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Jahr: 2024
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- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Ein stiller Ort, der Erinnerungen lebendig hält“, Seite 10+11
1.11.2024
Ein stiller Ort, der Erinnerungen lebendig hält
Der Tummelplatz bei Amras
gemahnt an die Sinnlosigkeit
des Krieges. Ein Verein pflegt
die Anlage ehrenamtlich - und
führt ein besonderes Erbe fort.
Von Michael Domanig
Innsbruck - Wenn am
Sonntag, den 3. November, die traditionelle Gedenkfeier für die Verstorbenen der beiden
Weltkriege am Innsbrucker Tummelplatz stattfindet, wird etwas anders
sein als in den Vorjahren:
Es ist die erste „Seelenfeier“ nach der prägenden
Ära von Hans Zimmermann, der im Dezember
2023 überraschend mit 60
Jahren verstorben ist.
‚ Der Tummel-
platz soll zum
Nachdenken anregen
und daran erinnern,
dass Krieg nie eine
Lösung ist.“
Rent Geiger (Obmann des
Tummelplatzvereins)
Zimmermann hatte
den Tummelplatzverein,
der die bekannte Landesgedächtnisstätte im Wald
hoch über Amras rein ehrenamtlich betreut, elf
Jahre lang als Obmann
geleitet und tiefe Fußstapfen hinterl
des Vereins. „Das ganze
Jahr war eine große Herausforderung. Aber mit
unserem tollen Team, einer guten Mischung aus
Erfahrenen und neuen
Gesichtern, haben wir es
ganz gut gemeistert.“
Hoher Erhaltungsaufwand
Am Tummelplatz ruhen
Hunderte Gefallene aus
der Zeit der Napoleonischen Kriege, die im nahen, damals als Feldspital
genutzten Schloss Ambras
starben, ebenso Frauen, die dort Pflegedienste
leisteten. Mitte des 19, Jh.
wurden am Waldfriedhof
letztmals Soldaten beigesetzt. Ab dann diente er
nicht mehr als Begräbnisstätte im engeren Sinn,
vielmehr wurden nach
und nach zahlreiche symbolische Gräber und Gedenkstätten für Soldaten
errichtet, die in der Ferne
gefallen sind.
Heute befinden sich auf
der 5700 m* großen Waldlichtung 1000 Grabkreuze
— vor allem für Gefallene
der Weltkriege -, eine Reihe von Kapellen und zahlreiche Denkmäler.
Der Erhaltungsaufwand
für den Verein ist das ganze Jahr über entsprechend
hoch: Es beginnt mit dem
Frühjahrsputz, bei dem
Abfälle sowie liegengebliebene Kerzen und Gestecke entfernt werden.
Im Frühling, bevor Bittgänge und Maiandachten setzen die
„Man merkt jetzt so richtig, was Hans alles geleistet hat“, sagt der 37-jährige Ren€e Geiger, seit dem
Frühjahr neuer Obmann
Freiwilligen Hunderte Blumen. Mäharbeiten in der
warmen Jahreszeit sind
ebenso zu leisten wie die
herbstlichen Vorbereitun-
Hunderte Grabkreuze für meist
gen für das Patrozinium
der Großen Kreuzkapelle
und eben die Gedenkfeier Anfang November: So
werden morgen Samstag
nochmals über 400 winterharte Blumen (gespendet von der Gärtnerei Seidemann) gepflanzt.
Auf Freiwillige ist Verlass
„Zum Glück gibt es immer
genug helfende Hände,
das ist sehr wertvoll“, freut
sich Geiger. Beim Herbstputz letzte Woche habe
er angesichts des Wetters
kurz Bedenken gehabt -
aber selbst bei Regen war
vollauf Verlass auf die flei-
Rigen Mitglieder,
Über alldem steht für
Geiger eine zentrale Botschaft: „Der Tummelplatz
sehr jung und fern von Tirol gefallene Männer machen die L
soll zum Nachdenken anregen und dazu mahnen,
dass Krieg nie eine Lösung ist - gerade in Zeiten
zu einem berü Ort.
Fotox Domamg
wie diesen, wo er in Europa leider wieder so nahe gerückt ist.“ Zugleich
gehe es um Dankbarkeit
Karl Klotz, ü
Über 300 Mitglieder zählt der Tummelplatzverein mit (v.r.) Obin Sigrid
mann Rene Geiger,
Zimmermann und Kassier Dominik Ebner,
Feto Domung
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dafür, dass hierzulande
nun schon lange Frieden
herrscht, Genau das soll
übrigens bereits Schulkindern bei Besuchen vor Ort
vermittelt werden.
Zugleich ist der Tummelplatz ein besonderer,
stiller, fast verwunschen
wirkender Ort, „Der Platz
ist zu jeder Jahreszeit
schön, ein richtiger Kraft-
latz“, meint Sigrid Zimmermann, Gattin des verstorbenen Altobmanns,
die als Schriftführerin tätig ist. „Sigrid hat zu mir
gesagt: ‚Wenn du weiter-
machst, mache ich auch
weiter‘“, erzählt Geiger,
der zuvor schon Obmann-
Stellvertreter war. Und so
habe man beschlossen,
die Arbeit im Sinne von
Hans Zimmermann (posthum zum Ehrenmitglied
ernannt) weiterzuführen.
Dessen Schwiegersohn
Dominik Ebner ist als Kassier ebenfalls mit dabei.
Platz verändert sich
Und die Arbeit endet nie:
In der Ära Zimmermann
waren, mit Unterstützung
von Land, Landesgedächtnisstiftung, Schwarzem
Kreuz, Kameradschaftsbund, Verschönerungsverein und privaten Gönnern, Hunderte Kreuze
und Gedenktafeln saniert
worden. Dieser Kreislauf
beginnt nun von Neuem,
wobei etwa bei schmiedeeisernen Grabkreuzen
stets Professionisten gefragt sind — erst recht bei
den denkmalgeschützten
Objekten.
Der Tummelplatz verändert sich aber auch:
Wiederholt kamen Gedenkkreuze hinzu, etwa
für die Berufsfeuerwehr
oder die Vereinigung Österreichischer Peacekeeper. Und auch Private
fragen immer wieder an,
ob gefallene Verwandte,
an die sonst kein Gedenkzeichen erinnert, auf einem Grabkreuz vermerkt
werden können. Auch so
bleibt die Gedächtnisstätte ein lebendiger Ort.
Die Landesgedächtnisstätte Tummelplatz
Vereine, Studentenverbindungen etc. Grabkreuze und
Denkmäler für in der Feme
verstorbenen Soldaten. Als