Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2024

/ Ausgabe: 2024_04_22_Presse_OCR

- S.10

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2024_04_22_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2024
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Kurier

„Der Ringer und der Chorknabe“, Seite 14

Der Ringer und der Chorknabe

Bürgermeister-Stichwahl. Georg Willi (Grüne) ist vor sechs Jahren ins Bürgermeisteramt geradelt.
Sein bürgerlicher Herausforderer Johannes Anzengruber (JA) hat sich laufend ins Rennen gebracht

N

‚$

s
‘ %.


}



n
{*
$

f

VON CHRISTIAN WILLIM

Hemdsärmelig und tiefenentspannt ist Georg Willi vor
sechs Jahren durch einen klassischen Straßenwahlkampf geradelt. „Wo ein Willi, da ein
Radweg“, lautete einer der
Silogans dabei. Am Ende ging
er mit den Grünen, die auf

einer Stichwahl auch noch a
als erster Grüner überhaupt
in einer Landeshauptstadt —
das Bürgermeisteramt gegen

Amtsinhaberin

die damalige
Christine Oppitz-Plörer (nunmehr „Das neue Innsbruck“)

erobern konnte, krönte seinen persönlichen Triumph.
Dieses Mal ist der inzwischen
64-Jährige der Gejagte in der
Verteidigerposition.

Ein Erfolgslauf

Dicht auf den Fersen ist Willi
der ehemalige ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, der sich von seiner alten Policheimat abgespalten
har und nun mit seiner neu gegründeten Liste „JA — Jetzt
Innsbruck“ seine eigene Suppe
kocht. Die hat den Wählern offenbar geschmeckt: Aus dem
Stand wurden bei der Gemeinderatswahl acht von 40 Mandaten erobert.

Der 45-jährige ÖVP-Rebell selbst schaffte es außerdem nicht nur in die Bürgermeisterstichwahl, sondern ist
hmterdemgnmenAmlsuflmber Schlagdistanz. Bei
anOO(X)OW:III»:ECMI;-

ten kam Anzengruber mit
rund 2.000 Stimmen Abstand
hinter Willi zu liegen.

Und seine Erfolgsgeschichte ist durchaus mit jener des grünen Stadtoberhaupts im Jahr 2018 zu vergleichen. Beide gingen als
Außenseiter und mit relativ
bescheidenen finanziellen
Mitteln ins Rennen. Wo Willi

niszenz an seine Zeit als langjähriger Wirt der städtischen
Arzler Alm auf der Innsbrucker Nordkette wurden 2.500
ö nach Familienrezept, aber auch 5.000
Stück Kuchen und Schaumrollen unters Wahlvolk gebracht.
In dem beliebten Ausflugsgasthof legte Anzengruber

—_

» Y
ä"

allen Bevölkerungsschichten.
Von der ÖVP 2018 bei der Gemeinderatswahl auf einen wenig Erfolg versprechenden Listenplatz ihr, katapultierte
sich der Quereinsteiger mit
einem Vorzugsstimmenwahlkampf selbst auf Platz eins.

Keine Scheu vor Konflikt
Hier kommt neben der Komponente des leutseligen Almwirts die zweite Klischeeseite
der Medaille Anzengruber ins
des Ex-Sportlers, auf die er
selhstgememl‘.rlduungsen-

WLOBIAML OCIR

Ca
B -:-<.cl
‘» «". Ö , kr d En
,
z_. m T ‘In’n"" v

wie vor Drahtige Ringer - keine it für Zartbesaitete. Vielmehr ein körperbetonter Kampf Mann gegen
Mann. Und den scheut Anzengruber auch politisch nicht.
Gegen Widerstände seiner
Partei kämpfte er sich etwa
auch ins Amt des Vize-Bürgermeisters. Und als die ÖVP-Führung lieber mit Ex-Staatssekretär Florian Tursky an der Spitze der bürgerlichen Allianz
„Das neue Innsbruck“ kandidieren wollte, ging Anzengruber wieder einmal durch die
Wand und mit seiner Abspal-
Von 290.000 Euro, die
der ehrgeizige und dadurch
mitunter etwas verkniffen
wirkende Politiker für den
Wahlkampf aufbrachte, kamen laut seinen Aussagen

Duell am Sonntag

Die Ausgangslage
13 Bürgermeisterkandidaten
stellten sich am 14. April der
Wahl. Bei einer Beteilsgung von
60,5 Prozent (100.564 Wahlberechtigte) entfielen die meisten
Stimmen auf Amtsinhaber Georg
Viü(l3 543). Gegen ihn in die
Stichwahl schaffte es mit den
Stimmen von 11.455 Innsbru-

ckern Johannes Anzengruber

Die Entscheidung

Am kommenden Sonntag, 28.
April, fällt die Entscheidung
zmsdmdenbudmlontra

ihnen ausgehen wird. Die Wahllokale schließen um 16 Uhr

BÜRGERMEISTERSTICHWAHL IN INNSBRUCK
Stimmenanteile in Prozent, Ergebnis (inkL Wahlkarten)

Kandidaten der Stichwahl am 28. April
Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) N 22,89
Johannes Anzengruber (JA) D 19,37
SITZE IM GEMEINDERAT

(Veränderung gegenüber Wahl 2018)

FPÖ 7 (-1) SPÖ 6 (+2)

TURSKY 4 (neu)

Seite 10 von 14

270.000 Euro aus eigener Tasche — fast zur Gänze durch
einen Kredit aufgebracht, für
den auch Ehefrau Valentina
bürgen musste.

Familienunternehmen
Das Erfolgsprojekt Anzengruber ist auch sonst getragen
von der Familie. „Sie gibt mir
den größten Halt“, sagt Anzengruber. Vater und Mutter
packten im Wahlkampf ebenfalls kräftig mit an. Dort wo
die ÖVP Parteifunktionäre im
Wahlkampf aufbot, hatte der
Abtrünnige Funktionäre von
Traditions- und Sportvereinen sowie Mitglieder von Einsatzorganisationen hinter
sich und auf seiner Liste —
wertvolle Multiplikatoren.

kt es bei Anzengruber
Ehefrau Valentina, die eine
wichtige Rolle im Leben des
Politikers spielt, ist es beim
Bürgermeister Katharina Willi, die mit dem grünen Urgestein seit 33 Jahren verheirater ist. Bei wichtigen Anlässen
sieht man die beiden stets gemeinsam. „Das war die beste
Entscheidung meines Lebens“, sagt Georg Willi zu dieser Partnerschaft.

Wichtige Reden gibt er
zuerst seiner Frau zu lesen,
bewor er sie hält. „Sie verhinunterwegs bin“, erklärt der
Bürgermeister. Außerdem habe sie aus ihrem Beruf als Recker Hotels „eine sehr gute
Menschenkenntnis“, von der
er ebenfalls profitiere. „Ich
nett — bis zum Beweis des
Gegenteils“, sagt Willi.

Und beschreibt damit indirehauch)eneslmge.dnsülm

Bürgermeisteramt j

kein Startnachteil. Aber dieses
Bild hat arg gelitten. Denn als
Stadtoberhaupt ist Willi das
Gesicht, das nach außen für
den j Streit im Gemeinderat steht — auch wenn

Seit 1989 in der Politik — vom
Gemeinderat, über den Landtag bis zum Nationalrat in
Mandatsfunkrionen — ließ Wil-
E sich davon aber nicht entmutigen. Er wirkte auch im Intensivwahlkampf wie der ewige
Berufsoptimist, als den man
ihn kannte. Die Erleichterung
bei den Grünen, dass er es erneut in die Stichwahl geschafft
hatte, war am 14. April spürbar. Dass er sogar auf Platz
eins landete, damit härten die

Kraft zieht derolm’ku
udaMusik.Auchakßur

eines Kirchenchors treu, absolvierte vielfach Auftritte. Den
Takt im Gemeinderat vorzugeben, daran ist er, der als Kind
bei den Wiltener Sängerkna-
Und sieht die Schuld aber vor
allem bei den von seinen Gegnern verursachten Misstönen.
Am Sonntag wird sich zeigen,
ob Willi weiter am städtischen
Dirigentenpult stehen darf.