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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Gefahr im Verzug bei den Königen“, Seite 15

Gefahr im Verzug bei den Königen

Eine aus drei Hochhäusern bestehende Wohnanlage mit vielen Eigentümern: die ideale
Voraussetzung für einen Stillstand, wenn es um nötige Instandhaltungsmaßnahmen geht.

Von Michaela S. Paulmichl

Innsbruck — Die Fläche zwischen den drei Gebäuden
wurde großzügig angelegt,
„vor vielen Jahren war sie für
die Kinder dieser Wohnanlage ein wahres Spielparadies”,
sagt Hans Kuba, der in der
vor rund 50 Jahren erbauten Drei-Königs-Siedlung im
Innsbrucker Stadtteil Reichenau lebt. Heute ist der Park
verwahrlost, im Laufe der Zeit
sind fast alle Spielgeräte verschwunden. Nur Turnstan-

, Die Fläche ist desolat, kinder- und
seniorenfeindlich und
ein Paradebeispiel für
‚Gefahr im Verzug‘.“
Hans Kuba (Wohnungse Haus Balth )

gen und eine Sandkiste gibt
es noch, doch wegen massiven Ameisenbefalls ist diese längst unbenutzbar. Die
Sitzflächen der Bänke sind
morsch, die Gehwege sanierungsbedürftig. Viele Randsteine sind gebrochen. „Die
Fläche ist desolat, unwürdig,
kinder- und seniorenfeindlich", meint der 72-Jährige
und spricht gar von einem
Paradebeispiel für „Gefahr
im Verzug”. Tatsächlich gab
es von einem Miteigentümer,
der aufgrund der Unebenheiten gestürzt war, eine Schadenersatzforderung.

Der einst schöne Park, in
dem der frühere Hausmeister im Winter zur Freude der
Kinder einen Eislaufplatz
anlegte, ist heute ein Sanierungsfall. Das wissen die Eigentümer der rund 150 Wohnungen — rund 50 in jedem
der drei elfstöckigen Häuser—,
und das weiß auch die Hausverwaltung, die Raiffeisen
Realitäten Betreuung Tirol.
Doch seit Jahren verzögern
sich die Arbeiten, und jetzt,
wo sie beginnen sollen, kosten sie etwa zweieinhalb Mal
so viel - rund 250.000 statt
110.000 Euro. „Kein Mensch
kann diese Zahlen nachvollziehen”, beschwert sich Kuba
und bittet 7T-Wohnexperten
Klaus Lugger um Hilfe.

Was die massive Kostensteigerung betrifft, liegt der
Grund dafür laut Thomas
Kreuzberger, bei der Raiffei-

sen-Hausverwaltung für Objektmanagement zuständig,
auf der Hand: „Am Anfang
waren die Eigentümer nicht
einverstanden mit dem Projekt, es hat eine Unterschriftenaktion dagegen gegeben.
Seither sind mehrere Jahre
vergangen, inzwischen haben

‚ Manche Umsetzungen scheitern
schlichtweg an den
dafür notwendigen Willensbildungen.“

Philipp Thomasberger (Hausver
waltung Ratftessen Realitaten)

wir zwei Krisen gehabt — Corona und die Teuerung.”
Generell gilt: Bei dringenden Instandhaltungsmaßnahmen darf eine
Hausverwaltung laut Wohnungseigentumsgesetz auch
ohne Beschluss der Eigentümer tätig werden. Im Fall der
Drei-Königs-Siedlung — die
Häuser heißen Caspar, Melchior und Balthasar — war diese Dringlichkeit gegeben.
„Manche Umsetzungen
scheitern schlichtweg an den

dafür notwendigen Willensbildungen”, erklärt Philipp
Thomasberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Realitäten, auf Nachfrage des Ombuds-Teams. Im diesem Fall
hätten die unterschiedlichen
Häuser divergierende Vorstellungen artikuliert und es
seien regelmäßig Beschlussfassungen bekämpft worden.
Kritisiert wurden offensichtlich einzelne Projektdetails.
Er spricht von einer „besonderen Wohnungseigentumsgemeinschaft“, die aus
vielen Eigentümern und drei
Baukörpern besteht. Es seien
voneinander abweichende
Abrechnungsschlüssel anzuwenden, jedes Haus sei für
sich eine Abstimmungseinheit. Nur bei den allgemeinen
Liegenschaftsteilen wie eben
dem Park gelten alle Objekte
als gemeinsame Beschlusseinheit. „Die Problematik ist
wiederholt in den Protokollen
und Rundschreiben kommuniziert und an alle Eigentümer der Anlagen übersendet
worden“, kann er jedenfalls
einen weiteren Vorwurf, die
Eigentümer seien nicht ent-

endiich sanlert.

sprechend informiert worden, nicht nachvollziehen.
Thomas Kreuzberger
wünscht sich mehr Vertrauen
in die Arbeit der Hausverwaltungen — „oft gibt es Skepsis
und schaukeln sich Situationen unnötig hoch” —, er räumt
aber ein: „Es gibt Hausverwaltungen, die schlechte
Leistungen abliefern.” Er und
seine Mitarbeiter aber würden seit Jahrzehnten professionell arbeiten, „wir können
unseren Job“. Frieden und
Einigkeit unter den vielen Eigentümern und der Hausverwaltung gibt es in der Sied-

Hans Kuba kritisiert den späten Start der Arbeiten.

lung wohl auch weiterhin
nicht, allerdings überwiegt
zumindest bei Hans Kuba,
der viele Bewohner hinter
sich sieht, die Freude, dass
mit 9. Oktober die Arbeiten
nach sieben Jahren endlich
beginnen sollen.

Wenngleich auch nur für
die Sanierung der Wege und
Bänke. Offene Fragen gibt es
weiterhin, u.a., weshalb nicht
auch gleich neue Spielgeräte
installiert werden. Eines ist
aber für Kuba sicher, wie er
meint: „Dass jetzt was weitergeht, haben wir Herm Lugger
zu verdanken.“

Dot Sormgen

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