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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Der nächste Winter kommt bestimmt“, Seite 2

Kommentar

Der nächste Winter
kommt bestimmt

Von Theresa Aigner

ie Debatte um die Schließung
D der Notschlafstelle Innsbruck hat

zumindest etwas Gutes: Sie lenkt
die Aufmerksamkeit auf eines jener Themen, das sonst stets zu kurz kommt. Oder
eben immer nur dann von (politischem)
Interesse ist, wenn der Hut schon brennt.
So auch diesmal. Der Winter steht vor der
Tür und die größte Notschlafstelle mit
knapp 100 Plätzen schließt. Wenn auch
nur kurz wegen dringender Sanierungsarbeiten, als Ausweichquartier wurde ein
weißes Festzelt aufgebaut.

Und nachdem es diesmal ja „nur
um ein paar Tage“ geht, kommen die
politisch Verantwortlichen mit ihrer
Argumentation, wonach es ja eigentlich
ein Erfolg sei, dass man so schnell die Ersatzlösung mit dem großen, weißen Zelt
gefunden hat, gut durch. Und für ein paar
Tage wird man den Menschen
ja wohl ein Zelt zumuten

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auf Seite 21

theresa.aigner@tt.com

können, oder? Was soll man da noch
sagen, außer: Natürlich ist alles besser,
als Menschen im Oktober auf der Straße
übernachten zu lassen. Folgende Fragen
seien an dieser Stelle aber erlaubt: Warum
platzen die Notschlafstellen jeden Winter
aufs Neue aus allen Nähten? Warum
finden Obdachlose keinen „echten“ also
langfristigen Wohnraum? Warum werden
von Armut Betroffene wie eben Wohnungslose oder Flüchtlinge überhaupt in
komplett sanierungsbedürftigen Bruchbuden untergebracht? Für all das gibt es
keine Lösung, die so schnell verkauft ist,
wie das weiße Partyzelt aufgebaut wurde.

Diese Fragen ernsthaft anzugehen,
würde nämlich unpopuläre Maßnahmen
erfordern: sich zu einem solidarischen
Umgang mit jenen zu bekennen, die an
den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, und dafür auch Geld in die Hand zu
nehmen. Und auch wenn man sich mit
der Sanierung der drängendsten Mängel
in der Notschlafstelle irgendwie über
diesen Winter rettet: Im November 2025
läuft die Bewilligung selbiger aus. Und
sollte man sich wieder erst dann an die
Arbeit machen, wird man wieder nicht
mehr als eine Notlösung für die Notlösung zustande bringen.

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