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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_10_4_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Zelte als Notlösung“, Seite 5
Zelte als Notlösung
Wegen Bettwanzen und Schimmel wird die Notschlafstelle Innsbruck ab Samstag für
kurze Zeit schließen. Zelte und Container sollen als Zwischenlösung dienen.
Von Theresa Aigner
Innsbruck - Aufregung um
die Innsbrucker Notschlafstelle: So hatte es am Mittwochabend geheißen, dass
sie auf behördliche Anordnung bereits am Samstag
schließen muss. Wie es auf
Nachfrage bei den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) heißt,
sei das so aber nicht ganz
richtig. Nicht die Behörde
habe die Notschlafstelle kontrolliert und eine Räumung
angeordnet. Die TSD selbst
hätten die „routinemäßige
Kontrolle durch einen externen Gutachter“ beauftragt.
„Das machen wir regelmäßig
in all unseren Gebäuden“, so
TSD-Pressesprecher Florian
Stolz. Dabei seien zweierlei
Mängel festgestellt worden.
‚ Die Mängel können
idealerweise in
wenigen Tagen behoben
werden, die Firmen sind
bereits beauftragt. “
Florian Stolz
(Tiroler Soziale Dienste)
Zum einen sei ein MitarbeiterInnen-WC wegen Schimmelbefalls beanstandet worden. Zum anderen gehe es
um Bettwanzen. „Die Thematik mit den Bettwanzen ist natürlich nicht neu, dieses Problem haben wir genauso wie
andere Institutionen und wir
kümmern uns auch laufend
darum.“ Um es nun nicht auf
eine behördlich angeordnete Schließung ankommen zu
lassen, habe man sich freiwillig dazu entschieden, die
Mängel proaktiv zu beheben.
Dafür sei es nötig, „für kurze
Zeit zu schließen“ — das pas-
S——
siert laut TSD tatsächlich ab
Samstag, idealerweise nur für
ein paar Tage. Die Firmen,
die sich um die Beseitigung
des Schimmels sowie die
chemische Bekämpfung der
Bettwanzen kümmern, Sseien bereits beauftragt. Bleibt
dennoch die Frage, wo die
rund 90 Personen, die sonst
Nicht dauerhaft, aber für die Zeit der Sanierung muss die Notschlafstelle schließen.
in der Notschlafstelle unterkommen, in der Zwischenzeit
nächtigen können.
Hier dürfte am Donnerstag gemeinsam mit der Stadt
Innsbruck und dem Land
Tirol eine Lösung gefunden
worden sein: So soll das Areal
in der Richard-Berger-Straße
genutzt werden — dort steht
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Foto: TT/Falk
schon jetzt ein Container-
Gebäude inkl. sanitärer Infrastruktur. In diesem Gebäude
ist eigentlich die Notschlafstelle des Roten Kreuzes untergebracht. Diese öffnet erst
im November und verfügt
über 20 Plätze. „Wir können
uns vorstellen, diese Plätze
für gebrechlichere und kran-
ke Menschen sowie Frauen
zu nutzen und zusätzlich Zelte aufzustellen“, sagt TSD-
Pressesprecher Stolz. Dieser
Lösung hat auch das Land
Tirol zugestimmt. So heißt es
aus dem Büro von Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ):
„Ja, diese Vorgehensweise
können wir bestätigen, verweisen aber darauf, dass das
wirklich nur eine Zwischenund keine Dauerlösung ist.“
„ Notschlafplätze
sind wichtig, aber
es braucht langfristig
echten Wohnraum für
die Betroffenen.“
Franz Wallentin
(Verein für Obdachlose)
Beim Verein für Obdachlose gibt man in Anbetracht
der aktuellen Debatte um
die Notschlafstelle zu bedenken, dass diese an sich keine
„Dauerlösung“ sei: „Natürlich sind die Plätze in den
Notschlafstellen wichtig.
Würde man aber Ressourcen
dafür aufwenden, langfristig
echten Wohnraum für die Betroffenen zu schaffen, würde
es den Bedarf an Notschlafstellen nicht in dem Ausmaß
geben.“
Notschlafstellen wären
nicht an die Bedürfnisse der
Menschen angepasst. „Insofern gibt es ganz eindeutig
Bedarf, etwas an der aktuellen Notschlafstellen-Situation sowie generell am Innsbrucker Wohnungsmarkt zu
verbessern“, sagt Franz Wallentin, vom Verein für Obdachlose. Die Politik sei insofern dringend gefordert, die
nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.