Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_09_10_Presse_OCR
- S.7
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Zwei Taubentürme in Innsbruck“, Seite 19
Zwei Taubentürme in Innsbruck
Vor der GR-Wahl hat ein geplanter Taubenturm im Innsbrucker O-Dorf für Aufregung
gesorgt. Das Thema lag seitdem auf Eis, doch nun kommt wieder Bewegung in die Sache.
Von Renate Perktold
Innsbruck — Direkt vor der
Bürgermeister- und Gemeinderatswahl im Frühjahr ließ
ein geplanter Taubenturm
im Innsbrucker O-Dorf die
Wogen hochgehen: Als nahe
der Kajetan-Sweth-Straße eine Grube ausgehoben wurde, gab es nicht nur einen
Aufschrei einiger betroffener Anrainer. Auch Politiker
versuchte mitten im Wahlkampf, mit dem umstrittenen
Thema politisches Kleingeld
zu machen. Die Folge: Die
Grube wurde vorerst wieder
zugeschüttet.
, Ein Taubenturm
würde um ein Vielfaches weniger kosten
als die Aufwendungen
für die Taubenabwehr.“
Hans Lusch
(Taubenexperte)
„Seither ist nichts weiter
passiert. Man legt einfach
den Deckel des Schweigens
drauf“, ärgert sich Taubenexperte Hans Lusch, der daran erinnert, dass es einen
Beschluss für ein sinnvolles Taubenschlag-Konzept
in Innsbruck gibt. „Aber das
Thema Tierschutz steht bei
politischen Agenden ja immer hintan.“ Die Zeit für eine Lösung dränge aber, betont Lusch. „Die Kosten für
die Taubenabwehr steigen
und steigen. Ein Taubenturm oder Taubenschlag
würde um ein Vielfaches
weniger kosten. Langsam
sollte erkannt werden, dass
die althergebrachten Lösungen nichts bringen“, verdeutlicht er.
Der Taubenexperte plädiert auf eine Umsetzung
nach Augsburger Vorbild.
Der Taubenturm wäre im Innsbrucker 0-Dorf geplant gewesen, doch es gab Protest.
Die Stadt Augsburg betreibt
zehn Taubenschläge und
zwei Taubentürme mit artgerechter Futterversorgung, sodass die Tiere dort die meiste Zeit des Tages verbringen.
Die Taubenschläge werden
regelmäßig betreut und gesäubert, in den Gelegen werden die Eier durch Attrappen
ersetzt. „Dadurch kann man
den Bestand kontrollieren“,
führt Lusch aus.
Zwei Türme für Innsbruck
Dass es nun dringend Lösungen braucht, sieht auch
Innsbrucks Bürgermeister
q
&a
—-
-
D
e
£ 1 82
E
Johannes Anzengruber so.
Er will das Thema jetzt entschlossen angehen. Im seinem Auftrag hat sich der
Wildtierbeauftragte der Stadt
Innsbruck, Thomas Klestil, in
den vergangenen Monaten
mögliche Standorte überlegt. „Es wird zwei Taubenhäuschen in der Stadt geben.
Dafür gibt es zwei mögliche
Plätze, die wir andenken und
für die derzeit Vorbereitungen getroffen werden“, erklärt Anzengruber gegenüber
der Tiroler Tageszeitung.
Die Standortoptionen werden nun laut Bürgermeister
Seite 7 von 16
Foto: Böhm
den Gremien vorgelegt. Eines der zwei Häuschen soll
noch heuer aufgestellt werden. „Wir werden die Bürger
rechtzeitig in die geplanten
Konzepte einbinden“, verspricht der Stadtchef.
Die Taubenhäuser sind
vom gemeinnützigen Betrieb
„Artis“ hergestellt worden.
„Wir sind stolz, mit wie viel
Sorgfalt und Liebe zum Detail diese tierfreundliche Lösung erdacht und gestaltet
worden ist“, freut sich Anzengruber. Der Wildtierbeauftragte Thomas Klestil hatte
bereits im Frühjahr erklärt,
dass es einen „gesunden und
kontrollierten Bestand“ der
Stadttauben brauche. Vorteil
sei eine nachhaltige Regulierung und Kontrolle der Taubenpopulation. Verbunden
mit dem Taubenhäuschen
werde auch „das Füttern
kontrollierter, geordneter
und restriktiver als bisher“
gehandhabt werden können,
so der Innsbrucker Wildtierbeauftragte.
Taubenschlag wurde verlegt
Im Innsbrucker O-Dorf hat es
bereits einen Taubenschlag
nahe der Neuen Mittelschule
gegeben, der aber 2022 in die
Rossau verlegt worden war.
Da Tauben standorttreue
Tiere sind, nahmen sie den
Es wird zwei
‚ Taubenhäuschen
geben. Die Standortoptionen werden nun den
Gremien vorgelegt.“
Johannes Anzengruber
(Bürgermeister)
neuen Standort nicht an und
sorgten so in den Wohnsiedlungen für Probleme, weil sie
sich unter Dächern oder auf
Balkonen niederließen. „Die
ganze Missinformation, die
sich jahrzehntelang auch in
Innsbruck durchgesetzt hat,
hat zur aktuellen Situation
geführt“, kritisiert Lusch.
Der Standort im O-Dorf wäre aufgrund der Nähe zum
ehemaligen Schlag gewählt
worden. Diese Nähe ermöglicht es erst, die Tauben in
den Turm zu locken und von
der angrenzenden Schule
und den Wohnhäusern wegzubekommen. Damit kann
gleichzeitig der Bestand gebündelt und tierschutzgerecht unter Kontrolle gehalten werden.