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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_07_11_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Skepsis um Wohnpaket: ‚Baugrund ist das Nadelöhr‘“, Seite 16
Skepsis um Wohnpaket:
„Baugrund ist das Nadelöhr“
500 Wohnungen sollen bis 2026 in Tirol mit Bundesgeldern entstehen, die
Umsetzung ist fraglich. Teile der Immo-Branche kritisieren das Wohnpaket.
Von Max Strozzi
Innsbruck - 84 Millionen Euro aus dem Wohnbau-Paket
der Bundesregierung fallen für
Tirol ab. Mit 66 Millionen davon sollen bis 2026 zusätzlich
rund 534 geförderte Wohnungen in Tirol errichtet werden:
Eigentums-, Mietkauf- und
Mietwohnungen. Ist das in
zwei Jahren überhaupt machbar? Das Wohnbaupaket sei
gut und sorge für Impulse in
der Bauwirtschaft, betont die
Führungsriege des gemeinnützigen Wohnbauträgers
Neue Heimat Tirol (NHT).
Geschäftsführer Markus Pollo
lässt aber auch Skepsis durchklingen. „Die Grundstücke
sind das Nadelöhr“, sagt er.
Alle Beteiligten, auch in den
Gemeinden, müssten mitziehen. „Der Bund kann noch so
viel Geld bereitstellen, ohne
Grundstücke kann man einfach nicht bauen“, so Pollo.
Je nach Größe eines Wohnprojektes vergehen im Schnitt
rund 1,5 bis 2,5 Jahre von der
Planung bis zur Fertigstellung
— „wenn alles gut läuft“.
Kritik am Wohnpaket kommt
aus der privaten Baubranche.
„Die Maßnahmen richten sich
überwiegend an gemeinnützige Wohnbauträger. Private
Bauträger schauen großteils
durch die Finger“, ärgert sich
Stefan Moser, stv. Obmann der
Immobilientreuhänder. Auch
das Baugewerbe ist unzufrieden. „Das Paket schießt zum
Teil am Ziel vorbei“, sagt Innungsmeister Patrick Weber.
Tirols Wohnbauförderung sei
bei der Objektförderung und
im Mietwohnbau gut, aber
nicht, wenn es um die Schaffung von Eigentum gehe. „Aufgrund der Objektförderung
haben 85 % der Tiroler keinen
Zugang zu diesen Förderungen. Ein unhaltbarer Zustand“,
so Weber. VP-Wohnbausprecher Dominik Mainusch kann
der Kritik nichts abgewinnen:
„Das Wohnpaket soll Wohnen
leistbarer machen und nicht
Firmengewinne erhöhen.“
Die Kernfrage bleibt aber,
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950 Wohnungen hat die Neue Heimat Tirol derzeit in Bau, 700 will sie heuer fertigstellen.
wie sich insgesamt 500 zusätzliche Wohnungen in Tirol in
zwei Jahren ausgehen sollen.
Die Neue Heimat könnte geplante Bauprojekte vorziehen,
meint Johannes Tratter, Ex-
‚ Der Bund kann
noch so viel Geld
bereitstellen, ohne
Grundstücke kann man
einfach nicht bauen.“
Markus Pollo (Neue Heimat)
ÖVP-Wohnbau-Landesrat und
nun ebenfalls NHT-Chef. An
Baugrund zu kommen, bleibe
aber „eine große Herausforderung“. Die Grundstücksreserven der NHT (90.000 m?2) reichten für zwei Jahre: „Das ist zu
wenig. Wir brauchen Reserven
für drei bis vier Jahre.“
Die NHT stellt in der Regel pro Jahr 400 bis 500 Woh-
INBACHER
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INBACHER
nungen fertig. Im Vorjahr
wurden nur 271 Wohnungen
übergeben, Projekte mussten
verschoben werden, erklärt
Tratter. Heuer sollen 700 Wohnungen fertig werden. Aktuell
seien 950 Wohnungen in Bau.
Die Baukrise sei „tief in allen
Bereichen angekommen“, sagt
Tratter. Bei Aufträgen würden
sich viel mehr Firmen melden
als früher.
Gegenüber Mietern hatte
man zuletzt Erklärungsbedarf.
Mit den Gaspreisen wurde Heizen deutlich teurer, bei Neubauten ging es angesichts der
Teuerung bei Energie, Baukosten und dem Zinsschub auch
mit den Mieten nach oben.
Seit 2021 seien die Baukosten
um 35 % gestiegen, so Pollo.
Im Schnitt aller bestehenden
NHT-Wohnungen betrage die
Netto-Kaltmiete aber niedrige
5,73 Euro pro Quadratmeter.
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NEUE HEIMAT TIROL
166 Mio. €
wurden im Vorjahr
verbaut. Der Rekord ist auch
Folge der Teuerung.
271
Wohnungen wurden
2023 fertiggestellt, deutlich
weniger als üblich.
10,80 Euro
pro Quadratmeter
beträgt im Schnitt die Bruttomiete inkl. Heizkosten.
20.640
Wohnungen verwaltet die Neue Heimat.
Foto: TT/Mader