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Jahr: 2023

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6020 Stadtmagazin

„Über den Stillstand 2“, Seite 3

Editorial

Über den Stillstand 2

@ Michael Steinlechner

chon seit Monaten ist sich die
ÖVP ungewohnt einig, wer auf
keinen Fall als Spitzenkandidat
für die Bürgermeisterwahl in Innsbruck antreten darf: Johannes
Anzengruber. Nur hat man irgendwie vergessen, dies dem ambitionierten Kommunalpolitiker und immerhin amtierenden Vizebürgermeister auch mitzuteilen. Der dürfte zwar
schon geahnt haben, dass die Liebe der eigenen
Partei ihm gegenüber enden wollend ist, offiziell
erfuhr er den neuen Beziehungsstatus aber aus
der Zeitung. D tsprechend sauer reagierte
der Ex-Arzler-Alm-Wirt und veröffentlichte gleich
mal einen offenen Brief, in dem er mitteilte, dass
das so nicht ginge, und in dem er der Parteispitze
ausrichtete, dass er sich das nicht gefallen ließe.
Auffällig, dass sich kaum einer aus der Partei zu
diesem Brief überhaupt äußerte, es unterstützte
ihn auch absolut sonst niemand oder zeigte zumindest In irgendeiner Form Verständnis, politlsches Ghosting In Reinkultur könnte man sagen.
Inoffiziell sei Anzengrubers Verhalten übrigens der Grund, warum er nicht mehr gewünscht
sei. Er halte sich nicht an normale politische Abläufe — wie mit dem offenen Brief wieder mal bewiesen — oder anders formuliert: Man kann dem
Landeshauptmann schon etwas über die Zeitung
ausrichten, aber halt nur einmal. Wenn Anzengruber nicht klein beigibt - und ganz ehrlich, warum sollte er —, haben sich die Bürgerlichen aber
wieder mal ins Knie geschossen. Denn nur eine
geeinte bürgerliche Bewegung hat überhaupt die

Chance auf eine stimmenstarke Partei mit Bürgermeisteranspruch. Ordnet sich Anzengruber nicht
unter oder gründet gar seine eigene Liste, wird er
damit genau die Prozente abgreifen, die von der
ÖVP bitter benötigt werden, um in die Stichwahl
gegen Amtsinhaber Georg Willi zu kommen. Der
dürfte dann gegen FPÖ-Chef Markus Lassenberger antreten müssen und dieser Ausgang ist heute
schon klar: Willi wird wieder Bürgermeister und es
gibt wenig Gründe, warum der Stillstand ein Ende
nehmen sollte, wenn sich nach der Wahl alles wie
vor der Wahl verhält.

Doch selbst wenn man Anzengruber mit einem
Nationalratssitz loswird oder eine neue Alm für
ihn findet, ist es für die Bürgerlichen ein Match mit
unsicherem Ausgang. Der neue Heilsbringer Florian Tursky versteht zwar das politische Geschäft
und ist ein guter Stratege, vom Volk gemocht und
gewählt muss aber auch er erst werden. Und so
könnte es im April durchaus passieren, dass Georg
Willi die besten Chancen auf den Bürgermeistersessel hat, und wenn dem dann so ist, vermutlich
auch zu Recht: Denn wer es nach fast fünf Jahren
Streit und Stillstand nicht geschafft hat, sich als
bessere Alternative zu präsentieren, hat den Bürgermeistersessel ebenso wenig verdient. Verlierer
bleiben wir Innsbrucker:innen, die offensichtlich
parteiunabhängig zur Kenntnis nehmen müssen,
dass in unserer Stadt in den letzten Jahren nicht
viel weiter gegangen ist und es nicht so aussieht,
als ob sich das bald ändern würde.

m.steinlech @6020 dt

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