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Jahr: 2025

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- S.13

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Kurier

KURIER

„Geheimpapier setzt MCI-Aus in

11.1.2025

neues Licht“, Seite 13

Fakten

Das MCI

bezeichnet sich
selbst als „Unternehmerische Hochschule“, Träger sind
Land Tirol, Stadt
Innsbruck, Wirtschaftskammer,
Arbeiterkammer und
Industriellenvereinigung. 1999 bekam
das MCI einen
eigenen Campus.
Bereits 2008 gab es
Gespräche über
einen Neubau

LAND TIROL/HENNING LARSEN

Pannenserie

2015 beschloss die
Landesregierung die
Finanzierung eines
MCI-Neubaus. 2016
wurde ein Siegerentwurf gekürt. Als
Kosten wurden 80
Mio. Euro genannt.
2018 drückte das
Land die Stopptaste,
da mit 135 Millionen
Euro für den Bau
gerechnet wurde. Es
folgten Neuausschreibung und ein
neuer Architektenentwurf. 2022
wurden die Kosten
mit 250 Mio. Euro

< M E n — T - beziffert. Ende 2024
A E z E S * " e Z In r — — T u “ < LA — sagte LH Anton
Der Entwurf des renommierten Architekturbüros Henning Larsen war bereits der zweite - nun ebenfalls gescheiterte - Anlauf für den Neubau der privaten Hochschule Mattie das Projekt ab

Geheimpapier setzt MCI-Aus in neues Licht

Tirol. Landeshauptmann Anton Mattle hat das größte Hochbauprojekt des Landes abgesagt. Ein zuvor
beauftragtes Gutachten zeigt jetzt: Die BIG hätte MCI-Neubau ohne Neuausschreibung übernehmen können

ist zu prüfen, ob rechtlichen Hürden für eine seine Planungsgrundlagen kann festgehalten anderem die Errichtung von
VONCHRISTIAN UG einfiß‘entlic?ll%er3tiiche Übernahme durch die BIG. einbringt und künftige MCI- "iferden {;;;5 die in Universitäts- und Hochschul-
Bis zum 13. Dezember war der S Eine Neuausschreibung hätte Mieten an die BIG stemmt. n gebäuden. Sie verfüge dafür
Neubau des Management Cen- Zusammenarbeit ohne es demnach nicht gebraucht. Aussicht genommene über einen eigenen Unternehter Innsbruck (MCI) das größ- Vergabeverfahren Das auf den 16. Dezember Ein gemeinsames Ziel Kooperation im mensbereich dafür.
te Hochbauprojekt des Landes möglich ist“ datierte „Vergaberechtliche Breitenfeld sieht letztlich alle öffentlichen Interesse ist“ Weder BIG noch Land sei-
Tirol. An diesem Tag zog Lan- Strategiepapier“ geht der Fra- dafür notwendigen Voraus- en zudem am freien Markt tädeshauptmann Anton Mattle Aus dem Gutachten ge nach, ob eine „öffentlich-öf- setzungen erfüllt. Etwa, dass Das Gutachten zu einer der tig — was ein Ausschlusskrite-
(OVP) einen unkonventionel- zum Prüfauftrag (sinngemäß) _fentliche Kooperation“ zwi- die Zusammenarbeit „aus- Voraussetzungen (sinngemäß) rium für eine öffentlich-öf-

len Schlussstrich unter das
Vorhaben, das über mehrere
Regierungsperioden verfolgt
wurde und dabei von Pannen,
Steuergeldverschwendung
und Streitereien begleitet war:

„Die Diskussion rund um
den MCI-Neubau ist beendet“,
erklärte Mattle in einem Social-Media-Video, sagte das
Vorhaben ab und erklärte das
mit der „angespannten finanziellen Situation der Gemeinden und des Landes“.

250 Millionen Euro

Ein Jahr zuvor hatte der inzwischen aus der Landesregierung ausgeschiedene Georg
Dornauer (SPO) als Hochbaureferent den Finanzbedarf für
das Projekt mit 250 Millionen
Euro beziffert. Sein ÖVP-Vorgänger Johannes Tratter hatte
eine „Oberkante“ von 135 Millionen Euro versprochen, dabei jedoch verschwiegen, dass
sich die Kosten durch Indexanpassungen stetig erhöhten und
sich nur auf die Errichtung des
Hauptgebäudes bezogen.

Die nun getroffene Entscheidung des Landeshauptmanns fiel nicht nur in die
Phase der Übergabe der Ressortverantwortung von Dor-

nauer an dessen SPÖ-Nachfolger Philip Wohlgemuth.
Das Aus kam auch in einer
Zeit, in der man allseits gespannt auf ein Gutachten
wartete, mit dem das Land
klären lassen wollte, ob eventuell die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) das Bauprojekt übernehmen könnte.
Und zwar ohne Neuausschreibung. Die wäre nämlich
einem Start des Projekts bei
null gleichgekommen.

Besagte Rechtsexpertise
lag bereits wenige Tage nach
Mattles Paukenschlag vor.
Ans Licht der Öffentlichkeit
kam sie aber nicht, was Dornauer gegenüber der Tiroler
Tageszeitung so erklärte: „Das
gegenständlich beauftragte
Gutachten dient zur Vorbereitung von Entscheidungen in
einer vergaberechtlichen Angelegenheit, deren Geheimhaltung geboten ist.“

Das „Geheimpapier“ liegt
dem KURIER vor. Anders als
medial kolportiert fällt das
Gutachten, erstellt vom Wiener Vergaberechtsexperten
Michael Breitenfeld, keineswegs negativ aus - im Gegenteil. Breitenfeld sah keine

schen Land Tirol und BIG so
wie allenfalls der Stadt Innsbruck als Eigentümerin des
Projektgrundstücks „ohne
Durchführung eines Vergabeverfahrens“ möglich wäre.
Überprüft wurde konkret,
ob die Stadt der BIG „ohne öffentliche Ausschreibung“ ein
Baurecht einräumen bzw. die
Liegenschaft übertragen
könnte und das Immobilienunternehmen der Republik
den MCI-Neubau „auf eigene
Kosten und eigenes Risiko
realisieren“ dürfte. Vorausgesetzt wurde, dass das Land

schließlich zwischen öffentlichen Auftraggebern erfolgt“
oder der „Erreichung gemeinsamer Ziele“ dient.

Damit fällt diese Expertise
vollkommen konträr zur
Sichtweise des Innsbrucker
Anwalts Herbert Schöpf aus,
der das Land Tirol seit Jahren
in Sachen MCI berät. So riet
er etwa 2018 von der Umsetzung eines bereits vorliegenden Siegerentwurfs aus
einem Architekturwettbewerb ab. Die Politik folgte
ihm dabei und setzte im Zuge
eines Neustarts auf ein vom

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3
5

Juristen empfohlenes Dialog-
Verfahren samt Totalunternehmermodell. Das brachte
das nunmehr ebenfalls abgesagte Projekt hervor.

Im Juli trat Schöpf im Namen von Mattle und Dornauer mit der Frage an die BIG
heran, ob diese den „Neubau
MCI Campus“ realisieren
könnte. Auch dieses Schreiben liegt dem KURIER vor.
Darin skizziert der Anwalt
verschiedene Varianten und
seine jeweiligen „vergaberechtlichen Überlegungen“
dazu — so eben auch zu einer
„Verwaltungskooperation“.
Und anders als der Wiener
Experte schließt Schöpf diese
Option aus, da der MCI-Neubau nicht der Erreichung
eines „gemeinsamen Ziels“
von Land und BIG diene.

Das im Verborgenen gehaltene Breitenfeld-Gutachten
sieht sehr wohl ein verbindendes öffentliches Interesse: Das
Land Tirol sei der „maßgebliche Träger des MCI“, zu dessen
Aufgabe die „Bereitstellung
der nötigen Infrastruktur für
den Betrieb der Hochschule“
gehört, heißt es dazu. Aufgabe
der BIG wiederum sei unter

fentliche Kooperation wäre.
Erfüllt ist hingegen die Voraussetzung, dass alle Beteiligten Leistungen beisteuern
müssten: Das Land würde
Vorentwurf samt Kostenschätzung einbringen — beides Drittleistungen Privater,
die aber ausgeschrieben wurden. Von der Stadt käme —
wie stets vorgesehen — der
Grund. Die Bundesimmobiliengesellschaft würde ihre
Expertise zur Verfügung stellen und den Bau abwickeln.

Jeder steuert etwas bei
Das Land hätte über die Bezahlung der MCI-Mieten zwar
die Baukosten refinanzieren
und dafür natürlich auch kräftig in die Tasche greifen müssen. Es wurde jedoch gehofft,
dass die BIG billiger bauen
könnte, Nicht abwegig. So
bringt das Unternehmen etwa
gerade den Neubau des Hauses der Physik für die Universität Innsbruck auf Schiene. Die
Kosten sollen sich auf 230 Millionen Euro belaufen, wie der
ORF Tirol zuletzt berichtete.
Das Gebäude soll also weniger
als der MCI-Neubau kosten,
hätte aber fast die doppelte
Nutzfläche.