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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„15 Prozent der Miete frisst der Parkplatz“, Seite 3

15 Prozent der Miete

frisst der Parkplatz

Ohne Tiefgarage wohnt es
sich günstiger. Die Baubranche
fordert schon lange, dass

Standards überdacht werden. Die
Frage ist, ob sich etwas rührt.

Von Anita Heubacher

Innsbruck - Weniger Tiefgaragenplätze, weniger Raumhöhe, weniger Glasflächen,
nicht so breite Gänge und
Treppen. Die Liste, wo sich
laut Baubranche am Bau
sparen ließe, ist lang. Im
Mai hat die Wirtschaftskammer die Sparpotenziale erhoben. Zehn bis 30 Prozent
wären demnach zu holen,
wenn entweder keine oder
weniger Tiefgaragenplätze
gebaut werden müssten (siehe Kästen unten). Wie gebaut werden muss, gibt der
Gesetzgeber vor. „Bei jeder
Evaluierung wurden Normen und Standards angehoben. Das ging schleichend
und kostet“, sagt Franz Mariacher, Geschäftsführer des
gemeinnützigen Bauträgers
Tigewosi und Obmann der
Gemeinnützigen. In den letzten Wochen war die Debatte
um die Wohnstandards er-

neut hochgekocht. Mariacher
glaubt, dass sich dieses Mal
etwas tun wird. „Jetzt wird
die Problematik ernst genommen.“ Das liest er aus den
Wortmeldungen der Landes-

Tiefgaragen

10 bis 30 Prozent: Vorstellen kann sich die Wirtschaft,
Wohnanlagen ganz ohne
Untergeschoß zu bauen
oder auch Mischformen, die
nur noch für einen Teil der

Wohnungen Tiefgaragenplätze vorsehen. Innsbruck
sieht mit 0,9 Stellplätzen
pro Wohnung die geringste
Anzahl vor.

regierung heraus. Davon ist
Bauunternehmer Anton Rieder weniger überzeugt. „Da
müsste man sich mit Bürgermeistern, Architekten, Nachbarn und Landesbediensteten anlegen.“

Sie alle wären von den
Änderungen, die der Wirtschaftskammer vorschweben, um Wohnen günstiger
und das Leben der Baubranche und der Wohnbauträger

leichter zu machen, betroffen.
Geringere Baudichten, weniger tolle Optik, dafür mehr
Funktionalität, Online-Bauabwicklung statt Amtsgänge
und Vorgaben an die örtliche

Badezimmer

Systematisches Bauen:
Würden so wie früher in
Wohnanlagen die Badezimmer jeweils übereinander
vorgesehen, könnte man fünf
bis zehn Prozent der Baukosten sparen. Modulbauweise
wäre kostengünstiger. Effizientere Grundrisse, schlanke
statische Konstruktionen
würden ebenso helfen.

Fobz Anl Spanger

Da müsste man
sich mit Bürgermeistern, Architekten,
Nachbarn und Landesbediensteten anlegen.“

Anton Rieder (Bauunternehmer,
Spartenobmann WK)

Raumordnung, sprich Gemeinderäte und Bürgermeister. „Ich glaube, die Not ist

Baudichte

Fünf bis zehn Prozent:
Je höher die Dichte, desto
kostengünstiger und ertragreicher für den Bauträger
und für den Mieter. Wird
mehr herausgeholt, relativieren sich auch die hohen

noch nicht groß genug, damit
man das Thema ernsthaft angeht“, sagt Rieder.

Er will „alte Tugenden“
wieder aufleben lassen. Bauen wie es die Vorfahren gemacht haben. „Die Standards
waren weniger hoch und die
Häuser, die mein Vater gebaut hat, stehen auch noch.“
Früher habe man Bäder immer übereinander in einer
Wohnanlage gebaut. Eine

Fallleitung, ein Schacht, einfacheres Bauen, niedrigere
Rechnung. „Heute wird das
beim Planen oft gar nicht
mehr berücksichtigt.“ An
frühere Zeiten erinnert auch

Verfahrensdauer

Online statt Amtsstunde:
Ein bis fünf Prozent meinen
Fachleute einsparen zu

können, wenn die Bürokratie abgebaut wird. Bis zum
Baubeginn vergehen oft bis
zu drei Jahre, weil es viele
Amtsgänge und Telefonate
zwischen Gemeinde und

Bauträger braucht. Online
würde es schneller gehen.

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Fota: Judla Tuertscher

Bei jeder Evaluierung wurden die
Normen und Standards
angehoben. Das ging
schleichend und kostet.“

Franz Mariacher
(Geschäftsführer Tigewosi)

Mariacher. Der Aufwand für
Kontrolle und Wartung sei
enorm gestiegen. Vom Gara-

EU und Bund

Gold-Plating: Österreich
nehme es oft noch genauer
als es die EU-Normen vorsehen. Stichwort: Gold-Plating.
Die Schweiz und Deutschland sehen Möglichkeiten
vor, Normen zu unterschreiten, wenn der Nutzer und
der Bauträger sich einigen.
Standards gehörten durchforstet.

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gentor über den Lift bis hin
zum Spielplatz hätten sich
die Intervalle zur Kontrolle
verkürzt. „Das kostet.“ Die
vorgegebenen Checks werden eingehalten, schließlich
bedeutet es massive Probleme, wenn etwas passiert.

Das größte Sparpotenzial
sehen beide Experten unten:
Die Tiefgarage ist der Kostentreiber. „15 Prozent der Miete
frisst das Auto“, sagt Maria-

cher. Verantwortlich dafür ist
die Stellplatzverordnung. Sie
schreibt die Parkplätze pro
Wohnung vor. Rieder fordert,
über Mischformen nachzudenken. „Für die Hälfte der
Wohnungen einer Anlage
gibt es Parkplätze für die andere Hälfte nicht.“ Vor allem
wenn das Öffi-Angebot passe, verhalle der Ruf nach dem
Auto oder zumindest nach
dem Zweitauto. „Das Fünf-
Euro-Wohnen in Schwaz war
nur deshalb möglich, weil
man gänzlich auf die Tiefgarage verzichtet hat.“ Wohnen
ist teurer geworden. Ohne
Zweifel. Das liegt aber auch
an den gehobenen Ansprüchen. Früher waren die niedriger.