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Jahr: 2024

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Der Standard

„Ein Abgang ohne Einsicht“, Seite 7

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Schillernder Vorgänger, (noch) dezenter Nachfolger: Wohlgemuth (rechts) gilt im Gegensatz zu Dornauer nicht als Doskozil-Verbündeter.

Ein Abgang ohne Einsicht

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer zieht sich wegen des Unmuts über seinen Jagdausflug in die zweite
Reihe zurück. Nachfolger wird Georg Wohlgemuth. Für Bundeschef Babler ist das eine gute Nachricht.

Gerald John

die Botschaft, die namhafte Ge-

nossen von SPÖ-Chef Andreas
Babler abwärts Georg Dornauer ausgerichtet haben, nachdem dessen
Jagdausflug mit Rene Benko bekannt geworden war. Am Mittwoch
ist Tirols SPÖ-Chef und Vize-Landeshauptmann der verklausulierten
Aufforderung nachgekommen und
hat seinen Rücktritt verkündet.
Gänzlich verlässt der 41-Jährige die
Politik aber nicht, er will sich auf sein
Mandat als Landtagsabgeordneter
zurückziehen.

Aus eigener Einsicht, das machte
sein Auftritt klar, geschah dies allerdings nicht. „Bei aller schiefen Optik
und nachvollziehbarem Unverständnis“ über das verhängnisvolle Foto,
das ihn gemeinsam mit dem Signa-
Pleitier Benko hinter einem toten
Hirsch zeigt, habe er weder einen Gesetzesbruch begangen noch einen
Schaden verursacht oder eine verbotene Einladung angenommen. „Ich
sehe bis heute keinen Rücktrittsgrund“, sagte Dornauer, doch manche in der Partei, nicht alle, beurteilten das anders. Als Demokrat füge er
sich, indem er zwar nicht zurück-,
sehr wohl aber „zur Seite“ trete.

Zuvor war der Druck aus den Parteireihen auf Dornauer kontinuierlich angestiegen. Nach der Innsbrucker Stadtpartei, die ihn mittels Bezirksausschuss einstimmig zum
Rücktritt aufforderte, äußerten sich
auch hohe Sozialdemokraten aus den
Ländern mehr oder minder deutlich.
Schließlich gab Dornauer den Kampf
um seinen Verbleib auf.

Seine Ämter übergeben will Dornauer am 18, Dezember. Als Nachfolger in Partei und Landesregierung
nannte er Tirols ÖGB-Chef Philip
Wohlgemuth, Der designierte Neue
unterscheidet sich zumindest Seinem Ruf nach fundamental vom Vorgänger. Im Vergleich zum leutseligen, das Volksfest ebenso wie die
Schlagzeile suchenden Dornauer gilt
der 37-Jährige als geradezu unscheinbar. Außerdem wird der Gewerkschafter nicht zur Anhängerschaft

Erwisse‚ was zu tun sei: Das war

von Hans Peter Doskozil gerechnet.
Verankert ist er in der Innsbrucker
Stadtpartei, wo Bundesparteichef
Babler einigen Rückhalt genießt. Für
diesen mündet die Affäre somit trotz
aller negativen Schlagzeilen über die
SPÖ in einer guten Nachricht. Denn
von Dornauer hat ihn getrennt, dass
dieser auf einer Linie mit dem Rivalen Doskozil war - und dies der SPÖ-
Spitze mitunter auch öffentlich ausgerichtet hat, „Dass wir in manchen
politischen Feldern nicht immer
einer Meinung waren, ist bekannt“,
kommentierte Babler Dornauers Abgang via X, dennoch danke er ihm für
die Arbeit. Nachfolger Wohlgemuth
werde Tirol „guttun“.

Tückisches Foto

Seinen Ausgang genommen hat
das Unheil für Dornauer mit jenem
Foto, das die Kronen Zeitung am Montag veröffentlicht hat. Sozialdemokraten ärgert daran allein schon der
Umstand, dass ein Landesparteichef
mit Benko jagen geht. Der gestrauchelte Ex-Immobilientycoon gilt in
der Partei als Prototyp des Superreichen, der mit fragwürdigen Geschäftsmodellen und ÖVP-Unterstützung nach oben gelangt sei,

Dazu kommt der Eindruck, dass
Dornauer den Hirsch selbst geschossen hat, Warum sollte er sonst mit
Hand am Geweih und „Beutebruch“
am Hut - ein Zeichen des erfolgreichen Schützen - posieren? Dabei gilt
für Dornauer ein Waffenverbot, seit
sein Jagdgewehr mit angestecktem
Magazin im Auto bei geöffnetem
Fenster gefunden worden war.

Allerdings beteuert Dornauer, auf
der Pirsch im Revier Stüblergut am
steirischen Gaberl, das zu einer von
Benko gegründeten Privatstiftung
gehört, nicht selbst abgedrückt zu
haben. Das bestätigt ein weiterer
Jagdpartner, ein befreundeter Hotelier. Und der Hut mit dem Beutebruch? Der sei nicht der seine.

In der SPÖ ist der Unmut so groß,
dass es auch gegen Dornauers Ausgedinge Widerstand gibt. Der Wechsel
in den Landtag sei „Realitätsverwei-

gerung“, zitiert die Tiroler Tageszeitung Landtagsvizepräsidentin Elisabeth Blanik: „Das muss ein Rücktritt
sein und kein Schritt zur Seite.“
Wohlgemuth sieht das ähnlich: Er
sagte am Abend zur APA, dass Dor-

nauer nur „temporär” Landtagsabgeordneter bleiben werde.

Rechtlich scheint es jedoch klar:
Laut Landtagsordnung hat Dornauer
Anspruch auf das bei der Wahl errungene Mandat. Kommentar Seite 24

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