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Kronenzeitung

Kronen
Zeitung

„Hast kein Geld, bist wurscht“, Seite 20
30.1.2025

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„Hast kein Geld, bist wurscht“

Wenn man finanziell am untersten Limit lebt, wird ein kaputter Kühlschrank zum Problem.

Ein Innsbrucker (75) berichtet, wie es ist, sich von der Gesellschaft abgeschnitten zu fühlen.

„Krone"-Redakteurin Nadine Isser mit Hermn Reich im Gespräch

err Reich wird seinem
H Namen nicht gerecht.
Nein, reich ist er bestimmt nicht. Vermutlich
auch nicht immer ganz einfach, aber einfach hatte er
es auch nie. Die Mutter
verstorben, als er 16 war,
der Vater dem Alkohol verfallen. Zur Schwester keine
Verbindung mehr. Seine
Biografie ist von Armut geprägt, Arbeitszeiten für
eine Pension bekommt der
75-Jährige nicht zusammen, der Tiroler lebt von
Mindestsicherung. Da ist
Haushalten gefragt. „Man
muss Angst haben, dass etwas kaputt geht“, sagt er.
Und dann geschah es:
Der Kühlschrank ging ein.
In solchen Fällen springt
zum Gilück für Herrn Reich
der Sozialstaat ein. Mit
Anträgen tut er Ssich
manchmal schwer, da hilft
ihm Gemeinderat Gregor
Sanders von der KPÖO.
Herr Reich kennt die KPO,
sie organisiert nämlich Pizza-Abende und daran
nimm!{t er teil, weil er einsam ist, sonst niemanden
zum Reden hat und keinen
hat, der ihn besucht. Er
wundert sich daher, als es
plötzlich an der Tür klopft.

„Eine Überprüfung ist in
solchen Fällen üblich“

Es ist ein Herr vom Magistrat, der nachschaut, ob
der Kühlschrank wirklich
kaputt ist. Es kommt zum
Streit, erzählt Herr Reich,
der sich unfair behandelt
fühlt. Wo doch extra ein
Techniker von der KPO
vorbeigekommen ist, um
zu schauen, ob beim Kühlschrank noch etwas zu machen ist. Ist es üblich, dass
Schadensmeldungen überprüft werden? „Wenn ein
Mindestsicherungsbezieher eine Zustandsleistung
in Anspruch nehmen

Seite 4 von 6

©

Wochenlang hatte ich
keinen Kühlschrank. Ich
habe mein Essen auf dem
Balkon gelagert, zum
Glück ist Winter.

Herr Reich

möchte, dann geht ein
Organ des städtischen Erhebungsdienstes vorbei zur
Überprüfung“, bekommt
die „Tiroler Krone“ auf
Nachfrage von Ferdinand
Neu, Abteilungsleiter für
die Bezirks- und Gemeindeverwaltung. eine Antwort. „Das wird laufend so
gemacht. Wir verwalten
Steuergeld und das muss
gerechtfertigt und dokumentiert sein.“ Dass das
nicht angenehm ist, könne
er persönlich aber durchaus
nachvollzichen: „Denn das
betrifft die Privatsphäre
der jeweiligen Person und
das wird in der Regel nicht
positiv wahrgenommen.“

KPÖ springt finanziell
ein und legt das Geld aus
Herr Reich fühlt Ssich
jedenfalls gefrotzelt: „Hast
ein Geld, bist ein Mensch,
hast keines, bist wurscht“,
sagt er. Mittlerweile hat er
den positiven Bescheid für
den Kühlschrank, muss das
Geld jedoch auslegen. Das
kann er nicht: „Wenn ich
das Geld hätte, bräuchte
ich es ja nicht vom Amt.
Ich komme gerade so über
die Runden, ich habe ja
nicht einmal ein Internet.“
Auch hier springt wieder
die KPÖ ein, leiht ihm das
Geld. Ein Problem ist gelöst. Was bleibt, ist das Gefühl, von der Gesellschaft
abgeschnitten zu sein, ungewollt zu sein, im Stich
gelassen zu werden. nais