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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Kalte Nächte für Obdachlose“, Seite 10

19.1.2025

Kalte Nächte für Obdachlose

Rund 50 Menschen trotzen Nacht für Nacht auf Innsbrucks Straßen der Kälte.
Manche suchen Schutz in Abbruchhäusern. Die Notschlafstellen sind belegt.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck — Die Innsbrucker Notschlafstellen sind
weitgehend ausgelastet,
die nächtlichen Temperaturen sinken seit Wochen teils deutlich unter
den Gefrierpunkt. Harte
Zeiten für Obdachlose.
„Etwa 50 Menschen leben derzeit in Innsbruck
auf der Straße“, sagt Michael Hennermann vom
Verein für Obdachlose:
„Die Streetworker haben
zu 40 Kontakt und die
zehn anderen zumindest
im Auge.“

Einige suchen in Abbruchhäusern Schutz
vor der Kälte. Etwa in der
aufgelassenen Autobahn-
Raststätte Ampasser Hof.
Oder in einem Wiltener
Abbruchhaus, das vor
zehn Tagen in Brand geraten ist. Vier Obdachlose
mussten die Ruine mitten
in der Nacht verlassen.
Als Feuerwehrmänner am
Vormittag zum Brandort zurückkehrten, war
das Haus schon wieder

„Häuser denen, die sie brauchen“, steht auf dem Transparent, das am Ampasser

wurde. Im Gebäude suchen Obdachlose Schutz vor der Kälte.

bewohnt. Hennermann
weiß, dass sich keineswegs alle Obdachlosen
in den Notschlafstellen
wohlfühlen. Oft ist die
Nähe in den Mehrbettzimmern der Grund.

Obwohl die insgesamt
rund 260 Betten der vier
Innsbrucker Notschlaf-
Einrichtungen weitgehend ausgelastet sind,
sieht Hennermann die
Lösung des Problems

Seite 3 von 6

Hof angebracht
Foto: Liebl

nicht in einer weiteren
Notunterkunft. „Vielmehr
fehlt es an Sozialwohnungen, die Obdachlosen zugewiesen werden können. Es ist nicht Sinn der
Sache, dass die Menschen

Foto: Böhm

‚ Etwa 50 Menschen leben
derzeit in Innsbruck
auf der Straße. Die
Notschlafstellen sind
ziemlich voll.“

Michael Hennermann
(Verein für Obdachlose)

jahrelang in solchen Einrichtungen bleiben.“ Zumal auch Wohnungslose
in den Notschlafstellen
leben, die einer geregelten Arbeit nachgehen.

Hennermann hofft,
dass sich die Situation
durch neue Vergaberichtlinien in Innsbruck auch
für Menschen bessert, die
kein Dach über dem Kopf
haben.