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Tiroler Tageszeitung

„Der Kommunalpolitiker, der auf Frauen vertraut“, Seite 18

Der Kommunalpolitiker,
der auf Frauen vertraut

In der politischen Sozialisierung von Mesut Onay spielten Frauen eine
zentrale Rolle. Soziale Ausgrenzung kennt er nicht nur vom Hörensagen.

Von Denise Daum

Innsbruck — Schuld ist die
Mama. Mesut Onay, seit seiner Jugend politisch aktiv,
wurde nicht in einer Partei sozialisiert. „Ich bin links wegen
meiner Mutter”, sagt der Spitzenkandidat der Alternativen
Liste Innsbruck, kurz ALI.
Seine Mutter, die mit 18 aus
der Türkei nach Innsbruck
zum Arbeiten kam, war bei
der sozialistischen Frauenbewegung und stolzes Gewerkschaftsmitglied. Mesut Onay

und seine Schwester wuchsen
in St. Nikolaus auf, die Mutter
war alleinerziehend. „Unsere
großen Feiertage waren der 8.
März und der |. Mai.”

Soziale Ausgrenzung kenne
er nicht nur aus Erzählungen,
sondern habe sie am eigenen
Leib erfahren. Auch mit Rassismus sei er häufig konfrontiert gewesen. „Weil es damals
‚Ausländerverbote‘ gab, bin
ich jahrelang nicht in Diskotheken gekommen — obwohl
ich Tänzer war.” Als Jugendsprecher des Zentrums für Jugendarbeit Z6, in dem er groß
geworden ist, habe er gegen
rassistische Ausgrenzung gekämpft. „Wir haben damals
gesellschaftliche Themen
über das Tanzen angesprochen”, sagt Onay.

Neben seiner Mutter spielt
eine weitere Frau eine zentra-



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A

le Rolle in seiner politischen
Sozialisierung. Karin Blum,
Ehefrau von SPÖ-Parteivorsitzendem Andreas Babler. „Karin war damals, das ist über
20 Jahre her, in Innsbruck bei
den jungen Sozialistinnen.
Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Über sie bin ich
mit linken politischen Schriften in Kontakt gekommen“”,
erzählt Onay.

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Mesut Onay bezeichnet sich als Vollblut-Kommunalpolitiker. Für die Alternative Liste kandidiert er zum zweiten Mal als Spitzenkandidat. o spenger

Erstmals bei einer Partei
angedockt hat Mesut Onay,
der sich selbst als Kommunalpolitiker durch und durch
bezeichnet, dann erst im Jahr
2011. Wieder war eine Frau
im Spiel. Ingrid Felipe habe
ihn gemeinsam mit Gebi Mair
im Z6 besucht („Sie suchten
jemand mit Migrationsgeschichte“) und gefragt, ob er
bei den Grünen mitmachen

wolle. Onay zog als Neuling
gleich in den Innsbrucker
Gemeinderat und verbrachte
laut eigenen Aussagen eine
lehrreiche Zeit bei den Grünen. Bis zum völligen Bruch
im Jahr 2017, als ihm eine „sexuelle Grenzüberschreitung”
vorgeworfen wurde, die sich
im Jahr 2005 zugetragen haben soll. Die Grünen wollten
ihn deshalb aus dem Gemeinderatsklub werfen. Die Situation sei schlichtweg „entwürdigend”
für ihn
gewesen. „Die
Grdunen haben sich
dann
zwar entschuldigt
und die
Vorwürfe
zurückgenommen, aber
für mich
war eine Zusammenarbeit nicht
mehr möglich.“ Das war die
Geburtsstunde der Alternativen Liste Innsbruck. 2018 erreichte ALI ein Mandat. Bei
der Wahl im April will Onay
mit seinem Team vier Mandate machen, mit dem Fokus
auf der Schaffung von Wohn-,
Sozial- und Lebensraum.

Bei Mesut Onay daheim in
Wilten hat übrigens ebenfalls eine (junge) Frau das
Sagen. Seit vier Jahren lebt
seine 17-jährige Tochter bei
ihm. „Eher erzieht sie mich
als ich sie. Sie ist meine gro-
Be Lebensfreude”, sagt der
46-Jährige mit einem breiten
Lächeln.

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