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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_01_18_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„‚Jetzt weiß ich nicht mehr weiter‘““, Seite 20
„Jetzt weiß ich
nicht mehr weiter“
Die Teuerungsberatung ist oft Anlaufstelle bei ernsten Problemen. Doch
die Sprechstunde im Innsbrucker Rathaus hilft auch bei einfachen Fragen.
Von Verena Langegger brucks Bürgermeister Jo-
Innsbruck — Eine 92-jährige
alleinstehende Person wird
ohne Angehörige und SozialarbeiterIn aus einer Krankenanstalt in die eigene Wohnung entlassen. Ihr Antrag
auf Pflegegeld wurde von der
Klinik gestellt. Die Betroffene weiß, nachdem sie wieder
zuhause ist, weder wo nachfragen, noch wer ihr im Alltag
helfen kann. Sie hat niemanden, der für sie kocht, und
auch keinen Notrufknopf.
Hilfe für Alleinstehende
Die Seniorin spricht bei der
Teuerungsberatung vor. „Irgendjemand, der sich mit Pflegegeld auskennt, meldet sich
dann in ein paar Wochen“,
soll ihr in der Klinik gesagt
worden sein, erzählt sie: „Jetzt
weiß ich auch nicht mehr
weiter.“ Früher sei sie schon
einmal im Bürgerservice gewesen, deshalb sei sie jetzt
hier. „Die Teuerungsberatung
konnte in diesem konkreten
Fall Licht ins Dunkel bringen“,
erklärt Teuerungsberatungs-
‚ Damit die Gespräche individuell
und persönlich sein
können, arbeiten wir mit
Terminvereinbarung.“
Sabine Kröß-Tönner
(Bürgerservice)
Koordinatorin Sonja Lezuo.
„Wir konnten den Ist-Stand
klären und der Seniorin einen
mobilen Sozialarbeiter für die
Abwicklung der Formalitäten
wie Pflegegeld und weitere
Unterstützungen vermitteln.“
Außerdem wurde von der
Teuerungsberatung ein Hausnotrufknopf über das Rote
Kreuz organisiert. Mit Hilfe der
Innsbrucker Sozialen Dienste
(ISD) konnte unbürokratisch
der Innsbrucker Menü-Service
beantragt werden. Aufgrund
des hohen Alters der Frau
wurden jene Personen und
Organisationen, die die Frau
unterstützen, von der Teuerungsberatung informiert. „Wir
konnten hier eine besonders
wichtige Funktion als Erstanlaufstelle, vor allem aber jene
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Auch ältere Personen wenden sich oft an die Teuerungsberatung, weil sie
Schwierigkeiten mit digitalen Formularen haben.
als soziales Auffangnetz wahrnehmen“, sagt Sonja Lezuo.
Vor zwei Jahren wurde die
Teuerungsberatung ins Leben
gerufen. Die Innsbrucker Bevölkerung sollte sich im Förderungsdschungel leichter
zurechtfinden.
Großer Andrang
Die Stadt wollte eine niederschwellige, barrierefreie, zentrale Anlaufstelle schaffen,
wo Betroffene bzw. KlientInnen eine erste Orientierung
und Hilfestellung bei sozialen Fragen bzw. Förder- und
Unterstützungsangebot erhalten können. Zu dieser Zeit
wurden von Bund und Land
nach der Pandemie und mit
Verteuerung der Energiepreise wegen des Ukraine-Krieges
gerade Anti-Teuerungs-Pakete aufgelegt. Neben Beratungen rund um Förderungen
oder Subventionen wurde die
Beratung bereits im Jahr 2023
Foto: iStock
erweitert. Wegen Problemen
beim Einrichten der ID-Austria als Nachfolgemodell der
Handy-Signatur wird etwa
auch beim Einrichten geholfen.
Gerade ältere Menschen
’ , Wir konnten den
Ist-Stand klären
und der Seniorin einen
mobilen Sozialarbeiter
vermitteln.“
Sonja Lezuo
(Teuerungsberatung)
oder Menschen mit sprachlichen Barrieren haben oft
Probleme mit Formularen,
speziell in der digitalen Welt,
erzählt die Teuerungsberatungs-Koordinatorin. Unterstützung gibt es aber nicht
nur im Rathaus, „der Magistrat soll auch direkt bei den
Menschen sein“, sagt Inns-
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hannes Anzengruber (Liste
JA-Innsbruck). Er setzt auf
mobile Beratungstermine
direkt in den Stadtteilen. So
finden Beratungstermine im
Einkaufszentrum Sillpark
statt, ebenso wie im Alpen-
Zzo0 oder im Sommer am Baggersee oder im Tivoli. Sabine
Kröß-Tönner vom Bürgerservice sieht großen Bedarf nach
der Teuerungsberatung.
Persönliche Gespräche
Eröffnet am 16. Jänner 2023,
gab es im Gründungsjahr bereits 4609 Bürgerkontakte,
2024 waren es 4699. Persönliche Beratungsgespräche zum
Thema Teuerung waren es
insgesamt 466. „Damit die Gespräche individuell und persönlich sein können, arbeiten
wir für das Beratungsservice
mit Sprechstunden und Terminvereinbarungen“, sagt
Kröß-Tönner. Erst kürzlich
habe es in einem Fall Schwierigkeiten bei der finanziellen
Hilfestellung in einem Pflegefall gegeben. Ein volljähriger
Sohn sei wegen der Krankheit
seiner Mutter weiter bei ihr in
der Wohnung geblieben.
Hilfe im Förderdschungel
Durch die Rückkehr in die eigene Wohnung zusammen
mit dem Sohn habe sie emotionale Unterstützung erfahren,
berichtet Lezuo. Da der Sohn
arbeitet, zählt sein Gehalt aber
zum Familieneinkommen.
„Einzeln hätten beide aber
Anspruch auf mehrere Förderungen“, so die Teuerungsberaterin. „Durch den emotional
sehr wichtigen Familienverbund fallen beide aus allen sozialen Unterstützungsnetzen
heraus.“ Oft sei diese Teuerungs-Sprechstunde aber
auch einfach ein erster Kontakt. Dann werde an entsprechende Stellen weitervermittelt, etwa wenn jemand eine
Mietzinsbeihilfe braucht oder
sich mit der Familienbeihilfe überhaupt nicht auskennt.
Besonders wichtig sei deshalb
auch, dass die Sprechstunde
der Teuerungsberatung seit
2024 im Sozialroutenplan und
verschiedenen Flyern platziert
ist, so Lezuo.