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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_04_20_Presse_OCR
- S.8
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Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung
„Von der Alm in die Stichwahl“, Seite 4
Foto: Gerhard Schiel
v
Drei Wirte, drei Geschichten: Neos-Politiker Sep
p Schellhorn, TV-Legende Sepp Forche
-
ıl —
r, Bürgermeister-Kandidat Johannes
Anzengruber. Sie vereint das Credo, Standpunkte zusammenzubringen, nicht auseinanderzudividieren. Den Leuten gefällt"s.
Von der Alm in die Stichwahl
Der Mythos Wirt als Erfolgsmodell in der Politik. Zuhören und Versöhnen am Stammtisch
sind offenbar nach wie vor bei den Wählern stark gefragt: Das zeigen drei Beispiele.
gibt keinen anderen
E Beruf, in dem du in-
nerhalb kurzer Zeit
so viele Menschen glücklich
machen kannst.“
Lässt sich dieser motivierende Wahlspruch einer
Salzburger Gastronomin in
die Politik übertragen? Das
aktuelle Beispiel aus Tirol
scheint es zu beweisen.
Johannes Anzengruber
(45) steigt von seiner 1067
Meter hoch gelegenen Arzler
Alm bei der Nordkette 574
Meter hinab in die Untiefen
des Rathauses von Innsbruck, verteilt im Wahlkampf 2500 selbst gemachte
Kaspressknödel und _ lässt
den von der Wiener OVP-
Zentrale verordneten Spitzenkandidaten, den farblosen Staatssekretär Florian
Tursky, vier Plätze hinter
sich.
Zwischen den Gästen ist
Anzengruber aufgewachsen,
das gefiel ihm, schildert der
aus der Partei ausgeschlosse-
ne Rebell. Auf die Wünsche
der Menschen einzugehen,
unverfälschte regionale Produkte zu bevorzugen, das
hätten ihn seine Eltern gelehrt.
Nächste Woche wiäll
Johannes Anzengruber in der Stichwahl
Bürgermeister
Georg Willi (64) besiegen.
Sepp Schellhorn
(56), legendärer Betreiber von Gasteiner
Skihütten (Angertal 1180,
Weitblick) und beliebter
Wirt im Salzburger Goldegg,
kehrt für die Neos in den Nationalrat zurück. Im Gespräch mit der „Krone“ verrät er das Erfolgsgeheimnis
eines Wirts in der Politik:
der Stammtisch.
Hier gilt es, den Sorgen zuzuhören und Menschen mit
unterschiedlichen _Standpunkten zusammenzubringen, nicht auseinanderzudividieren, Widerspruch zu
vertragen, zu versöhnen.
Denn sie müssten sich ja in
der nächsten Woche wieder
treffen. Der pinke Politiker
(„geht net, gibt’s net“) hält
die Tradition im Ort hoch:
Den Bierführer, ein in
„ die Krise geschlittertes Gasthaus, nahm
_ _ er zu seinen Betrie-
_ ben dazu. Der Mul-
_ ti-Wirt gibt sich beunruhigt: „Die Mittelschicht bricht inmitten von Krisen und
Teuerungen weg. Steuer und
Bürokratie beflügeln das
Wirtshaus-Sterben.“
Schellhorn warnt: „Sollen
nur noch Steh-Buffets im
Benzingeruch der Zapfsäulen Orte des Zusammenlebens sein?“
Berühmtester Wirt
sagte standhaft „Nein“
Die Politik machte auch dem
bekanntesten _ Hüttenwirt
Österreichs (Zeppezauer
Haus am Untersberg) Avan-
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cen: Alle Versuche wehrte
TV-Star Sepp _ Forcher
(1930-2021) aber ab.
Als manche meinten, er
wäre doch der ideale Bundespräsident, bekamen sie die
Gegenfrage „Seid’s deppat
worden?“ zu hören.
Authentisch muss man
sein und unabhängig
Mit Forchers Buchtitel als
Ansage „I mog di Leit“ stieg
OVP-Kandidat Andreas
Khol in die Bundespräsidenten-Wahl ein. Und verlor
2016 schon im ersten Durchgang krachend.
Authentisch müsse man
sein, bekräftigt Polit-Wirt
Sepp Schellhorn. Und unabhängig.
So wie Helmut Peter (75)
vom Weissen Rössl, der nach
neun Jahren für Freiheitliche und Liberale im Nationalrat, wieder in sein Top-
Hotel am Wolfgangsee zurückkehrte.
Hans Peter Hasenöhrl