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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Authentisch, rustikal und ‚immer bei die Leit‘“, Seite 18

Authentisch, rustikal und
„immer bei die Leit“

Gerald Depaoli redet so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Er hat eine
Abneigung gegen Nadelstreifpolitik und eine Vorliebe für Abwahlanträge.

Von Denise Daum

Innsbruck — „Der Gerechte”,
sagen manche zu ihm. Manche sagen auch „der Selbstgerechte”. Kaum eine andere
Person polarisiert in der Innsbrucker Stadtpolitik so wie
Gerald Depaoli. Der Gründer
des „Gerechten Innsbruck”
sitzt seit sechs Jahren als Ein-
Mann-Fraktion im Gemeinderat. Seine Wortmeldungen
gleichen oft einer Wutrede,
seine Sprachstil ist rustikal.
„A biss! ruhiger” sei er
schon geworden, sagt Depaoli. „Weil mir haben die

Leute gesagt, ich schreie zu
viel. Und gelegentlich höre
ich auf andere.” Für seinen
Blutdruck sei das auch viel
besser. „Altersmilde bin ich
aber nicht“, stellt der 60-Jährige klar.

Depaali weiß sich zu inszenieren. Mit Erfolg. Er kann auf
eine veritable Fangemeinde
blicken. Allein auf Facebook
folgen ihm über 13.500 Personen. Bekanntschaft erlangte
er nicht zuletzt mit seinen
zugespitzten „Aufdeckervideos”.

„Mich stört nichts mehr
als Nadelstreifpolitik. Ich bin
ständig unterwegs und spreche die Sprache des Volkes”,
sagt Depaoli. Das komme
bei den Leuten gut an. Tatsächlich ist er in der Stadt
sehr präsent (mit seinem in
Partei-Orange leuchtenden
Dreiradler), sitzt gern in der

Geraid Depaoii, Listengründer und Bürgermeisterkandidat des „Gerechten

Innsbruck“, ist ein großer Andreas-Hofer-Fan.

Weinstube in Pradl und hat
das Ohr bei den Leuten.

Was ihn antreibt? Sein Gerechtigkeitssinn: „Ich habe
mich immer für Schwächere
eingesetzt. Als Klassensprecher, als Personalvertreter
und jetzt als Politiker.” Weil
er in seinen Augen ungerecht
behandelt wurde, kämpft Gerald Depaoli seit Jahren vor
Gericht gegen die Stadt Innsbruck. Fast 30 Jahre war er bei
der Berufsfeuerwehr — „bis
ich ihnen als Personalvertreter zu unbequem wurde”.

Seine Vorgesetzten hätten
ihn gemobbt — zunächst ins
Burnout und schließlich in
die Frühpension. Eine halbe

Ta N

Million Euro Schadenersatz
fordert er deshalb. Ohne dieses Zerwürfnis gäbe es das
„Gerechte Innsbruck” nicht.
„Die haben anders dreingeschaut, als ich wieder dahergekommen bin”, sagt Depaoli
mit einem breiten Lächeln.
Mit seinen politischen Kontrahenten ist er nicht zimperlich. Dabei sagt er, dass er mit
allen gut auskommt., „Außer
mit den Grünen.” Seine ziemlich besten Feinde sind Bürgermeister Georg Willi und
Stadträtin Uschi Schwarzl.
Regelmäßig macht er auf
selbstgemalten Plakaten gegen die beiden mobil. Insgesamt 13 Abwahlanträge stellte

er gegen Stadträtin Schwarzl.
Wurde der Gemobbte zum
Mobber? „Darüber habe ich
noch nie nachgedacht.” Er
attackiere Schwarzl aber nur
wegen ihrer Ideologie, nicht
als Person. Apropos Ideologie: Depaoli verortet sich
selbst im bürgerlich-konservativen Lager. „Als rechts
bezeichnen mich nur die anderen.“ Aufregen tut ihn das
aber nicht.

Bevor
er das
„Gerechte
Innsbruck”

hat, war
Depaoli
bei der
Liste Fritz
— weil ihm
die Politik NFL
von Grün- | E
der Fritz
ser, den
er als „Lebensmenschen” bezeichnet,
gefallen hat. Von der Liste
Fritz ist er seit 2017 „im Frieden geschieden”, wie er sagt.
Glücklich verheiratet ist
Gerald Depaoli mit seiner
Frau Alexandra. Auch wenn
sie und die beiden Kinder Nicole (22) und Pascal (17 Jahre)
aufgrund seines politischen
Engagements „leider etwas
zu kurz kommen“. Am Wochenende geht er mit seinem
Sohn gern campen. „Ich hab"
einen großen Fiat Ducato,
das gefällt dem Buabn.” Seine
Familie bezeichnet Depaoli
als eher unpolitisch. „Meine
Frau hätte kein Problem damit, wenn ich es nicht mehr
in den Gemeinderat schaffe.”
Das werde aber nicht passieren, ist sich Depaoli sicher.

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