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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_8_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Wer die fremden Flaggen hisst“, Seite 23
Wer die fremden Flaggen hisst
Die Entscheidung, ob Staatsflaggen an öffentlichen Gebäuden wehen, fällt nicht überall mit Konsens.
Vos lasmine Krdinz
Kufstein, Innsbruck — Sie
sind Ausdruck von Solidarität.
bei der Frage, ob sich Gemeinden mit dem Hissen fremder
Nationalflaggen palitisch zu
weit zus dem Fenster lehnen.
diskutierte dies schon mehr-
£ach: Anlass gab etwa die uk
rainische Flagge, die zu Beginn des Angriffiskriegs durch
Russland am Rathaus hing,
oder jene der Republik Tür
kei, des Königreichs Marakko
und der Arabischen Bepuhlik
Syrien nach dem Erdbeben
vor trund einem Jahr. Warum
wehte aber die libysche Flagge nach Überschwemmungen
im selben Zeitraum nicht dart?
Wa biicb der blaue Stern nach
dem Terror-Anschlag der Hamas auf Israel?
Bisher zeigte die Festungsstadt auf Initiative einzeiner
Stadträte Flagge. Ein Antrag
der NEOS, man mäge sich für
eine (Jeichbehandlung bei
der öffentlichen Bekundung
zeitlich stets zuf zwei Wochen
begrenzen, passierte nun in
abgeänderter Form den Ge-
meinderat: Künftig soll der
Stadtrat entscheiden, ob und
wie lange Fahnen hängen.
Bürgermeister Martin Krumschnabel (Parteifreie) dazu:
„Was wir aufhängen, entscheitden wir auf Basis des gesunden Menschenverstandes.“
Isracls Fahne anzubringen
wäre palitisch zu umstritten
gewesen. „Das hätte ganz offensichtlich zu Problemen
geführt. Tage später waren
dann Tausende Palästinenser
tot - hätten wir deren Fahne
dann direkt danebenhängen
sallen?“* Die Debatte hält er
für überzagen. „Wir werden
die Welt auch nicht durch die
schönste Fahne verändem.“
Ähnlich nüchtern sicht man
das in der Landeshauptstadt.
Yon webenden Solidaritätsbekundungen bei Naturkatastrophen sieht Innsbruck gänzlich
ab, erfährt man im Magistrat.
Politische Diskussionen über
das Für und Wider des Hissens
von Staatsflaggen am Rathaus
fammen im Gemeinderat immer wieder auf. Handelt es
sich nicht um Repräsentationsbesuche aus anderen Nationen, braucht es für die Be-
Aaggung einen Beschluss im
Stadtsenat. Bei kurzfristigen
chen er Terroranschlägen
kann man freilich nicht auf
reguläre Sitzungen warten.
Ein Rundruf unter Senatsmit-
Innsbruck als Gemeinde im
Anlassfall ein Zeichen setzt
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Kufsteia hisste nach den Erdbeden 2023 die syrische
und tirkische Flagge als Zeichen der Solidantat.
[
oder nicht. Man achte jedenfalls darauf, dass Fahnen nicht
zu lange hängen, meist über
ein Wochenende.
Abseits der fremdstaatlichen
Hobeitssymbole werden Aktionstage - vom Christopher
schen mit Behinderung bis zu
den 16 Tagen gegen Gewalt an
Frauen - von wehenden Bannerm an Rathaus oder auf Brücken begleitet.
In Schwaz liegt - wie vielerorts - die Pahne Tibets parat.
Seit vielen Jahren gedenken
Tiroler Gemeinden rund um
den 10. März des Volksaufstandes 1959 in Lhasa, bei
dem mehr als 80.000 Menschen getötet wurden. In der
Silberstadt beschließt dies der
Gemeinderat, erklärt Amtsleiter Christoph Holzer. Aus
Zeitgründen entscheidet aber
auch oft der Stadtrat. Am 29.
Mai, dem Internationalen Tag
der Fried icherungskräfte
der Vereinten Nationen, wird
die UN-Fahne ausgerollt.
Vaor dem Landhaus bietet
neben der Tirol-, der Österreich- und der EU-Flagge ein
vierter Mast Gelegenheit. Die
letztlich in einer Hand, nämlich jener des Landeshauptmazıns - „auf Ernpfehlung der
zuständigen Abteilungen“,
heißt es aus dem Landhaus.
Wobei: Flaggen und deren
Hintergründe dürfen nicht
gegen Landesinteressen verstoßen.