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Jahr: 2023

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- S.15

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Der Standard

„Eiskanal im Exil‘“, Seite 15

Eiskanal im Exil

Innsbruck wird wohl die olympischen Bob-, Rodel- und Skeletonbewerbe 2026 ausrichten. Erstmals in der Geschichte
der Winterspiele wird außerhalb des Gastgeberlandes um Medaillen gekämpft. In der Szene sorgt das für Unmut.

ger Tag (ür unseren Sport“, schreibt die

deutsche Olympiasiegerin in den sozialen Medien. 2022 gewann sie in Peking Gold
Iim Zwelerbob, 2026 wird sie im Exil um die
Medaillen fahren. Die Wettkämpfe im Eiskanal bei den Winterspielen von Mailand und
Cortina d’Ampezzo werden nicht in !alien
stattfinden. Das gab Organisationschef Giovann! Malago am Montag auf der Versammlung des Internationalen Olympischen Komitees (10C) in Mumbai bekannt. „Während alle
anderen Sportler und Sportlerinnen in Italien
um die Medaillen kämpfen werden, hocken
wir dann In einem ganz anderen Land und
machen unser Ding, Mir fehlen die Worte“,
sagt Nolte. Und viele Aktive pflichten ihr bei.
Sie fühlen sich von der großen Party ausgeschlossen.

Katrin Beiert ist Österreichs erfolgreichste
Bobfahrerin, Sie hat 2021 den Gesamtweltcup
im Zweierbob gewonnen und war bereits 2018
und 2022 bei den Spielen, Die Niederösterreicherin sicht die Situation im Gespräch mit
dem STANDARD relativ entspannt. „Natürlich macht es auch den Reiz der Oympischen
Spiele aus, mit all den Sportlern und Sportierinnen aus aller Weit gemeinsam im olympischen Dorf zu wohnen. Insofern verstehe ich
die Reaktionen meiner Kolleginnen. Aber für
mich ist das momentan nur ein Rauschen im
Hintergrund. Ich habe auf die Entscheidung
keinen Einfluss und werde es nehmen, wie es
kommt.“ Beierl hat 2022 einen Schlaganfall
überstanden, die 30-Jährige ist nicht mehr so
leicht aus der Ruhe zu bringen. Ihr Ziel bleibt
die dritte Olympiz-Teilnahme, wa auch immer es in drei Jahren zur Sache geht,

Novum in Olympiageschichte

Erstmals in der ö2 -ährigen Geschichte der
Winterspiele finden Wettbewerbe also außerhalb des Gastgeberlandes statt. Das hat sich
angekündigt, war aber so nicht geplant. Ursprünglich sollte die im März 2023 abgerissemen Pista olimpica Eugenio Monti neu aufgebaut werden. Doch bei der öffentlichen Ausschreibung für die Vergabe gingen keine Angebote ein. Kein Unternehmen sah sich angesachts der gestiegenen Enerpie- und Materialkosten in der Lage, eine rentable Anlage zu errichten, Dort, wo einst Rager Moore als James
Bond In tödlicher Mission durch den Kanal
rauschte, wird es keinen Bob-, Rodel- und
Skeletonsport mehr geben. Umweltschützer
atmen auf, Die Cesana Parkol, errichtet für die

Laun Nolte macht sich Luft, „Ein trauri-

Philip Bauer

Am 14. Februar 1976 fuhr der Bob DDR ! in Innsbruck-Igis zu olympischem Gold.
2026 könnten die Spiele bereits zum dritten Mal im Tiroler Eiskanal stattfinden,

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Winterspiele 2006 in Turin, rottet langsam
vor sich hin und dient als abschreckendes Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit.

Wohin geht also die Reise? Spoiler: nach
Innsbruck, Aber der Reihe nach. Am Dienstag
brachte sich unerwartet das Deutsche Oberhof ins Gespräch, Vermutlich ein Werbegag.
Der Kanal wird als reine Rodelbahn genutzt,
Man bräuchte also noch eine weitere Bahn für
Bob und Skeleton. Unworstellbar, dass man die
Bewerbe noch weiter verstreuen will. Ernster
ist da schon La Plagne zu nehmen. Hier wurden die Winterspiele 1992 ausgetragen, damals gewann der Österreicher Ingo Appelt
Gold im Viererbob. Im Dezember macht der
Weltcup erstmals seit 2020 wieder in Frankreich Station. Was gegen den Austragungsort
speicht? 500 Kikometer Luftlinie nach Cortina,
Das ist gar schr weitab vom Schuss. Bleibt
noch St. Moritz in der Schweiz. Eine Natureisbahn, die bei warmen Tempertaturen bricht
und kaum alle zwölf Bewerbe durchstehen
kann. Unter dem Strich wohl zu riskant,

Innsbruck in Poleposition

Innsbruck-Agis steht zweifellos in der Poleposition. „Das sebe ich auch so“, sagt Matthias
Schipflinger, Geschäftsführer von Kanalbetreiber Olympäxworkd Innsbruck, im Gespräch
mit dem STANDARD, ‚Wir sind weltcuperprobt, in der Abwicklung erfahren, und die
Nähe zu Cortina spricht ohnehin für uns.“ Die
Anpassungsarbeiten, die ungeachtet der Win-

spich öten sind, belaufen sich auf 28
Millionen Euro, Ein Neubau in Cortina hätte
mindestens 120 Millionen Euro verschlungen,
Mit dem Umbau soll die Bahn auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden, Zudem benötigt der nicht mehr den Vorschriften entsprechende Auslauf eine Adaptierung.
Dann ist Innsbruck nach 1964 und 1976 zum
dritten Mal fit für Olympia. Schipflinger
denkt über die Spiele hinaus; „Wir wollen
Leistungszentrum für die Alpe-Adria-Region
sein. Auch das bieten wir !taben än, Nutzung
der Bahn inklusive Mitspracherecht,”

Und wie will man in Innsbruck, 100 Kilometer von Cortina entfernt, für
Flair sorgen? „Wir sind ja nicht Veranstalter”,
sagt Schipflinger, „aber natürlich ist && denkbar, kommunale Wohnbauten zu einem kleinen alympischen Dorf zu machen. Wir hoffen, dass bald eine definitive Entscheidung
fällt. Dann bringen wir in Innsbruck alles auf
Schiene. Dann werden sich bei uns bestimmt
alle wohlfühlen,”