Innsbruck ab 2020 Anzeigen über Sprayer-Schäden
an Hausfassaden. Schon bald
wurden auch das Land Tirol,
die Stadt Innsbruck und die
katholische Kirche bei der Polizei vorstellig - wurden doch
sogar die Hofburg, denkmalgeschützte Innenstadtgebäude
und der Innsbrucker Dom mit
Aufschriften wie „Fuck Copz“,
„Zoe“, „Tekerzone“, „Alles al-
len“ oder „Fuck you all“ versehen. Ein ähnliches Schicksal
ereilte etliche Zuggarnituren
der Bundesbahnen.
Ein Ermittlungsbereich des
Landeskriminalamtes (LKA)
begab sich daraufhin auf die
Spur der Täter und analysier-
Foto: Springer
‚ Sie haben sich als
Sprayer-Gruppe ja
sogar einen Namen gegeben - klar eine kriminelle Vereinigung.“
Andrea Steffan
(Strafrichterin)
te die Graffiti über Monate auf
Ähnlichkeiten und Merkmale.
Kommissar Zufall half mit:
Zwei der Sprayer wurden auf
frischer Tat ertappt und angehalten. Über die Auswertung
derer Handys offenbarte sich
den Ermittlern dann ein Graffiti-Netzwerk, welches letztlich auch zum Prozess gegen
die gestern Angeklagten führte. Drei junge Männer und eine 30-jährige Tirolerin waren
wegen Sachbeschädigung und
dreimal wegen schwerer Sachbeschädigung sowie wegen
krimineller Vereinigung angeklagt. Aufgrund der hohen
Ermittlungsdichte legten die
von Verteidiger Simon Kapferer vertretenen Angeklagten
ein reumütiges Geständnis ab
und behaupteten, der Szene
abgeschworen zu haben. Die
30-Jährige wollte hingegen im
Prozess keine Angaben mehr
machen. Ein Notizbuch in
deren Wohnung, das bei der
Hausdurchsuchung sichergestellt worden war, sprach aber
ohnehin Bände. Den Kopf
musste Richterin Andrea Steffan über den Viertangeklagten
schütteln. Dieser behauptete,
dass er noch nie im Leben gesprüht habe. Ins Internet hatte er aber Videos über riskante
Graffiti gestellt und in Chats
zum gemeinsamen Sprayen
aufgefordert.
Richterin Steffan arbeitete
darauf Fall für Fall minutiös
auf und verhängte Strafen bis
zu umgerechnet 18 Monaten
Haft, die sie aber in bedingte
Haftstrafen und unbedingte
Geldstrafen aufteilte. Einzig
der Zweitangeklagte kam mit
1680 Euro Geldstrafe davon —
bei ihm wurde keine kriminelle Vereinigung angenommen.
Bei den übrigen schon: „Sie
haben sich als Sprayer-Gruppe
ja sogar einen Namen gegeben
— klar eine kriminelle Vereini-
Allein die Bundesbahnen erleiden durch Graffiti jährlich Millionenschäden. Auch Hausgemeinschaften sind oft mehrfach betroffen. Foto: ÖBB
gung.“ Zigtausende Euro beträgt dazu der Schadenersatz.
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