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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_5_Presse_OCR
- S.27
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Bezirksblätter Innsbruck
„Abspielverbot ist keine Lösung“, Seite 12
Abspielverbot ist keine Lösung
„L’amour toujours“ und „Ausländer raus“ sorgen für Diskussionen
Beste Stimmung, es wird zu Tarkan getanzt, bei Dr. Alban mitgesungen und bei „We will rock you“
abgeklatscht. „Musik verbindet“
könnte die Devise lauten. Videos
rund um den Hit „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino sorgen
jedoch für Unverständnis, Missstimmung und Abspielverboten
bei Festen und Ö3 sowie kronehit.
Genau diese Verbote sind aber der
falsche Weg, betont nicht nur der
Musiker, Entertainer und Veranstalter Hubsi Trenkwalder.
Vorfall in Innsbruck
Auch in Innsbruck war „L’amour
toujours“ von Gigi D’Agostino
mit den Parolen „Ausländer raus“
schon zu hören. Mehrere Zeugen
berichten über einen Karaokeabend in der Innenstadt im Feber 2024, bei dem eine Gruppe
von Clubbesuchern diese Parolen
gerufen hat“, berichteten die BezirksBlätter. Vor 22 Jahren begann
der Erfolgslauf von „L’amour
toujours“. Jetzt feiert das Lied
mit zahlreichen Videos auf den
sozialen Plattformen „TikTok“
und „YouTube“ und dem unsäglichen Chorus „Deutschland den
Deutschen, Ausländer raus“ vorwiegend in Deutschland ein bedenkliches Revival als „Remigrationshymne“. Eine Entwicklung,
die auch von Musiker, Entertainer
und Veranstalter Hubsi Trenkwalder aufmerksam beobachtet wird:
„Natürlich ist das eine völlig abzulehnende Eigendynamik, dieses
rassistische Gegröle ist mir zutiefst zuwider, ich habe Derartiges
bei unseren Liveauftritten noch
nie wahrgenommen und würde
in so einem Fall das Konzert sofort abbrechen.“
Reaktionen gefordert
GR Mesut Onay forderte nach
dem Vorfall in Innsbruck Reaktionen. Die Alternative Liste Innsbruck hat daher das Thema und
die Lösung durch das Projekt „Safer Clubbing“ in den Gemeinderat
gebracht. Der Antrag wurde dem
Stadtsenat zur selbstständigen Erledigung zugewiesen, aktuell wird
auf eine Stellungnahme eines
Amtes gewartet. Onay: „Wir bleiben an diesem Thema dran und
werden beim neuen Bürgermeister Anzengruber nachfragen.“
Verbot der falsche Weg
„Wir wollen es verbieten und ich
werde es verbieten“, sagte Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner der Deutschen Presse-
Agentur. Das Lied soll auch in
den Fanzonen der Fußball-EM in
Deutschland nicht zu hören sein.
Ö3, Radio Energy sowie kronehit
nehmen den Song aus dem Programm und die UEFA hat das Lied
als Torhymne des ÖFB untersagt.
Gigi D"Agostinos Kulthit belegt
seit einigen Tagen Platz eins auf
der Streamingplattform Spotify;
Platz zwei nimmt ein Remix des
Klassikers ein. Das Abspielverbot
auf Festen und im Radio sorgt
nicht nur bei Hubsi Trenkwalder
für Unverständnis: „Ein erfahrener Musiker oder DJ hat immer
die Möglichkeit, einzugreifen und
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Abspielverbot von „L’amour toujours“ ist der falsche Weg. Foto: imkreis
klar Stellung zu beziehen. Völlig
entbehrlich finde ich aber die Debatte, jetzt diesen Song mit einem
„Aufführungs-Verbot“ zu belegen.
Das würde diesen Idioten ja viel
zu viel Einfluss einräumen, da
kann man ja beispielsweise gleich
die Bundeshymne „vernadern“,
und schon darf sie nicht mehr gespielt werden. Die Musikfans, denen ich begegne, feiern gern und
wissen sich zu benehmen, für die
wenigen Ausnahmen gibt es ja
offensichtlich auch dementsprechende Konsequenzen.“
Zivilcourage
Statt einer Vogel-Strauß-Taktik
sollte Zivilcourage gefördert und
unterstützt werden, meint der
Agentur-DJ Simon: „Eine fehlgeleitete Minderheit kann und darf
uns das Lied nicht wegnehmen.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie
die Veranstalter und vor allem die
Mehrheit im Publikum reagieren
können.“ Im BezirksBlätter-Stimmungsbarometer sprache Ssich
über 94 Prozent gegen ein Verbot
aus.