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Jahr: 2024

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Bezirksblätter Innsbruck

„Mein Bezirk vor Ort“, Seite 11

Peter Anich verleiht der Anichstraße ihren Namen. Foto: Gemeinde Oberperfuss

Ein Kartograf als
Namensgeber

Die Anichstraße in Innsbruck
ist in vielerlei Hinsicht ein geschichtsträchtiger Ort. Unter anderem auch wegen ihres berühmten Namengebers - Peter Anich.
Seit 1878 ist die Straße dem wohl
bekanntesten Tiroler Kartografen gewidmet. Als einziger Sohn
von Ingenuin Anich und seiner
Frau Gertrud interessierte sich
Peter Anich schon in seinen jungen Jahren für den Sternenhimmel und die großen Weiten der
Welt und erzielte als sogenannte
„Bauernkartograf“ maßgebliche
Errungenschaften für die Tiroler
Geschichte. Am bekanntesten ist
sein Werk „Atlas Tyrolensis“. Der
Kartograf vermaß mit Präzision
das Land und nutzte dafür seine
selbst erzeugten Vermessungsgeräte. Aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes wurde er ab
1764 von Blasius Huber begleitet.
Nach dem Tod Peter Anichs am 1.
September 1766 beendete dieser
die berühmten Karten Tirols.

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( Foto:-MeinBezirk

Schatten in der Anichstraße

Meinbezirk blickt auf die Geschehnisse in der Pogromnacht von 1938

Innsbruck erinnert sich und steht
bei der Gedenkkultur immer
noch vor großen Herausforderungen. Meinbezirk blickt auf
die Geschehnisse in der Pogromnacht von 1938 und die Bedeutung der Anichstraße.

Tiroler Befehl

Gauleiter Franz Hofer erteilte
nach seiner Rückkehr von den
Parteifeiern in München am 10.
November 1938 um ein Uhr früh
den lokalen Führern der SS, SA,
SIPO, Gestapo und des SD den
Auftrag, dass sich „die kochende
Volksseele gegen die Juden“ erheben müsse, weil der deutsche
Diplomat Ernst vom Rath in Paris
einem Attentat eines 17-jährigen
Juden erlegen war.

Beispiel Anichstraße

Die Anichstraße war Heimat
zahlreicher Geschäftsleute der jüdischen Gemeinde in Innsbruck.
1889 gab es im Wahlkampf ein
antisemitisches Flugblatt, das
unter anderem das Geschäft des
jüdischen Händlers Jakob Picker
in der Anichstraße anprangerte.
Zahlreiche jüdische Betriebe waren in der Straße angesiedelt, darunter das Modehaus Julius Meisel (Anichstraße 3), das 1938 nach

Der Spirituosenhandel von Alois Hermann in der Leopoldstraße wurde

geplündert und zerstört.

dem „Anschluss“ arisiert wurde.
Die Familie Meisel musste nach
Wien fliehen und wurde 1942
nach Polen deportiert und ermordet. Auch das Wiener Kleiderhaus
„Zum Matrosen“ von Leon Abrahmer (Anichstraße 4) und das
Modehaus Stiassny & Schlesinger (Anichstraße 4) wurden nach
1938 arisiert, ebenfalls die Samuel
Hacker OHG (Anichstraße 6) nach
der Verhaftung von Erich Hacker
im Jahr 1938. Die Familie Brüll betrieb ein Möbelhaus in der Anichstraße 7 und wurde in der Pogromnacht überfallen. Nach der
Arisierung konnte das Geschäft
1949 an die Familie zurückgegeben werden. Grete Berger führte

Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum

ein Kinderkonfektionsgeschäft
(Anichstraße 13), ihr Mann wurde
in der Pogromnacht ermordet.
Sie konnte mit ihrem Sohn Walter nach Palästina flüchten. Der
zweite Sohn Fritz wanderte im
August 1938 nach England aus.

ANICHSTRASSE

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Peter Anich: Vom
Porträt zum Buch

Vor einem Jahr feierte man den
300. Geburtstag Peter Anichs. Zu
diesem Anlass wurde ihm eine
Sonderbriefmarke gewidmet. Der
Produktion ging eine Debatte voraus, denn es war nicht klar, welches von zwei Gemälden das Originalporträt des Kartografen ist.
Die Klärung dieser Frage mündete in ein Buch, „Das Bild des Peter
Anich“ von Sybille Moser-Ernst
und Ursula Marinelli, das am 27.
November um 18:00 Uhr im Tiroler Landesarchiv vorgestellt wird.

Das Bild entstand vor 1907. Es zeigt die Anichstraße von der Maria-Theresien-Straße aus gesehen.

Foto: Stadtarchiv Innsbruck

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Vom Torbogen zur
Verkehrsachse

Die Anichstraße, wie wir sie heute kennen, existiert noch nicht
sehrlange. Da wo die Anichstraße
von der Maria-Theresienstraße
abzweigt, gab es früher nur einen
kleinen Torbogen durch den man
in die damals Melzer- oder Pestgaßl genannte kleine Straße gelangen konnte. Das Melzerhaus
„versperrte“ nämlich den Eingang
zur heutigen Anichstraße. 1877
konnte durch den Ankauf und
Abbruch des Melzerhauses der
Straßeneingang geöffnet werden.