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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Die (Stadt-)Politik schafft sich ab“, Seite 2

9.4.2024

Von Anita Heubacher

ten Legislaturperiode in vielen Fällen

dazu angetan, sich fremdzuschämen,
sich angewidert von Politik abzuwenden.
Man konnte über weite Strecken als Beob-

I nnsbrucks Stadtpolitik war in der letz-

achterIn nur noch den Kopf schütteln über
so viel Niveaulosigkeit, Zerstrittenheit, über

so viel Selbstüberschätzung der einzelnen
MandatarInnen und über so wenig konstruktives Ergebnis und Arbeiten für die
Stadt.

In diesem Umfeld sorgt nun eine Ein-
Mann-Fraktion für eine Grenzüberschrei-

Kommentar

Die (Stadt-)Politik schafft sich ab

Ein Innsbrucker Gemeinderat will einen Mob organisieren, der sich zur Privatadresse einer Politikerin aufmachen
soll. Damit ist eine Grenze überschritten, die nach überparteilicher Solidarität schreit. Das Gegenteil ist der Fall.

tung, die fassungslos macht. Eine Aufforderung an WählerInnen und die anderen 39
G ind kollegI sie sollen sich
doch aufmachen, um das Privathaus einer
Grün-Politikerin, einer Frau, zu begutachten. Ein Haus, in dem drei Kinder und der
Ehemann der Politikerin wohnen wollen.
Das ist Gewalt gegen Frauen. Da muss sich
eine solche Gruppe noch gar nicht in Bewegung gesetzt haben.

Inhaltlich war die grüne Gemeinderätin und Listenzweite hinter Bürgermeister
Georg Willi kaum in der Lage, etwas dagegenzuhalten, denn seit letztem Donnerstag
ist sie nach ihrem Hauskauf quasi vorverur-

teilt. Von manchen konventionellen Medien, von vielen Social-Media-NutzerInnen,
die kaum drei Sätze lesen, aber gleich mit
einem untergriffigen Kommentar zur Stelle
sind, und von der politischen Kaste.

Kaum war der Bericht erschienen, flatterten die Presseaussendungen der politischen Gegner herein. Die SPÖ, die gerne
die linken WählerInnen der Grünen hätte,
tat sich per Video besonders hervor und
sprach von einem „politischen Skandal“,
die FPÖ von „Baummördern“, die ÖVP von
einem „Kahlschlag im Stadtwald“. Zuerst
lesen, nachfragen und dann kommentieren
war auch hier nicht die Handlungsmaxime.

Ungeachtet des Sachverhalts täte die Politkaste in Innsbruck und sogar auf Landesebene gut daran, sich zumindest jetzt dafür
auszusprechen, dass ein solcher Aufruf, eine
solche Grenzüberschreitung nicht geduldet
werden. Auch nicht im Wahlkampf. Das hat
mit Wehleidigkeit nichts zu tun.

Bis dato sind die Solidaritätsbekundungen rar, kamen
mit Verzögerung und wenn,
dann nur von den Grünen
selbst.

anita.heubacher@tt.com

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