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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_10_17_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Bachs Werk und Salvinis Beitrag“, Seite 2
Von Florian Madl
urch die internationale Brille
D betrachtet gelang den Olympia-
Verantwortlichen gestern bei ihrem
Kongress in Mumbai (IND) ein ökologischer
Etappensieg: Die Verlegung der Eiskanal-
Bewerbe für die Winterspiele 2026 weg von
Cortina ist in der 102-jährigen Geschichte
dieses Großereignisses ein Novum. Das
Internationale Olympische Komitee könnte
aus so manchen Mammutprojekten der
Vergangenheit, die mittlerweile dem Verfall
preisgegeben sind, gelernt haben.
Diesmal wurde nicht nur mit Nachhaltigkeit argumentiert, mit dem bislang wertlosen Reformpapier Agenda 2020, sondern
auch entsprechend gehandelt.
Leitartikel
Bachs Werk und Salvinis Beitrag
Mit der Verlegung der olympischen Eiskanal-Bewerbe 2026, möglicherweise nach Igls, wurde IOC-Präsident Bach
dem Ökologie-Gedanken gerecht. Nun bleibt zu hoffen, dass nicht Salvinis Brenner-Transit-Keule zum Einsatz kommt.
Auch das Ansinnen von I0OC-Präsident
Thomas Bach, Winterspiele nur noch in
dafür geeigneten Gebieten (Nordhalbkugel)
mit entsprechender Infrastruktur auszutragen, würde diesem Wunsch entsprechen.
Zur Erinnerung:
Von den Olympischen Winterspielen
2018 in Pyeongchang (Südkorea) und jenen
2022 in Peking (China) bleiben lediglich die
Erinnerung und Fernsehbilder, im internationalen Wettkampf-Geschehen spielen
die dort um dreistellige Millionenbeträge
errichteten Sportstätten keine Rolle mehr.
Wie sollte es der Internationale Bob- und
Skeletonverband auch rechtfertigen, dass
jede Nation für ein Rennen (!) jeweils einen
Container nach Übersee schickt und dafür
im Regelfall das Jahresbudget ausgibt?
Es bleibt zu hoffen, dass der Welt Olympische Winterspiele in der Wüste mit Skirennen von Sanddünen und Eiskunstlauf-
Bewerben auf eingeeisten Oasen erspart
bleiben, denn dass die Asien-Winterspiele
2029 nach Saudi-Arabien vergeben wurden,
erhärtete zuletzt diesen Verdacht.
Auch durch die Tiroler Brille betrachtet
wäre die Verlegung der Eiskanal-Bewerbe
2026 nach Innsbruck-Igls buchstäblich ein
Gewinn: Die Tourismus-Werbung dürfte
sich nach 50 Jahren Pause wieder mit der
viertgrößten Sportveranstaltung der Welt
schmücken, die längst nötige Adaptierung
des Eiskanals würde einen kräftigen finanziellen Zuschuss erfahren.
Nicht abschätzbar scheint, ob Italiens Regierung die „Transit-Karte“ spielt. Motto: Ihr
bekommt Olympia, aber wir im Gegenzug
freie Fahrt über den Brenner. Es wäre dem
polternden Verkehrsminister Matteo Salvini
zuzutrauen, sich die Vergabe der Eiskanal-
Bewerbe nach Tirol politisch versilbern zu
lassen, denn dann wäre das begrüßenswerte
Projekt gescheitert, bevor es Gestalt annehmen kann. Das stets auf Unabhängigkeit pochende Internationale
Olympische Komitee muss
sich diesem politischen Anspruchsdenken widersetzen.
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florian.madi@tt.com
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