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Der Standard

„Jagdfoto mit Benko lässt Dornauer wackeln“, Seite 9
12.11.2024

Jagdfoto mit Benko lässt Dornauer wackeln

Auf Pirsch trotz Waffenverbots: Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer will auch nach dem Foto mit erlegtem Hirsch politisch
am Drücker bleiben. Doch der Widersacher von Parteichef Andreas Babler wurde wiederholt verhaltensauffällig.

nur die Bundes-SPÖ, auch in

den Länderdependancen geht
es rund. Salzburgs Parteichef David
Egger gab vor drei Wochen seinen
Rücktritt bekannt, unlängst folgte
Oberösterreichs Michael Lindner.
Nun wackelt auch Georg Dornauer,
roter Statthalter und Vizelandeshauptmann in Tirol.

Auslöser ist ein Ereignis, über das
sich Politiker üblicherweise oft freuen: Dornauer hat es auf das Cover
der reichweitenstarken Kronen Zeitung geschafft. Allerdings zeigt ihn
das Foto, wie er einem erlegten
Hirsch ans Geweih greift. Schräg
hinter ihm steht Rene Benko.

Ein Jagdausflug mit dem in die
größte Pleite der Zweiten Republik
verwickelten Ex-Immobilientycoon: Allein das ist dazu geeignet,
manchem Sozialdemokraten die
Zornesröte ins Gesicht zu treiben.
Doch extrem verschärfend sind die
Umstände. Denn nachdem der Jäger

P ersonaldebatten beuteln nicht

Dornauer sein Gewehr 2019 mit angestecktem Magazin in seinem Porsche bei offenem Fenster am Innsbrucker Flughafen hatte liegen lassen, galt für ihn ein Waffenverbot.
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass der Politiker
den nach fünf Jahren möglichen Antrag auf Aufhebung stellen wollte.

Sollte Dornauer jetzt schon jagen
gewesen sein, wäre das ein Verstoß
gegen Paragraf 50 des Waffengesetzes, erläutert der auf diese Materie
spezialisierte Rechtsanwalt Bernhard Hofer: Als Konsequenz drohe
eine Freiheitsstrafe von bis zu
einem Jahr oder eine Geldbuße von
360 Tagessätzen. Die Staatsanwaltschaft Graz prüft die Einleitung
eines Ermittlungsverfahrens.

Doch der Tiroler SP-Chef bestreitet, selbst zur Waffe gegriffen zu haben. Das „nie zur Veröffentlichung
bestimmte“ Bild biete eine „fürchterliche Optik“, räumt er in einer
Stellungnahme via APA ein, er ver-

Gerald John

stehe die „Irritationen“. Aber tatsächlich habe er nach Jahren „wieder Jagdluft schnuppern“ wollen
und somit einen befreundeten Hotelier — einen Jagdkollegen Benkos
— begleitet. Er habe nicht geschossen und folglich auch keine Gesetze
verletzt: Dafür gebe es eidesstattliche Erklärungen. Dornauers Hotelier-Freund bestätigt die Geschichte
laut Meidenberichten.

An den Hut stecken

Das Bild in der Krone, nach deren
Darstellung er die Teilnahme an der
Pirsch erst im zweiten Anlauf, nach
Hinweis auf das Foto, eingeräumt
habe, schürt allerdings Zweifel. Zu
sehen ist Dornauer mit einem Hut,
auf dem der „Beutebruch“ steckt —
in Jägerkreisen ein Zeichen, das den
Schützen ausweist. „Das mag sein,
aber es ist nicht mein Hut“ rechtfertigte sich Dornauer. Diese Erklärung
stößt nicht nur bei der Tiroler Opposition auf Kopfschütteln. „Für mich

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ist das Maß voll“, reagierte Innsbrucks sozialdemokratische Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr laut
Tiroler Tageszeitung, wobei sie das
Waffenverbot nicht ins Zentrum
stellt. Benko habe die Bevölkerung
und Österreich „um so viel betrogen,
wo ich mir als Sozialdemokrat klar
sein muss, dass ich mit so einer Gesinnung weder lustwandeln noch
auf die Pirsch gehen kann.“
Innsbrucks Stadtparteichef Benjamin Plach schloss sich Mayr „zu
100 Prozent“ an. Es sei ein „Level erreicht, das nur mehr zum Schaden
der Sozialdemokratie ist.“
Verhaltensauffälligkeiten hat der
„Schorsch“ in den Augen seiner Kritiker schon einige geliefert. Vor
sechs Jahren kostete ihn der Kommentar über eine krankgemeldete
Landesrätin die Chance auf den
Sprung in Präsidium und Vorstand
der Bundespartei: „Ich will mir die
Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen.“ Abgesehen von den

Georg Dornauer bittet,
seiner Jagdversion
Glauben zu schenken.

Foto: Christian Fischer

verschiedenen Kapiteln der Waffenaffäre sorgen auch Dornauers Beziehung mit der italienischen Postfaschistin Alessia Ambrosi sowie wiederkehrende Querschüsse gegen die
Bundesparteispitze für Aufsehen.

In die Causa spielen somit auch
die Flügelkämpfe in der SPÖ hinein.
Während sich Plach und Mayr als
Unterstützer von Andreas Babler
positioniert haben, zählt Dornauer
zu den Verbündeten von dessen Widersacher Hans Peter Doskozil.

Tirols Landeshauptmann Anton
Mattle von der ÖVP zitierte den Regierungspartner jedenfalls am Montagnachmittag zum Gespräch. Bei
einem etwaigen Verstoß gegen das
Waffengesetz wäre „eine rote Linie
überschritten“, sagte er danach.
Zum Rücktritt rief Mattle nicht auf.

Das tat bislang auch Babler nicht,
der auf die roten Landesparteien
keinen Durchgriff hat. Dornauer
selbst zeigt sich fest entschlossen:
Er will bleiben.