Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_09_6_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Verwunderung über ‚Vorwahl-Geschenke“*“, Seite 23
Verwunderung über
„Vorwahl-Geschenke“
Vize-BM Johannes Anzengruber bekommt „für soziale Zwecke“ über
1100 Erlebnis Cards geschenkt. Und nutzt das für seine Zwecke.
Von Denise Daum
Innsbruck —- Die Freude bei
der Feuerwehr Innsbruck
war riesig. Alle 984 Mitglieder
bekamen von Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) eine Erlebnis Card
Tirol geschenkt. Auf Facebook und seiner Homepage
bedankt sich der Bezirksfeuerwehrverband Innsbruck
überschwänglich für die „besondere Überraschung“, die
Anzengruber vorbereitet
habe. „Die großzügige Geste
des Vizebürgermeisters und
der Stadt Innsbruck“ sei „ein
Dankeschön der besonderen
Art“, ein „Akt der Wertschätzung“, heißt es weiter.
Auch im Innsbrucker Pflegeheim St. Josef am Inn darf
sich die Belegschaft über 130
Erlebnis Cards freuen, die Vizebürgermeister Anzengruber vor Kurzem überreichte.
Die Frage drängt sich auf,
woher die Karten im Wert
von jeweils 99 Euro kommen. Wurden sie mit Steuergeld gekauft? Waren sie ein
Geschenk an die Stadt Innsbruck, an den Vizebürgermeister?
Anzengruber erklärt, dass
ihm Erlebnis-Card-Chef Dieter Duftner die Karten zur
Verfügung gestellt hat. Diese
seien „übrig geblieben und
laufen Ende des Jahres aus.
Sie wären sonst am Bauhof
gelandet.“ An der Verteilaktion sieht Anzengruber
nichts Verwerfliches. „Ich
war in diesem Fall ja nur als
Vermittlungsperson tätig.“
Dieter Duftner bestätigt,
dass er die Karten an den
Vizebürgermeister — als Verantwortlichen für das Sozialressort der Stadt Innsbruck
— übergeben habe. Es handle sich um Karten, die vom
Händler nicht verkauft und
an das Unternehmen zurückgeschickt worden seien. „Wir
wollten diese nicht entsorgen, sondern einem sozialen
Danke an Johannes Anzengruber für diese herzliche Geste der
Anerkennung! Lasst uns unsere lokalen Helden feiern und ihnen
zeigen, wie sehr ihre Arbeit geschätzt wırd. s #GermeimnsamStark
#Feuerwehrinnsbruck #ehrenamt #ErlebnisCardTirol
sfreiwilligefeuerwehr Sınnsbruck
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Auf Facebook bedankt sich die Feuerwehr Innsbruck bei Vize-BM Johannes
Anzengruber (2. v. r.) für 984 Erlebnis Cards.
Screenshot: Facebook
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Zweck zuführen“, erläutert
Duftner. Vorgaben, an wen
die Karten weitergegeben
werden sollen, habe er nicht
gemacht. „Uns ist nur wichtig, dass sie an Menschen gehen, die nicht die dicke Geldtasche haben oder etwas für
die Gesellschaft leisten.“ Die
Erlebnis Card bietet diverse
Vergünstigungen für Freizeitaktivitäten in Tirol.
FPÖ-Vizebürgermeister
Markus Lassenberger findet
die Verteilaktion nicht nur
befremdlich, sondern auch
hinterfragenswert. „Das wirkt
auf mich wie ein Vorwahl-Geschenk, das Vizebürgermeister Anzengruber unter die
Leute bringt.“ Die FPÖ bringt
heute eine dringende Anfrage dazu ein. Man will nicht
nur wissen, woher die Karten
kommen, sondern auch, in
wessen Namen Johannes Anzengruber sie angenommen
hat. „Hat er sie stellvertretend
für die Stadt Innsbruck als
Geschenk entgegengenommen? Dann braucht er dafür
einen Beschluss des Stadtsenats“, ist Lassenberger überzeugt. „Hat er die Karten als
Privatperson erhalten, steht
eine unerlaubte Geschenkannahme im Raum. Das ist
kein Kavaliersdelikt“, sagt
Lassenberger.