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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_08_12_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Ein Paket, das Wellen schlagen soll“, Seite 2
12.8.2024
Von Manfred Mitterwachauer
andeshauptmann Anton Mattle (VP)
L und Georg Dornauer (SP) wähnen ih-
ren Fünf-Jahres-Plan zur Rettung der
Tiroler Bäderlandschaft in trockenen Tüchern. Der Finanzreferent und sein Sportlandesrat sind davon überzeugt, mit dem
in der Vorwoche präsentierten 75 Millionen
Euro schweren „Bäder-Topf“ nicht nur weitere Hallenbad-Schließungen verhindern,
sondern auch marode Anlagen sanieren
und noch dazu neue bauen zu können. Ein
Optimismus, den selbst die angedachten
Co-Finanziers nicht teilen können.
Kommentar
Ein Paket, das Wellen schlagen so
Dass ein 75-Millionen-Euro-Paket der maroden Tiroler (Hallen-)Bäderlandschaft binnen fünf Jahre Oberwasser verschaffen
kann, wird bezweifelt. Auch, weil die Finanzierungspläne der Landesregierung noch an einigen Stellen lecken.
Von der perfekten Welle kann Wörgl seit
Jahren nur noch träumen. Mit dem Aus für
das beliebte „Wave“ wurde einer gesamten
Region der Badespaß abgedreht. Landauf,
landab kämpfen die Gemeinden darum,
ihre Bäder über die Runden zu bringen. Ein
Geschäft waren sie nie - das Schließungsgespenst hatte stets einen Namen: strukturdefizitär. 2011 zählte Tirol noch 154 Bäder,
2022 waren es derer lediglich noch 90, davon
19 Hallenbäder. Horrende Betriebs- und
Stromkosten, Konkurrenzdruck durch Touristen-fokussierte Groß-Thermen und ein
stetig wachsender Sanierungsbedarf ließen
viele BürgermeisterInnen den Stöpsel ziehen.
Mit den nun versprochenen 75 Millionen Euro (50 Land, 25 Gemeinden und
Tourismus; 15 Mio. pro Jahr bis 2030) soll
nun alles besser werden: Drei Regionalbäder
sind neu zu bauen, Sanierungen anzugehen,
laufende (Betriebs-)Kosten zu stützen. Kurz:
ein Paket als schwimmender Wunderwuzzi.
Natürlich sind 75 Millionen nicht nichts.
Doch: Die Wirtschaftskammer moniert,
dass 30 Millionen pro Jahr nötig wären. Die
Touristiker weigern sich, zur Co-Finanzierung zwangsverpflichtet zu werden. Und die
Standortgemeinden sehen ohne Regions-
Euro kein Land in Sicht. Schlechtreden per se
will das Paket keiner, an einen nachhaltigen
Rettungsanker glauben aber ebenso wenige.
EinK; p} hutzzentrum um 40
Millionen Euro; ein Landesarchiv-Umbau
für 27 Mio. Euro; die Revitalisierung des
Olympiaeiskanals für bis zu 36 Mio. Euro;
ein MCI-Neubau um 300 Mio.
Euro: alles Einzelprojekte!
Angesichts dessen können 75 Mio. Euro für die
gesamte Bäderlandschaft
tatsächlich nur ein Tropfen
auf den heißen Stein sein.
manfred.mitterwachauer@tt.com
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