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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_13_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Alles möglich, nur Partys nicht“, Seite 14
2020 ist die BALE auf der Gewerbefläche in der Bachlechn:
Ö N
erstraße in der Höttinger Au aktiv, seitdem sind rund 50 Kreative in die Arbeitsräume eingezogen. Und sie wollen bleiben.
Alles möglich, nur Par!
Fotos Falk, Söhm
"ys nicht
Kultur schaffen im Wohngebiet, geht das? Das Team der BALE will in der Höttinger Au einen Ort der
kreativen Produktion umsetzen. Und wünscht sich dafür Hilfe von der öffentlichen Hand. Ein Hausbesuch.
Von Barbara Unterthumer
Innsbruck - Man wandelt
durch eine riesige Halle, über
breite Treppen in bunt bemalte
Räume. Und steht dann in einer Werkstatt, einem Seminarraum, schaut sich nebenan in
einem Atelier um, wandert an
Theaterrequisiten vorbei. Hier
in der BALE ist alles möglich,
aber nichts fix. Ein Großteil der
9000 qm großen Gewerbefläche in der Bachlechnerstraße
in Innsbruck steht aktuell frei.
Ungenutzt ist die Anlage, die
schon Baumarkt oder Impfzentrum war, aber nicht. Seit
2020 sind 50 Kreative eingezogen - und anders als so manch
kommerzielles Unternehmen
geblieben. Noch jedenfalls.
ArchitektInnen, MaschinenbauigenieurInnen oder Kunstschaffende sind derzeit in den
Räumen eingemietet. Theater, Tanz, Konzerte gab es hier
schon - in der Halle wird aber
auch geskatet.
Als Kultur- und Sportort BA-
LE wurde die Struktur im jüngsten Innsbrucker Gemeinderats-
wahlkampf bekannt. Neben St.
Bartlmä gilt die Gewerbefläche
als vielversprechende Antwort
auf die Fragen nach mehr Kulturraum und Platz für Veranstaltungen. Selbst BM Johannes
Anzengruber (JA) hat die BALE
bei Diskussionen immer wieder
ins Treffen geführt.
Gespräche versandet
Das hat im Team der BALE
Hoffnung aufkeimen lassen.
Man sei sich sicher, dass der
Ort „eine große Bereicherung
für Innsbruck darstellen würde“, sagt Julia Pohl. Gemeinsam mit Thomas Bonora und
Klaus Schennach ist sie um die
Professionalisierung der Initiative bemüht. Vorgelegt haben sie bereits das Konzept für
ein ganzes „Kreativquartier“
mitsamt Kindertagesstätte.
Gespräche mit Privaten, Stadt
oder Land seien bisher aber
immer wieder versandet.
Jetzt treten sie mit einem
neuen Konzept für knapp die
Hälfte (etwa 4000 qm) der Anlage vor. Die Zeit drängt immer.
Die BALE-Kreativen sollen
‚ Orte wie die BALE
sind auf Mehrwert
für die Stadtentwicklung
ausgelegt. Das muss der
Politik was wert sein.“
Thomas Bonora
(Organisationsteam BALE)
Ende Juni nämlich raus. Ihre
Halbjahresmietverträge (120
Euro zahlen sie pro Arbeitsplatz) laufen aus. Die BALE fordert deshalb nun erneut Unterstützung von der Politik. „Was
solche Orte wie die BALE brauchen, ist Planungssicherheit“,
erklärt Bonora. Für die BALE
wünscht er sich „langjährige
Vereinbarungen mit Stadt oder
Land, um das Projekt nach-
w
‚ Gemeinsam mit
Talstation oder
Bartlmä wäre die BALE
eine große Bereicherung
für Innsbruck.“
Julia Pohl
(Organisationsteam BALE)
haltig zu entwickeln.“ Was das
Ganze kosten würde, damit will
das Team aber nicht herausrücken.
Möglich gemacht wird die
BALE derzeit von MPreis als
Eigentümer und Vermieter der
Anlage. Bonora und Schennach sind im Unternehmen für
die Bespielung und Entwicklung der BALE zuständig, sie
bearbeiten Nutzungsanfragen
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und die Co-Working
Plätze im Haus. Wie es nach Juni weitergehen soll, wissen sie
nicht. Noch hoffen sie — einmal
mehr - auf Verlängerung der
Verträge.
Vize-BM Georg Willi (Grüne),
der für die Kulturagenden der
Stadt zuständig ist, ist zwar an
Orten wie BALE oder Bartlmä
interessiert - die TT berichtete
—, es komme aber auch in der
Bachlechnerstraße auf die Finanzierbarkeit an.
Wie umgehen mit privatem
Eigentum? Diese Frage wurde
schon bei Bartlmä zur Zerreißprobe. 2021 verwendete sich
der damalige Bürgermeister
Willi für eine Mehrheit für Investitionen in das private Industrieareal in Wilten — allein
als Kaufpreis waren damals
zehn Mio. Euro kolportiert worden. Erreicht hat er die Mehrheit nicht.
Sanierung nötig
Welche Möglichkeiten gibt es
in der Höttinger Au? Die BALE
stellt sich eine Zukunft als Genossenschaft ohne Gewinnab-
sicht vor, Land und/oder Stadt
als Auftraggeber oder Beteiligte. So ganz ohne Sanierung
kommt das Gebäude aber nicht
aus, hört man heraus. Für Bonora können solche Projekte
dennoch nicht auf Private abgewälzt werden. „Orte wie die
BALE sind darauf ausgelegt,
einen wunderbaren Mehrwert
für die Stadtentwicklung eines
ganzen Quartiers zu leisten“,
sagt er. „Das muss der Politik
Wwas wert sein.“
Bedarf an Raum gibt es. Das
zeigte zuletzt u.a. die Demo
„Tag der Kulturarbeit“, bei der
Hunderte Menschen lautstark
für mehr Kulturraum und
konsumfreie Zonen in der
Stadt aufstanden.
Ähnlich laut wird aber auch
die Lärmdebatte in Innsbruck
geführt. Die BALE liegt im
Wohngebiet. Als Ort für Events
sei die Anlage laut Schennach
nur bedingt geeignet. „Wir sehen die BALE nicht als Partyort, sondern als Ort für Untertags-Veranstaltungen, als Ort
der Produktion, für kreatives
Schaffen.“