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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„Die Politik könnte uns das Leben schwer machen“, Seite 18

„Die Politik könnte uns das
Leben schwer machen“

JayJay Kaiser, Obmann der Hosi Tirol, fürchtet Kürzungen. Er ortet
zudem eine massive Zunahme von Anfeindungen gegen Minderheiten.

Von Verena Langegger

Innsbruck - „Unsere Rechte
stehen in der Verfassung, das
kann nicht so einfach geändert werden“, sagt JayJay Kaiser, Obmann der Hosi Tirol.
„Die Politik könnte uns aber
das Leben schwer machen,
indem sie uns etwa Förderungen streicht.“ Dass die Stimmung im Land sich gegenüber
homosexuellen und queeren
Menschen gerade massiv ändere, sei aber bemerkbar.

Stimmung schlechter

„Die Angriffe auf uns Homosexuelle oder auch auf Trans-
Personen nehmen zu“, so
Kaiser. „Immer wieder wird
das Fenster des Vereinslokals
beschmiert“, sagt er. „Manchmal alle drei Tage, dann wieder einmal im Monat.“ Das
regt ihn aber gar nicht mehr
auf. „So ist es eben“, sagt er.
Auch schriftliche Attacken
in den sozialen Medien, also
Facebook oder Instagram,
nähmen zu, sagt er. Was Kaiser allerdings Angst macht,
sind die neuen Bestimmungen des Meta-Konzerns. In-

‚ Es droht weniger
Schutz vor Beleidigung für queere
Menschen, Frauen und
Migrant:innen.“

Ingrid Brodnig
(Social-Media-Expertin)

grid Brodnig, Publizistin und
Expertin für soziale Medien,
erklärt auf ihrem Instagram-
Account, dass es seit den neuen Richtlinien, die im Jänner
eingeführt wurden, „weniger
Schutz vor Beleidigung für
queere Menschen, Frauen,
Migrant:innen gibt“. Betroffen sei auch die deutschsprachige Version der sozialen

—— S

e _ .
Der Obmann der Hosi Tirol JayJay Kaiser sieht die Aufweichung des Schutzes vor Hate Speech gegen Minderheiten in den sozialen Medien. Foto: Falk

Das Fenster des Vereinslokals der Hosi Tirol in Innsbruck ist immer wieder

Ziel von Angriffen.

Medien. Manch eine Beleidigung, die bisher untersagt
war, sei freigegeben worden.
Wegen dieser Bestimmungen fürchtet Kaiser auch,
dass Jugendliche keine queeren Angebote in den sozialen Medien bekommen. Die
Stimmung könnte sich dann
auch in den Schulen ändern.
Kaiser fürchtet, dass etwa Vorträge vom Zentrum für sexu-

Zusammen mit Pro}éktieiter Max Rainer (Mitte) haben die Postbus-Lehr-

linge den Steyr-Traktor Typ 180 in seine Einzelteile zerlegt.

Foto: Langegger

elle Gesundheit in Schulen
gestrichen werden könnten.
Vor einer möglichen blauschwarzen Regierung fürchtet sich Kaiser trotzdem nicht.
„Es kommt auch immer auf
die handelnden Personen
an“, sagt er. Kaiser weiß, wovon er spricht, denn er war
selbst Mitglied der FPÖ. Mit
zwölf Jahren trat er der Freiheitlichen Partei im Bezirk

Waidhofen an der Thaya bei.
Er war Stellvertreter des damaligen Bezirksparteiobmanns Gottfried Waldhäusl.
Auf kommunaler Ebene hätten ihn damals die Inhalte
der Blauen in seiner in jener
Zeit rot regierten und sich
wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast befindlichen Heimatgemeinde Dietmanns bei
Groß Siegharts angesprochen.
„Ich schäme mich nicht. Das
gehört zu meiner Vergangenheit. Man kann aus jeder Erfahrung im Leben etwas Positives herausholen“, so Kaiser.
Zum Austritt haben ihn letzten Endes aber doch schwulenfeindliche Äußerungen
gegen seine Person bewogen.
Kaiser geht nicht nur in seiner Rolle als Hosi-Vereinsobmann voll auf. Er organisiert
auch leidenschaftlich gerne
die Pride. Für heuer verspricht
er wieder zahlreiche Neuerungen bei der Parade.

Droht ein Förderstopp?

Und wie sieht es in Zeiten
leerer Kassen bei Stadt, Land
und Bund aus mit Förderungen für die Vereine von Minderheiten? Der Innsbrucker
Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA-Innsbruck)
steht aktuell zu seinem Versprechen: „Unsere Zusage,
die Subventionen und Unterstützungen für Vereine für
2025 ungekürzt auf Vorjahresniveau zu halten, ist ein politisches Versprechen“, betont
Anzengruber. Konkret hat die
Hosi Tirol seit 2021 von der
Stadt Insbruck 6000 Euro an
finanzieller Unterstützung
bekommen.

Auch das Land Tirol fördert
den Verein: Für heuer sei eine
Förderung von 12.000 Euro
vorgesehen, heißt es vom
Land. 2024 betrug die Fördersumme rund 11.700 Euro.

In den nächsten Monaten geht es an die Feinarbeit: Die Jugendlichen

werden den Traktor nach und nach restaurieren.

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Fotos: Axel Springer