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„Der Geschmack der Vielfalt“ Nachtrag 29.11.2023, Seite 23

Tiroler Tageszeitung

Der Geschmack der Vielfalt

Die Innsbrucker Sozialen Dienste feiern ihr 20-jähriges Bestehen mit einem wunderbaren
Kochbuch: Mitarbeiter aus 50 Nationen bereiteten dafür heimatliche Spezialitäten zu.

Innsbruck — „Vielfalt ISD köstlich“: Nein, hier handelt es sich
um keinen Schreibfehler — vielmehr um den Titel eines außergewöhnlichen Kochbuchs,
das die Innsbrucker Sozialen
Dienste (1SD) anlässlich ihres
20-jährigen Bestehens herausgeben und heute Abend präsentieren. Die 100-%-Tochter
der Stadt ist mit acht Wohnheimen der größte Heimträger
Westösterreichs, erfüllt aber
auch Aufgaben im Bereich
Kinderbetreuung, Jugendzentren, Stadtteiltreffs oder
Wohnungslosenhilfe,

„Wir wollten keine schnelle
Feier, die am nächsten Tag
verpufft, sondern etwas
Nachhaltiges”, sagt Tom
Strickner, Bereichsleiter Mobile Dienste bei den ISD,
der die Buchidee einbrachte. „Der Ansatz war, jene in
den Mittelpunkt zu stellen,
die uns ausmachen: unsere ca. 1500 MitarbeiterInnen
aus derzeit 61 Nationen.”
Mit dem Kochbuch wollen
die ISD diese Vielfalt sichtbar
machen — „und zugleich die
Wertschätzung gegenüber
den Mitarbeitern”.

Strickner übernahm die Koordination: „Ich habe Mitarbeiter gezielt angesprochen,
ob sie ein Rezept aus ihrem
Herkunftsland vorstellen
wollen. Es gab keine Absage,
alle waren sofort bereit.“

An „Kochwochenenden”
— immer zwei bis drei Mitarbeiter gleichzeitig —- wurden
die Gerichte in der Küche des
Kinderzentrums Pechegarten
gemeinsam zubereitet. Stets

Angela Stillebacher (1.) servierte brasilianischen Eintopf aus schwarzen Bohnen, Wioletta Jasiak zauberte Piroggen mit Beerenfüllung.

mit dabei: Fotograf Franz
Oss, der alle Köchinnen und
Köche sowie die Speisen eindrucksvoll ins Bild setzte, und
Grafikerin Aimee Wald, die
dafür sorgte, dass das fertige
Kochbuch professionell aussieht — und einem das Wasser
im Mund zusammenläuft.
Die Palette der 53 Rezepte aus 50 Ländern reicht vom
persischen Juwelenreis bis
zum sizilianischen Auberginenauflauf, von indischem

Paneer-Erbsen-Curry über
marokkanische Tajine mit
Lammfleisch bis zu Süßkartoffeln in Erdnusscreme
(Rezept aus Burkina Faso).
Mitgemacht hat auch Angela Stillebacher, die in Brasilien aufwuchs, seit 13 Jahren
in Tirol lebt und bei den ISD
als Fachsozialbetreuerin arbeitet. Sie kochte „Feijoada”,
einen Eintopf aus schwarzen
Bohnen, Wurst und geröstetem Maniokmehl: „Das ist bei

uns in der Familie ein traditionelles Essen, auch meine
Mutter kochte es gern.”
Herrliche Nachspeisen sind
ebenso vertreten, etwa Piroggen mit Heidel- oder Erdbeerfülung: Letzteres Rezept steuerte Wioletta Jasiak bei, die
aus Polen stammt, seit bald
18 Jahren in Tirol lebt und als
Stationsleitung im Wohnheim
Pradi arbeitet. „Piroggen werden in Polen sehr oft gemacht,
auch als Hauptspeise mit verschiedenen Füllungen”, erzählt sie. Beide Mitarbeiterin-

fowa Fuez Ora

nen betonen, wie viel Spaß die
Zubereitung fürs Kochbuch
gemacht hat. Was Wioletta Jasiak besonders freut: Die Idee,
gemeinsam international zu
kochen, die sie auch selbst anregte, lebt in Form einer monatlichen Kochgruppe weiter.
Bei allen 1500 ISD-Mitarbeitern wird das selbst aufgelegte
Kochbuch unter dem Weihnachtsbaum liegen, weitere
1500 Stück gehen in den Verkauf: Sie sind um 25 Euro in
allen ISD-Stadtteilzentren und
-Wohnheimen erhältlich. (md)

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