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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_11_22_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„‚Wenn gefüttert wird, dann tauchen auch die Ratten auf“‘“, Seite 21
Schon die kleinsten Essensreste reichen aus, um Ratten in Scharen anzulocken.
„Wenn gefüttert wird, dann
tauchen auch die Ratten auf“
Innsbruck hat kein Rattenproblem. Doch die Nager werden derzeit auch
spielen Taubenfütterer eine Rolle.
tagsüber häufiger gesichtet. Dabei
Innsbruck — Sie laufen über
Gehsteige, huschen aus kleinen Löchern oder lugen hinter den Säulen hervor: Die
Innsbrucker Johanneskirche
ist derzeit einer jener Orte, an
denen Passanten besonders
häufig Ratten entdecken. „Das
hängt vor allem damit zusammen, dass dort die Tauben gefüttert werden“, weiß Thomas
Klingler, Leiter des Amtes für
Grünanlagen der Stadt Innsbruck. „Immer wenn irgendwo
gefüttert wird oder Essensreste
zurückbleiben, tauchen auch
Ratten auf.“
Dieses Problem kennt auch
Mario Höller, Geschäftsführer
der Innsbrucker Schädlingsbekämpfungsfirma „Freivon“,
„Neben dem Thema Taubenfütterung sieht man das in
privaten Gärten oft, wenn die
Leute dort Hühner oder andere Tiere züchten. Für die Ratten ist das ein Paradies“, zeigt
er auf. Seine Firma bekämpfe
die Tiere im Außenbereich mit
einem Mittel, das „Cholecalci-
ferol“, also Vitamin D3 in einer
für die Ratten letalen Dosis,
beinhaltet. „Die Wirkung tritt
verzögert ein, denn Ratten
sind sehr intelligent. Wenn sie
merken, dass etwas mit dem
Futter nicht stimmt, greifen
sie es nicht an.“
Die Vergiftung mit dem
verwendeten Mittel verlaufe
schmerzfrei für die Tiere. „Wir
versuchen immer Mittel und
Wege zu finden, dass das Tier-
‚ Ratten haben ein
Imageproblem und
sind schon seit der Pest
ein Erzfeind für den
Menschen.“
Thomas Klestil
(Wildtierbeauftragter)
leid so gering wie möglich ist.
Jedes Tier hat seine Daseinsberechtigung, auch Ratten.“
Von einer Rattenplage kann
in Innsbruck laut dem Wildtierbeauftragten Thomas Klestil nicht die Rede sein. Man ist
sich aber darüber im Klaren,
dass es durch lokale Häufungen zu einem Leidensdruck
bei Anrainern kommen kann.
„Es ist schwer zu sagen, wie
viele Ratten es tatsächlich in
der Stadt gibt. Die Größe der
Population hängt von der Verfügbarkeit von Futter ab“, sagt
er und gibt zu bedenken, dass
Ratten wie andere Tiere eine
Art evolutionären Mechanismus der Fortpflanzung besitzen: „Je mehr sie bejagt werden, umso mehr pflanzen sie
sich fort. Das ist wie ein Überlebensinstinkt, den wir auch
bei anderen Tieren oder Pflanzen beobachten.“
Für das Rattenmanagement
der Stadt stehen nur begrenzt
Methoden zur Verfügung.
„Ratten haben ein Imageproblem und sind schon seit
der Pest ein Erzfeind für den
Menschen“, glaubt Klestil.
„Ich habe noch nie von einem
Lenkungssystem für Ratten
— ähnlich den Konzepten für
Stadttauben —- gehört. Zur Be-
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kämpfung bleiben kaum adäquate Alternativen zum Gift.“
Tierschutz Austria fordert
ein grundsätzliches Umdenken in Österreich: „Rattenbefall darf nicht länger isoliert
betrachtet werden, denn viele
Faktoren hängen damit zusammen“, so die Tierschützer.
Tauchen irgendwo zu viele
Ratten auf, sei das ein „Symptom anderer Probleme“, etwa durch bauliche Faktoren,
Müllentsorgung und Mülltrennung, Tourismus und
Gastronomie oder die Lebensumstände der Bevölkerung.
Auch Klingler weiß aus Erfahrung, dass Sauberkeit der
Orte und die Einhaltung des
Taubenfütterungsverbots einen großen Beitrag dazu leisten, dass sich die kleinen Nager nicht zu stark ausbreiten,
„Leider glauben Taubenfütterer gerade jetzt im Herbst
oder im Winter, dass sie den
Tieren etwas Gutes tun, obwohl damit das Gegenteil erreicht wird.“ (rena)