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Jahr: 2024

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20er

„Von Schimmel bis Schulweg“, Seite 23

12.7.2024

20€CH

GESELLSCHAFT 23

Von Schimmel bis Schulweg:

In der Sprechstunde des neuen Innsbrucker Bürgermeisters.

Text: JAKOB HÄUSLE

or dem Stadtsenatssitzungssaal im Innsbrucker

Rathaus stehen die Menschen Schlange. Sic sind gekommen, um dem neuen Bürgermeister, Johannes Anzengruber, bei
der Bürgersprechstunde ihre Anliegen vorzutragen. 20er-Redakteur Jakob Häusle hörte an einem
Donnerstagmorgen im Juni mit.

Vom beeindruckenden Sitzungstisch sind drei Ecken in Verwendung. An einer sitze ich. Mir gegenüber führt der persönliche
Assistent des: Bürgermeisters am
Laptop Protokoll, Am anderen Ende des Tisches hört sich Johannes
Anzengruber die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger an, die ihm
diagonal gegenübersitzen. Aus der
pädagogischen Fachliteratur gehr
hervor, dass diese Eckposition zu
einem „zwanglosen Gespräch“ führen soll,

Ich höre mir neun Anliegen an. Die
Themen lassen sich wie folgt kategorisieren: Kinderschutz, Hochwasserschutz, Lärmbeschwerde, Vereinsanliegen und Wohnen, Wohnen,
Wohnen, Wohnen und nochmals
Wohnen. Eigentlich ist Bürgermeister-Stellvertreter Georg Willi für die
Wohnungsvergabe verantwortlich.
Trotzdem hört Anzengruber gedul-
+ dig zu, gibt konstruktive Hinweise
und versichert am Ende allen, dass er
sich ihrer Sache annehmen und auf
sie zurückkommen werde, So auch
beim ersten Gespräch, das ich mitverfolge: Eine türkischstämmige Familie ist zu viert gekommen. Das
Baby sitzt auf dem Schoß des Großvaters, seine Eltern tragen ihr Anliegen vor. Die Familie lebt in einer von
Schimmel befallenen Wohnung. Zudem ist sie teuer und für eine Stadtwohnung erfüllt die Familie momentan nicht die Voraussetzungen, „Die
letzte Hoffnung sind Sie“, sagt die
Frau zum Bürgermeister, der ver-

Philipp Seirer-Baumgartner
spricht mit BM Anzengruber
über den Ausbau

sicherer Schulwege.

© Jaktı Hiäuse

spricht, die Sache an einen zuständigen Sachbearbeiter weiterzuleiten.
„Ich würde so gern Wohnungen herzaubern können“, sagt Anzengruber,
während er die Familie zur Tür begleitet.

Nach der Familie betritt ein Mann
mit kariertem Hemd und Drei-Tage-
Bart den Besprechungssaal, Philipp
Seirer-Baumgartner aus Arzl ist heute in seiner Funktion als Elternbeirat
in der Bürgersprechstunde. Er hat
nichts dagegen, dass ich mir auch seinen Namen notiere. Sein Anliegen:
Er wünscht sich eine baulich nachhaltige Veränderung an einer Straße,
die auch den Schulweg sicherer machen soll. Anzengruber, selbst aus
Arzl, führt seinen Gesprächspartner
durch den Baustellen-Dschungel. Er

Krankenpflegern, die völlig übermüdet von diesen Partys ihren Dienst
antreten würden, „Ich bin auch
manchmal müde“, zeigt sich Anzengruber verständnisvoll, „zum Bei-
8 spiel, wenn die Kinder einmal laut
sind.” Er verspricht der Frau, am
Wochenende persönlich vorbeizukommen, um sich die Lage vor Ort
anzuschen. Außerdem möchte er gezielte Lärmmessungen veranlassen.
Ganz glücklich ist die Frau, als sie
den Raum verlässt, nicht. Aber ihr
Anliegen und auch die Anliegen aller
heute vorsprechenden Bürgerinnen
und Bürger scheinen bei Johannes
Anzengruber Gehör gefunden zu haben. Als dieser zur Gemeinderatssitzung muss, Uübernimmt scin persönlicher Assistent. Auch er hört
schlägt als einfache Lösung einen geduldig zus
Schülerlotsendienst vor, der die Kin-

der an gefährlichen Stellen zu Schul-

beginn und -ende sicher durch den

Verkehr bringen soll. „Ich lasse Arzl

nicht im Stich“, sagt der Bürgermeis-

ter am Ende, Er lächelt breit, schüttelt

seinem Gegenüber die Hand und

bittet die Nächste herein,

Bis hierhin verlief die Sprechstunde

gut für Anzengruber. Doch das än- °

dert sich: Eine ältere, gepflegte Da-

me ist nicht gut auf den neuen Bür-

germeister zu sprechen. „Meine

wählt und wir sind bitter enttäuscht”, Skan Ooraiettäg

sagt sie. Worauf Anzengruber entgegnet: „Ich bin seit drei Wochen im
Amt, geben Sie mir Zeit.” Nachdem
sie beklagt hat, dass der FPO so wenige Posten im neuen Gemeinderat
zukommen würden, kommt sie auf
ihr eigentliches Anliegen zu sprechen: Ihr Haus befindet sich in der
Nähe des Kulturzentrums St. Bartlmiä. Von dort ertöne — speziell an den
Wochenenden — ohrenbetäubende
Musik bis in die frühen Morgenstunden: „Ich kann nicht schlafen,
die Rave-Musik macht uns alle
krank“, sagt sie. Sie spricht von

{außer an Feiertagen und am Jetzten
Donnerstag im Juli und August)
B.00-9.00 Uhr

Rathaus 2. Stock:
STS - Sitzungszimmer

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