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Tiroler Tageszeitung

„Wollen Wohnraum schützen“, Seite 19

„Wollen Wohnraum schützen“

Airbnb-Managerin Madeker sieht die Online-Plattform nicht für Wohnungsnot und hohe Mieten
verantwortlich, Wiens 90-Tage-Regel sei zu streng. Potenzial für Airbnb ortet sie am Land.

Von Max Strozzi

Innsbruck —- Bei Vermietern und bei Urlaubern stehen Online-Plattformen wie
Airbnb hoch im Kurs. Eine
Wohnung den Touristen zur
Verfügung zu stellen ist meist
lukrativer, als sie langfristig an Wohnungssuchende
zu vermieten. Die Kehrseite: Wohnraum wird dadurch
knapper. Immer mehr Städte gehen daher gegen diese
Form der Kurzzeitvermietung
vor. Spaniens Touristen-Magnet Barcelona etwa will im
Kampf gegen die Wohnungsnot ab 2028 die Vermietung
von Ferienwohnungen abschaffen. Innsbruck geht mit
einer Taskforce gegen illegale Wohnungsvermietung an
Touristen vor. In Wien darf
man seit Juli nur noch höchstens für 90 Tage im Kalenderjahr auf Plattformen wie
Airbnb inserieren.

Vermietung digitalisiert

Die Kritik, dass Plattformen wie Airbnb den Wohnraum verknappen, will
Ellen Madeker, Leiterin
Politik&Partnerschaften bei
Airbnb für den deutschsprachigen Raum, Zentral- und
Osteuropa, nicht so stehen
lassen. „Die Privatzimmervermietung in Österreich hat
Tradition, über Airbnb wurde dies nur digitalisiert“, betont Madeker im Gespräch
mit der TT. Einschränkungen in Wohngebieten seien
ja durchaus nachvollziehbar,
sagt sie: „Damit können wir
auch leben. Gleichzeitig jedoch bringt die Kurzzeitvermietung den Städten auch

In Innsbruck nimmt eine Taskforce die Vermieter auf Airbnb unter die Lupe.

wirtschaftliche Vorteile. Das
gilt es auszutarieren.“ Die
90-Tage-Regelung in Wien
findet sie zu restriktiv: „Eine
Anregung wäre, auf 120 Tage
zu erhöhen.“

Ein Totalverbot von Kurzzeitvermietungen über Online-Plattformen sei sogar
kontraproduktiv. „New York
beispielsweise hat vor einem
Jahr durch hohe Auflagen ein
De-facto-Verbot eingeführt.
Dass jetzt dadurch mehr
Wohnraum zur Verfügung
steht, ist aber nicht eingetreten“, schildert die Managerin:

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airbnb.at

Innsbruck /
eine Blockhütte, eine

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ıu arlıunft auf Airbnb

„Vielmehr wurden die Mieten teurer. Profitiert haben
auch die Hotels, die ihre Preise ebenfalls deutlich erhöht
haben.“

Der Kern der Vermieter auf
Airbnb seien weiterhin die
klassischen „homesharer“,
die zwischendurch ihr eigenes Zuhause an Urlauber
vermieten, so Madeker: „Sie
verdienen sich etwas dazu,
ohne Wohnraum wegzunehmen.“ Der Anteil an Hotels,
die über Airbnb vermieten,
sei dagegen klein. Am ehesten seien es Boutique-Hotels,

Seite 6 von 32

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Foto: TT/Rita Falk

die Airbnb als Vertriebskanal
nutzten.

Darüber hinaus gebe es natürlich auch diejenigen, die
durch die Touristenvermietung dem Wohnungsmarkt
wertvollen Wohnraum entziehen. „Wir wollen mit den
Behörden zusammenarbeiten, um Wohnraum zu schützen“, betont Madeker.

Großer Kritikpunkt war
stets auch die Transparenz.
Im Frühjahr verabschiedete die EU strengere Regulierungen für Online-Plattform-
Vermieter wie Airbnb. Die

Regelungen sehen eine Registrierungspflicht für Gastgeber vor mit eindeutigen
Registrierungsnummern für
jede Einheit. Im Gegenzug
erhalten Steuerbehörden von
den Online-Plattformen umfassende Gäste- und Nächtigungsdaten. Die EU-Staaten
haben zwei Jahre Zeit, die
Vorgaben umzusetzen. In
Österreich übermittle man

‚ In vielen Gegenden
rentiert sich ein
Hotel nicht. Dort sind
Homesharing und private Ferienwohnungen
attraktiver.“

Ellen Madeker (Airbnb)

bereits seit 2021 Daten der
Vermieter an die Behörden,
betont Madeker. „Das ist ein
sehr gut eingespielter Prozess
mit dem Ziel, gegenüber dem
Finanzministerium transparent zu sein.“

Starkes Nächtigungs-Plus

In Österreich liege die Privatzimmervermietung laut
Madeker stark im Trend. Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat zufolge
sorgten Buchungen über die
Plattformen Airbnb, Booking, Trivago und Expedia
im vergangenen Jahr in Tirol gemeinsam für 5,8 Mio.
Nächtigungen - um 43 Prozent mehr als 2019 (4,1 Mio.
Nächtigungen). Weiteres Potenzial für Airbnb sieht Madeker im ländlichen Raum.
„In vielen Gegenden rentiert
sich ein Hotel nicht. Dort sind
Homesharing und private Ferienwohnungen attraktiver.“