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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Stadt-Vize Willi verteidigt Theaterchefin Girkinger“, Seite 14

2.7.2024

Von Markus Schramek

Innsbruck —- Georg Willi, seit
der Wahl im April nur noch Vizebürgermeister, war von 2018
bis 2024 in Innsbruck Bürgermeister. An der Bestellung von
Irene Girkinger zur Intendantin des Tiroler Landestheaters
(TLT) war der Grünpolitiker
im Verbund mit Ex-Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP)
direkt beteiligt.

„Qualität das Wichtigste“

Als Vize ist Willi nun für die
Kulturbelange der Stadt zuständig. Und die Kontroverse
über die künstlerische Ausrichtung des TLT gefällt ihm
gar nicht. Willi rückt zur Verteidigung Irene Girkingers
aus. Er ist der Meinung, dass
die Intendantin am TLT „hohe
Qualität geliefert hat, und das
ist das Wichtigste“.

Wie berichtet, ist die Zahl
der Abos und Eintritte am
Landestheater gegenüber der
letzten Saison von Langzeit-
Intendant Johannes Reitmeier
markant gesunken. Dies auch
deshalb, weil im Großen Haus
aufgrund aufwändiger spartenübergreifender Produkti-

Georg Willi, hier auf einem Archivfoto von April 2023, unterstützt den kü

Stadt-Vize Willi verteidigt

Kurs von L

Theaterchefin Girkinger

In der Polit-Debatte über die künstlerische Ausrichtung des Tiroler
Landestheaters erhält die Intendantin prominente Unterstützung.

onen an die 30 Aufführungen
weniger stattfanden als im
Vorjahr. Die Einnahmen aus
den Ticketverkäufen sind daher ebenfalls rückläufig.

Willi hält es „für ganz normal, dass eine neue Intendanz
beim Publikum eine Reaktion
auslöst“. Girkinger ist für fünf
Jahre bestellt. Ihr Wirken nach
nur einem Jahr zu beurteilen,
sei viel zu früh. Willi: „Frau
Girkinger ist in der Erfah-

rungs- und Lernphase. Drei
Girkinger ist in der

’ ‚ Erfahrungs- und
Lernphase. Drei Jahre
sollten ihr dafür schon
zugestanden werden.“

Georg Willi
(Vizebürgermeister Innsbruck)

Jahre sollten ihr dafür schon
zugestanden werden.“ Er vergleicht das mit eigener Arbeit:
„Ob im Landtag, Nationalrat
oder als Innsbrucker Bürgermeister: Drei Jahre habe auch
ich gebraucht, um wirklich
eingearbeitet zu sein.“

Land Tirol und Stadt Innsbruck fördern das TLT (inklusive Symphonieorchester) mit

aktuell rund 32 Millionen Euro
jährlich. Der Großteil davon
deckt die Personalkosten der
rund 450 MitarbeiterInnen
ab. Das Geld für die Aufführungen selbst stammt aus den
Ticket- und Aboverkäufen.

Für Willi ist es „keine Katastrophe, wenn beim Theaterpublikum nicht alles gleich gut
ankommt und das Haus nicht
immer voll ist“. Als „ausfinanzierte Kultureinrichtung“ habe das TLT geradezu den Auftrag, Experimente zu wagen:
„Es ist okay, wenn sich das
Publikum an mancher Inszenierung reibt.“

Nicht nur Unterhaltung

Innsbrucks neuer Bürgermeister Johannes Anzengruber (Liste JA) sieht das Theater in erster Linie als Betrieb,
der sich auch wirtschaftlich
rechnen muss. Das Programm habe sich folglich am
Publikum zu orientieren. Da
widerspricht Willi, immerhin
einer von zwei Koalitionspartnern Anzengrubers in
der Stadt: „Nur Unterhaltung
zu bieten, ist zu wenig.“
Intendantin Girkinger hat
nach eigener Einschätzung

Seite 3 von 8

Antendantin Irene Girkinger. o Axzi Spmger

in ihrem ersten Jahr am Landestheater viele Experimente
gewagt. „Den Mut dazu“ begrüßt und bewundert der eifrige Theatergeher Willi und
er hofft, „dass sich Girkingers
Mut bezahlt macht“.

Girkinger wird ihren Kurs
nicht ändern, jedoch „Nachjustierungen“ vornehmen,
wie sie der Tiroler Tageszeitung erklärte. Solche hält
auch LH Anton Mattle (ÖVP)
für nötig. Er und Anzengruber
sind als Eigentümervertrter
von Land und Stadt für die
Finanzierung des TLT verantwortlich. Mattle will, dass im
Großen Haus wieder öfter gespielt wird, um den Ticketverkauf anzukurbeln. Inhaltlich
wünscht sich der Landeschef
„Gassenhauer sowie Gewohntes und Vertrautes“. Raum für
Experimente bleibe aber auch.

Bürgermeister Anzengruber hat dem TLT den Auftrag
erteilt zu erheben, welches
Programm an vergleichbaren
anderen Häusern erfolgreich
läuft. Regierungskollege Georg Willi sieht das gelassen:
„Das Tiroler Landestheater
steht gut da und muss keinen
Vergleich scheuen.“