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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_10_14_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„91-Jähriger von Bus überfahren“, Seite 5
9l-Jähriger von Bus überfahren
Tödlicher Unfall vor Bahnhof in Innsbruck, Passanten sollen Einsatz aufgenommen haben.
Von Matthias Christler
Innsbruck — Kurz vor Mittag
am Freitag vor dem Innsbrucker Bahnhof: Menschenmassen kommen und gehen, als
Sirenen ein Großaufgebot der
Rettung und der Feuerwehr
ankündigen. Die Einsatzkräfte
müssen mitten ins Getümmel.
Bei einem schweren Unfall am
Vorplatz des Bahnhofs wurde
ein 91-Jähriger tödlich verletzt.
Die Polizei berichtet, dass
der Mann einem Bus nachging und dabei zu Sturz kam.
Dabei geriet er zwischen
Bordstein und Fahrzeug und
wurde unter dem Hinterrad
eingeklemmt. Er starb noch
am Unfallort. Ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich
um mehrere Personen. Die
Verkehrsinspektion Innsbruck
(Tel. 059133/7591) sucht noch
Zeugen, insbesondere einen
mit einem rot-weiß-karierten
Hemd bekleideten Mann.
Der tragische Unfall hielt offenbar einige Passanten nicht
davon ab, den Einsatz zu fotografieren oder zu filmen. Augenzeugen erzählen, dass es
sich um fünf, sechs Personen
gehandelt habe. Ein Handy
soll auch über den Sichtschutz
gehalten worden sein. Peter
Mähr vom Roten Kreuz war
der Einsatzleiter: „Ganz am
Anfang sind schon sehr viele
Menschen herumgestanden,
aber nach zwei, vielleicht drei
Minuten hat die Feuerwehr
den Sichtschutz aufgebaut.
Alles rundherum versuchen
wir dann auszublenden“, sagt
er. So ein Einsatz am Bahnhof,
wo man von vornherein wisse, „dass viel los sein wird, löst
schon etwas Stress davor aus“.
Weil es bei Einsätzen seit
Die Polizei schirmte den Unfallort am Bahnhof ab.
Jahren vorkommt, dass Menschen „gaffen“, wurde Unfall-Voyeurismus 2018 unter
Strafe gestellt. Wird die Arbeit
der Rettungskräfte behindert,
hat die Polizei das Recht, die
Person vom Ort zu verweisen.
Entfernt sich diese trotz der
Aufforderung nicht, können
nach einer Anzeige Strafen
von bis zu 500 Euro festgelegt
werden. „Generalpräventiv
kommt uns das zugute“, sagt
Enrico Leitgeb von der Tiroler
Verkehrspolizei. Eine Statistik, wie oft in Tirol bereits eine
Foto: Daniel Liebi
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Strafe ausgesprochen wurde,
habe man nicht. Beim gestrigen Einsatz am Bahnhof gab
es keine Anzeigen.
Nicht nur in der Stadt, auch
am Land sind die Einsatzkräfte inzwischen mit einem
Sichtschutz ausgestattet.
Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter
sagte nach einem Vorfall in
Obsteig im Sommer, dass
„Gaffer ein Problem sind, ein
jeder filmt und stellt es ins Internet“.
Private Unfall-Aufnahmen
kursieren schon einmal in den
sozialen Medien. „Da fragt
man sich, woher das kommt
und ob das sein muss“, sagt
der Innsbrucker Bezirksrettungskommandant Christian Schneider. Wenn jemand
eine Aufnahme vom Einsatz
mache, „hält uns Einsatzkräfte das nicht von der Arbeit ab.
Wir geben immer unser Bestes.“ Er will aber sensibilisieren und einen Denkanstoß
liefern. „Vielleicht können
sich die Leute überlegen, wie
es ihnen bei einem Unfall gehen würde, wenn sie hinter
dem Sichtschutz liegen und
jemand anderer filmt das.“