Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2024

/ Ausgabe: 2024_09_28_Presse_OCR

- S.5

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2024_09_28_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2024
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

Als erster Flughafen in Österreich hebt jener in Innsbruck seit 1. Jänner 2023 emissionsabhängige Landegebühren ein.

„Öko-Aufschlag am Flughafen: Der Makel im System bleibt“, Seite 4

Öko-Aufschlag am Flughafen:
Der Makel im System bleibt

280.000 Euro hat der Flughafen Innsbruck im ersten Jahr der emissionsabhängigen Landegebühren eingenommen. Nun setzt die Rückzahlung ein.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck - Das Grundprinzip
ist einfach: Je mehr Emissionen ein Flugzeug(triebwerk)
ausstößt, desto höher fällt die
Landegebühr am Flughaf
Innsbruck aus. Wie berichtet, hebt der im Eigentum der
Innsbrucker Kommunalbetriebe, Land und Stadt stehende Regional-Airport seit 1.
Jänner 2023 ein „emissionsabhängiges Lande-Entgelt“ ein.
Das Ziel ist, Fluggesellschaften
einen Anreiz zu geben, Innsbruck mit emissionsärmeren
Maschinen anzufliegen und
derart zum Umweltschutz
beizutragen. Das Verkehrsministerium als oberste Zivilluftfahrtbehörde gab hierfür
grünes Licht. Während es im
deutschen, skandinavischen
und Schweizer Raum bereits
ähnliche System gibt, nimmt
Innsbruck in Österreich noch
eine Vorreiterrolle ein.

Das Berechnungsmodell
hierzu ist komplex. Einerseits werden die Flugzeuge
nach Startgewicht, andererseits nach den Stickoxidwerten (NO,) ihrer Triebwerke in

‚ Das Ziel sollte
sein, diese Einnahmen zweckgebunden
für Investitionen in die
Verringerung klimaschädlicher Emissionen
verwenden zu dürfen.“

Marco Pernetta
(Flughafen-Geschäftsführer)

VP/SP fordern von
Gewessler Umdenken

Innsbruck —- In einem gemeinsamen Antrag für
die Oktober-Sitzung des
Landtags kommende Woche fordern die Tiroler
Koalitionäre VP und SP
eine Novelle des Flughafenentgeltegesetzes, um es
dem Flughafen Innsbruck
zu ermöglichen, Lärm-

dass die grüne Ministerin
diesen zentralen Punkt
zur Vergütung schlichtweg übersehen hat und
damit dringend notwendige Investitionen für den
Klimaschutz blockiert.“
SP-Mandatar Philip Wohlgemuth argumentiert, dass
Belastungen wie Dreck und

und g
Landegebühren auch für
Umwelt-Investitionen vor
Ort verwenden zu dürfen.
Diesbezüglich solle die
Landesregierung an den
Bund herantreten.
VP-Landtagsabgeordneter Christoph Appler sieht
hier bei der zuständigen
Verkehrs- und U Itmi

Lärm gsläufig in der
Umgebung des Flughafe
verbleiben würden —- ergo
sei es geboten, „dass auch
die Einnahmen aus emissionsabhängigen Entgelten
direkt vor Ort bleiben“.
Aus dem Verkehrsministerium heißt es, dass sich
an der für das Entgeltege-

nisterin Leonore Gewessler (Grüne) Handlungsbedarf: „Es ist unfassbar,

setz geltenden Rechtslage
nichts geändert habe - und
dies sei eine europäische
Richtlinie. (mami)

verschiedene Kategorien - international anerkannt — eingeteilt, Kleine und mittelgroße Maschinen, bei denen der
NO,-Wert sich nicht zwingend aus der Triebwerkszulassung ableiten lässt, werden
pauschaliert.

Auf TT-Anfrage zieht nun
Flughafen-Geschäftsführer
Marco Pernetta Bilanz über
das erste Jahr. In Summe seien bei knapp 46.100 registrierten Flugbewegungen - eine Flugbewegung besteht aus
einer Landung und einem
Start - knapp 280.000 Euro an
LE E .

angefallen. Geld, welches der
Flughafen aber nicht als Einnahmen verbuchen darf. Es
scheint auch in keiner Bilanz
auf, wie Pernetta ausführt.
Vielmehr fließt es auf ein eigenes Konto, das aber sehr
wohl von Wirtschaftsprüfern
überwacht werde.

gen Kategorie an NO,-Landehül inbezahlt wur!

Der Grund liegt in der - auf
Basis der Airport Charges
Directive EU 2009/12/EG —-
vorgeschriebenen „Aufkommens-Neutralität“. Das heißt,
die höheren Landegebühren
sind Fluglinien im Folgejahr
und abhängig davon, mit welchen „sauberen“ Maschinen
sie Innsbruck anfliegen, anzurechnen und damit rückzuerstatten. Mit Juli 2024 habe die
Rückzahlungsphase begonnen, sagt Pernetta. Hochgerechnet auf die binnen zwölf
Monaten zu erwartenden
Flugbewegungen, Auch damit
betritt der Flughafen Neuland.
Weil eben die tatsächliche Anzahl an Starts und Landungen
schwer zu prognostizieren sei.
Dennoch müsse man dem Ministerium am Ende einer jeden Periode eine ausgeglichene Bilanz aus Öko-Entgelt und
Refundierungen vorlegen.
Fluggesellschaften mit emissionsstarken Maschinen erhalten weniger bis gar nichts,
jene mit sauberen Maschinen
dafür anteilsmäßig mehr zurück, als 2023 in der jeweili-

Seite 5 von 13

g" de.

Dennoch: Pernetta ist nach
wie vor mit der Aufkommens-
Neutralität nicht glücklich.
Seine Forderung Richtung
Wien ist klar: „Das Ziel sollte
sein, diese Einnahmen zweckgebunden und nachweislich
für Investitionen in die Verringerung von klimaschädlichen Emissionen verwenden
zu dürfen.“ Soll heißen: ein
Ende der Rückzahlungen.
Vielmehr könnte dieses Geld
für E-Fahrzeuge oder auch
PV-Anlagen auf Dächern und
Freiflächen am Flughafen verwendet werden. Die Kosten
derartiger Vorhaben lägen
ohnedies weit über den Öko-
Entgelte-Einnahmen.

Das Entgelte-System an
sich habe bei den Fluggesellschaften für gespaltene Reaktionen gesorgt, so Pernetta.
Die höheren Entgelte hätten
aber auch noch keine von einem Innsbruck-Anflug abgehalten. Je mehr Flughäfen das
System anwenden würden,
desto größer werde der Druck
auf die Firmen, auf saubere
Flugzeuge zu setzen.