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Jahr: 2025

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- S.16

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Westwind

„Nachruf Peter Eichhorn“, Seite 18

Nun sitze ich also hier und
durchforste die alten Ausgaben des WESTWIND,
um einen Nachruf auf Peter Eichhorn, den Vater unserer Stadtteilzeitung, zu
schreiben. Wo beginnen?
Am Anfang.

Auch hier war der Anfang
das Wort, das mündliche,
und wohl nicht nur eines.
Es wurde 1996 beschlossen,
eine Zeitung herauszugeben, ein Sprachrohr für die
über 30 Vereine und Institutionen, aber auch eine
geballte und gebündelte
Kraft, die einiges bewirken
konnte, wie sich zeigen
würde. Schon auf der Titelseite der allerersten Ausgabe vom Oktober 1996
wurde Peter Eichhorn als
"Windmaschine" für den
WESTWIND bezeichnet.
Ohne ihn und seine Gattin
Martina hätte es nie einen
WESTWIND gegeben.
Vorsichtig blättere ich in
den mir geliehenen, sorgfältig gepflegten Ausgaben.
Ein bisschen fühle ich mich
wie eine Forscherin, die
sich mit weißen Zwirnhandschuhen in mittelalterlichen Kostbarkeiten
umsehen darf. Schon der
alte Schriftzug WEST-
WIND in spezieller
Schreibschrift atmet Geschichte. "Bewußtsein"
wurde noch mit "ß" geschrieben. Das war das deklarierte Ziel: „Stadtteilbewußtsein zu fördern und

Nachruf Peter Eichhorn

den vielen neuen Bewohnern (die Frauen wurden ja
damals mitgemeint) die Integration in Hötting-West
zu erleichtern“.

In der folgenden Ausgabe
gibt es schon Fotos über
die "Taufe" des WEST-
WIND mit Pfarrer Erich
Gutheinz und Bürgermeister Van Staa.

Unsere Zeitung, federführend Peter und Martina
Eichhorn, konnte bei wichtigen Themen _ durchaus
Druck machen. Der Eislaufplatz - zugesagt und
dann wieder abgesagt -
wurde dann doch gebaut.
Der Lohbachspielplatz
durfte nicht ersatzlos gestrichen werden, der Natur- und Spielplatz entstand unter massiver Mitsprache der Kinder des
Stadtteils. Die Radwegbrücke Kranebitten erhielt
auch "Rückenwind" vom
WESTWIND. 2002 fuhr bereits in einer Fotomontage,
auf die wir sehr stolz waren, die Straßenbahn durch
den Stadtteil.

Unzählbar wie viele Artikel mit P.E. signiert sind.
Nichts war ihm zu groß:
ein voluminöser Badesee
war 2005 Thema für einen
Artikel und eine weitere
Fotomontage. Nichts war
ihm zu klein: kein "Gagerl"
wie 2004 in einem Beitrag
über Hunde und deren
Hinterlassenschaften nachzulesen war.

Bei Eichhorns in der Peerhofstraße traf sich das Redaktionsteam dreimal pro
WESTWIND Ausgabe. Vor
allem die Korrekturlesung
zog sich bis weit nach Mitternacht hin. Jeder Artikel
wurde akribisch auf Grammatik und _ Rechtschreibung geprüft, ohne Handy
und Internet, nur mit Hirn
und Duden. Es gab einen
Nymphensittich im Käfig,
der nicht mitreden durfte,
sondern nach Eintreffen
des Teams zugedeckt wurde. Zur Aufrechterhaltung
der Arbeitsmoral verwöhnte uns Martina mit Köstlichkeiten aus ihrer Küche.
Vor dem Heimweg erwartete uns das letzte Highlight: die Stilblütenauslese
von Peter! Nicht alle Artikel kamen druckfertig herein, nicht selten musste
nachgebessert werden, damit verständlich wurde,
was gemeint war. Wiederholungen wurden gestrichen, besonders, um unfreiwillige Komik zu verhindern. So manche kurios
geschriebenen Sätze brachten uns zum Lächeln, bevor sie endgültig in den
Papierkorb wanderten.
Einen feinen Humor hatte
Peter, ein bissl spöttisch,
aber nie boshaft.

War die Zeitung - seine
erste Liebe - im Ruhestand,
so tauchte Jahre später die
zweite auf: das Malen von
Ikonen. Das Ehepaar Eich-

/

|

< —_

Personen des 1. Redaktionsteams um Peter Eichhorn (2.v.li.) Franz Peer, Dr. Otto Licha, Foto: Werner Sieber
Werner Sieber, Dr. Gabriele Schroffenegger, Gerhard Schietz, Werner Schreier, Anne Kaufer

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horn leitete Kurse, stellte
unter anderem im gotischen Keller der Hofburg
aus und schloss Bekanntschaft mit _ orthodoxen
Geistlichen.
Dann kam der Tag, an dem
ein weiterer Traum verwirklicht werden sollte: ein
Häuschen, das auch Platz
für Tochter Lena mit Familie bieten sollte. Bei den Tiroler Immobilienpreisen ist
das ein Ding der Unmöglichkeit, jedoch in Oberösterreich ließ sich ein
passendes Plätzchen finden.
Der WESTWIND ohne Peter und Martina? - Das
schien unvorstellbar. Aber
Peter setzte ehrliches Vertrauen in das Team. Wir
wurden flügge.
Der Kontakt zu Peter und
Martina riss nie ab, wurde
aber lockerer. Im Sommer
hieß es, es ginge Peter nicht
gut. Am 3. Dezember ist er
verstorben. Er war ein
rundum feiner Mensch, mit
vielen Talenten und der
Kraft und Ausdauer, diese
auch in Taten umzusetzen,
wodurch er viele Menschen
beschenken und weite
Kreise ziehen sollte.
Als langjähriges Mitglied
des Redaktionsteams empfinde ich große Dankbarkeit für Peters Gründungsinitiative. Das "Stadtteilbewußtsein" hat der WEST-
WIND in _ erheblichem
Maße gefördert. Höttig-
West besitzt nicht eine lange zurückreichende Geschichte wie zum Beispiel
Hötting, es war auch für
mich als Innsbruckerin
noch vor 50 Jahren ein
weißer Fleck auf der Landkarte. Jetzt ist es Heimat,
verbindet die guten Seiten
von einem Dorf mit den
erfreulichen Möglichkeiten
einer Stadt. Wir sind hier in
überdurchschnittlichem
Ausmaß sozial verbunden
und vernetzt. Das ist nicht
von selbst entstanden, viele
Initiativen und vor allem
Menschen haben daran
mitgeknüpft. Ein ganz
wichtiger davon war Peter
Eichhorn. — Vielleicht
"Windmaschine", aber vor
allem "Meister des Windes""!

Gertraud Machajdik