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Jahr: 2024

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- S.10

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Kronenzeitung

„Willi versus Anzengruber: Ein Stechen ohne Hauen“, Seite 4

Foto: Christof Birbaumer

Willi versus Anzengruber:
Ein Stechen ohne Hauen

Der Wahlkampf um das Innsbrucker Bürgermeisteramt ging in die

erwartete Verlängerung. Von ursprünglich 13 Bewerbern waren

der grüne Amtsinhaber Georg Willi und Johannes Anzengruber,

welcher in heftigem Streit die ÖVP verlassen hat, die beiden

Bestplatzierten. Mit knapp 23 und 19 Prozent aller Stimmen.

Was nun? Die Mehr-

heit derjenigen, welche
vor zwei Wochen wählen
gingen, wollten weder Willi
noch Anzengruber als Bürgermeister haben. Ganz abgesehen von den 40 Prozent,
die am letzten Wahlsonntag
sowieso zu Hause geblieben
sind. Zählt man als Rechenspiel Nicht-Willi-Anzengruber-Wähler und totale Nichtwähler zusammen,
hat jeder der nunmehrigen
Stichwahlgegner nicht viel
mehr als bloß jeden zehnten
Innsbrucker wirklich hinter
sich.

Wer wird da gewinnen?

In der Tiroler Landeshauptstadt laufen jede
Menge Hellseher herum, welche
behaupten, den Wahlsieger
bereits heute zu kennen.
Weil nur noch zwei Kandi-

AT

__

daten übrig sind, rät die
Hälfte davon richtig. Und
wird trompeten: „Ich hab’s
ja immer schon gewusst!“
Mit seriöser Wahlforschung
hat das freilich genau gar
nichts zu tun.

Wer entscheidet die
Wahl? Das sind jene,
für die Willi oder Anzengruber die Zweitpräferenz
oder gar das kleinere Übel
ist. Man kann mutmaßen,

dass Anhängern der FPO
sowie dem kleinen Rest von
Wählern der OVP der bürgerliche Anzengruber lieber
wäre. Willi würde im Umkehrschluss Zuspruch von
bisherigen Wählern _der
SPO und KPO «erhalten.
Nur ist Georg Willi kein
„Fundi“, sondern zum zwischenzeitlichen Leidwesen
seiner Grünen seit Jahren
durchaus bürgerlich angepasst und oft sogar autoritär
statt basisdemokratisch.

Ist da überhaupt eine

Prognose möglich? Das
bürgerliche Lager ist in
Innsbruck unverändert größer als „die Linken“. Womit
Anzengruber Favorit wäre.
Doch hinkt diese Schlussfolgerung gewaltig. Willi
wäre auch vor sechs Jahren
nicht Bürgermeister geworden, hätte man ihn allein

Seite 10 von 22

© Die Kandidaten (hier im
Bild mit ihren
Frauen Valentina li. und Katharina) behandelten sich
im Stichwahlkampf „mit
freundlichem
Respekt“. Wer
wird „First
Couple“ in
Innsbruck?

PROF. PETER FILZMAIER
° ®
Filzmaier
analysiert

Peter Filzmaier ist Professor
für Politikwissenschaft an der
Universität für Weiterbildung Krems
und der Karl-Franzens-Universität Graz.

links der Mitte gewählt. Das
Rennen ist komplett offen.

Macht es einen grund-

legenden Unterschied,
wer Bürgermeister wird?
Nur auf einer Gefühlsklaviatur der Personenebene.
Von den Inhalten der Politik
her ist es so, dass die Parteilisten von Willi und Anzengruber in der Stadtregierung — diese wird im Proporz nach den Stimmanteilen der Parteien beschickt —
eine Mehrheit haben. Ihre
Zusammenarbeit ist somit
wahrscheinlich. Das wissen
die beiden Kandidaten, und
daher behandelten sie sich
im Wahlkampf mit freundlichem Respekt. Die künftige Politik in Innsbruck ist
wohl so oder so ein Kompromiss des Programms von
Willi und _ Anzengruber.
Nicht entweder —- oder.