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Jahr: 2023

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- S.59

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Bezirksblätter Innsbruck

„Fund bei Ausgrabungen“, Seite 25

Fund

Zeitgeschichtliche
Spuren in Innsbruck:
Barackenreste des
NS-Lagers Reichenau
entdeckt.

Im Zuge von archäologischen
Grabungen auf dem Areal des
ehemaligen „Arbeitserziehungsund Zwangsarbeiterlagers Reichenau“ wurden Überreste aus der
NS-Zeit entdeckt. Das untersuchte
Areal, auf dem sich heute unter
anderem der städtische Recyclinghof Rossau befindet, war in
der NS-Zeit Teil des Arbeitserziehungslagers der Gestapo. Bis in
die 1960er Jahre wurde das Areal
unterschiedlich genutzt, zuletzt
als Notwohnsiedlung. Für den
Bau des Recyclinghofs wurde diese Siedlung in den 1960er Jahren
aufgelassen und abgerissen.

Reichsarbeitsdienst-Baracke
Ein Team des Instituts für Archäo-

logien der Universität Innsbruck
konnte in einer Tiefe von circa
1,7 Metern Reste der Unterkonstruktion einer sogenannten RAD-
Baracke (RAD steht für Reichsarbeitsdienst) freilegen. Die
zweiwöchigen Grabungsarbeiten
im Mai dieses Jahres wurden im
Auftrag des Stadtarchivs/Stadtmuseums im letzten noch unbebauten Wiesenbereich am südlichen Ende des Recyclinghofes in
der Trientlgasse durchgeführt.
„Wir sind erst unter den Planierschichten auf Reste der Baracken-
Unterkonstruktion gestoßen“,
erläutert Barbara Hausmair vom
Institut für Archäologien der Uni
Innsbruck. Bei der Barackenunterkonstruktion handelt es sich um
die materialsparendste Variante
für RAD-Baracken. Dieses offensichtliche Einsparen von Baumaterial ist eine von vielen Facetten
des NS-Lagersystems, wodurch
die bewusst herbeigeführte Mangelökonomie und die schlech-

Grabungen auf dem Areal des NS-
Lagers in der Reichenau

Staudt/UIBK

ten Lebensbedingungen in den
Zwangslagern generiert wurden.

Historischer Hintergrund

Im „Arbeitserziehungs- und
Zwangsarbeiterlager Reichenau“
wurden zwischen 1941 und 1945
circa 8.500 Menschen, darunter
zahlreiche politische Gefangene, inhaftiert, gefoltert und zur
Zwangsarbeit verpflichtet, 114

bei Ausgrabungen

Freigelegter Rest des Pfahlrostfundaments Fotos: Staudt/UIBK
Menschen wurden dort nachweislich ermordet. Durch die
laufenden Forschungen konnten
zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Die Errichtung
einer neuen Gedenkstätte an einem Standort nördlich des ehemaligen Lagers ist geplant. Das
geplante Projekt soll ein würdiges,
allen Opfern individuell gedenkendes Erinnern ermöglichen.

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