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Tiroler Tageszeitung

„Kurs ändern, um nicht Schiffbruch zu erleiden“, Seite 38

Die Linzerin Irene Girkinger ist seit Herbst 2023 Intendantin des Tiroler Landestheaters.

.

Foto: Aichner

Kurs ändern, um nicht
Schiffbruch zu erleiden

Von Markus Schramek

Innsbruck — Irene Girkinger ist nicht zu beneiden.
Am Montag muss die seit
Herbst 2023 amtierende
Intendantin des Tiroler
Landestheaters (TLT) in
Gegenwart der aufgereihten Politprominenz einen
Offenbarungseid ablegen. Vor LH Anton Mattle (ÖVP) und dem neuen
Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber
(JA) wird Girkinger in der
Generalversammlung Bilanz ziehen über ihr erstes
Jahr als Chefin des TLT.
Und diese Bilanz sieht,
salopp formuliert, so aus:
stark begonnen - und
stark nachgelassen.
Auslastung und Publikumszuspruch sind
dramatisch gesunken.
Hunderte Abos wurden
gekündigt. Unter dem
Strich steht ein satter
Rückgang bei den Ticketverkäufen und den Einnahmen. MitarbeiterInnen haben gekündigt. Die
Stimmung im Haus ist
schlecht und sie wird frustriert nach außen getragen. Alles Alarmzeichen,

die nicht einfach als Mühen eines Neustarts abgetan werden können.

Nun ist es nicht so,
dass ein hoch subventionierter Kulturtanker wie
das TLT schnell Schlagseite bekommen würde
oder gar zu sinken droht.
Weit davon entfernt. Angesichts der investierten
Steuermittel - Stadt und
Land schießen zusammen mehr als 30 Mio. Euro jährlich zu - muss sich
Girkinger kritische Fragen
aber gefallen lassen.

Auf der Spielwiese

Ein Theater wie das TLT
darf und soll auch Spielwiese sein für kritische
Auseinandersetzung und
für Provokation. Es soll
Neues wagen - und alte
Zöpfe abschneiden.
Girkinger und ihr Team
haben sich im ersten Jahr
auch ziemlich ausgetobt.
Vor großen Namen wurde
nicht Halt gemacht. Klassische Werke von Shakespeare und Nestroy, von
Puccini und Mozart wurden umgruppiert, auf den
Kopf gestellt, geschüttelt.
Das gefiel zumeist der

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verwöhnten und stets
auf der Suche nach der
nächsten Sensation befindlichen Berufskritik in
den Medien.

Ärger über Ablöse

Stücke wie „Fairy Queen“
oder „Peter Pan“ stießen
aber etliche BesucherInnen vor den Kopf. So etwas spricht sich herum
in Tirol, wo das Landestheater von breiten Kreisen quer durch die Gesellschaft diskutiert wird.
Und wo sich immer noch
viele darüber ärgern, dass
Girkinger den populären
Tanzchef Enrique Gasa
Valga abgelöst hat.

Innovation und Tradition, den Spagat zwischen
diesen beiden Polen muss
die Intendantin schaffen.
Ein halbleeres Theater
nützt niemandem. Girkinger muss das Steuer herumreißen, ihren Kurs korrigieren. Sinkt das Theater
in der Publikumsgunst
weiter, werden auch die
politisch Verantwortlichen
nervös. Dann wird die See
richtig rau für die Kapitänin des Kulturtankers Tiroler Landestheater.