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Tiroler Tageszeitung

„Kunst stellt Klimafragen“, Seite 12

Kunst stellt Klimafragen

Kunst im öffentlichen Raum: Mit der riesigen Installation „We Are the Asteroid“ beim
Tirol Panorama lenkt der Tiroler Künstler Thomas Medicus den Fokus auf Klimafragen.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck —- Gut, wirklich
eingeschlagen hat er ja noch
nicht. Noch schwebt der riesige Brocken wenige Zentimeter über dem Boden auf dem
Bergisel in Innsbruck. Würde
der Asteroid einschlagen, der
Schaden wäre erheblich. Man
erinnert sich: Vor 66 Millionen
Jahren rammte ein noch viel
größeres Exemplar die Erde
und löste eine globale Katastrophe aus. Die Dinosaurier
etwa starben daraufhin komplett aus.

Heute ist es die Menschheit
selbst, die für das nächste große Artensterben sorgt —- darauf
weist der Künstler Thomas
Medicus mit dem Titel seiner
neuen Arbeit „We Are the Asteroid“, also „Wir sind der Asteroid“, unmissverständlich hin.
Die Menschen sind verantwortlich für globale Veränderungen, die zwar nicht mit einem Knall kommen, aber sich
jetzt über die Jahre hinweg
stetig und zunehmend spürbar abzeichnen. Wie ein Asteroid eben, der langsam auf die
Welt zufliegt. Und wir schauen ihm beim Einschlag zu.

Von weithin sichtbar

Es ist nicht das erste Mal, dass
sich der Innsbrucker Künstler in seiner Kunst mit dem
menschengemachten Klimawandel auseinandersetzt. In
diesen Dimensionen aber hat
selbst Medicus noch nicht gearbeitet. Das meterhohe „We
Are the Asteroid“ wurde im
Rahmen der Förderschiene
„Kunst im öffentlichen Raum“
(KÖR) des Landes Tirol realisiert. Und ist seit wenigen Tagen auf dem Vorplatz des Tirol
Panoramas auf dem Bergisel
zu sehen, auch von der Brennerautobahn aus.

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Raum“ des Landes Tirol realisiert.

Der Standort habe sich als
optimal entpuppt, verrät Medicus. Vor allem von Weitem
wirkt die Installation: Der Asteroid sieht wie ein massiver
Gesteinsbrocken aus dem
Weltall aus. Erst wenn man
ihm näher kommt, erkennt
man: „We Are the Asteroid“
spielt, wie andere so genannte „anamorphe“ Skulpturen
des Künstlers, mit der Wahrnehmung. Der Brocken formt
sich aus klug angeordneten,
bedruckten Stoffbahnen. Die

Bilddaten dazu hat Medicus
von Aufzeichnungen des Asteroiden Vesta, der bereits im
19. Jahrhundert entdeckt wurde. Mit einem Durchmesser

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Foto: Thomas Medicus

von rund 500 Kilometern ist
dieser aber um einiges größer als Medicus’ verknappte
Version.

Auftakt der KÖR-Reihe

Wie bei den meisten seiner
Arbeiten stand auch bei „We
Are the Asteroid“ im Vorfeld
der Realisierung eine Recherchephase. Einige seiner Ergebnisse stellt der Künstler
direkt beim Kunstwerk zur
Schau - für ihn bringe gerade
das Ausstellen im öffentlichen

Raum die Notwendigkeit mit,
gesellschaftsrelevante Fragen
zu stellen. Wie ist es vertretbar, dass 96 Prozent der auf
der Erde lebenden Säugetiere
als Nutztiere gehalten werden? Und landwirtschaftlich
genutzte Flächen den Lebensraum freilebender Tiere immer weiter verkleinern?

Mit solchen und ähnlichen
Fragen hat sich Medicus „Solidarische Räume“, das diesjährige Thema der KÖR-Förderschiene, erschlossen. Eine
Fachjury wählte aus knapp
60 Einreichungen aus, 80.000
Euro stehen für die Projekte
alljährlich zur Verfügung. Medicus’ „We Are the Asteroid“
eröffnet die heurige Ausgabe, kommende Woche wird
ein Werk von Ingrid Mayrhofer-Hufnagl und Benjamin
Ennemoser im Innsbrucker
Waltherpark vorgestellt.

Schon 2016 realisierte Medicus für KÖR die Arbeit „Nehmen Sie Platz!“ auf dem Vorplatz des Landestheaters. Die
Installation, eine rote Bank,
die von einem Glaskubus umschlossen war, verhandelte
damals die massive Ungleichverteilung von Macht und
Ressourcen in der Welt. Eine
Arbeit, die durchaus irritierte.

Ähnlich wie das Rednerpult
„Best Before“, das Medicus
2019 im Rahmen von „TKI
open“ u.a. am Landhausplatz
anbringen ließ. Ein Werk, an
dem er jetzt übrigens weiterarbeiten will. Die Skulptur
war explizit auf das Publikum
ausgerichtet: Jeder und jede
konnte das Pult benutzen. So
nahe kann man „We Are the
Asteroid“ am Bergisel nicht
kommen: Ein Bauzaun umschließt den textilen Gesteinsbrocken - zur Sicherheit. Bis
Ende September ist die Installation noch zu sehen.