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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Große Physik-Geschichte, in alpinen Höhen geschrieben“, Seite 23

Bei der Eröffnung wurde die Victor-Franz-Hess-Messstation als historisch bedeutsame Forschungsstätte ausgezeichnet - im Bild BM Georg Willi, Rektor

Tilmann Märk und Rüdiger Voss (v. 1.). Victor Franz Hess (r. o.) leistete hier einst Pionierarbeit, etwa mittels des „Steinke-Apparats“. Fotos: Domanig (2), Uni Innsbruck

Große Physik-Geschichte, in
alpinen Höhen geschrieben

Die Messstation am Hafelekar, wo Nobelpreisträger Victor Franz Hess
einst die Kosmische Strahlung erforschte, ist nun öffentlich zugänglich.

Innsbruck —- Die Verhältnisse auf 2300 m Seehöhe waren winterlich-rau - dennoch
wurde am Hafelekar gestern allen Beteiligten sichtlich warm ums Herz: Denn
nach langen Planungs- und
Umbauarbeiten konnte die
historische Victor-Franz-
Hess-Messstation hoch über
Innsbruck erstmals offiziell
der Allgemeinheit präsentiert
werden - nicht zuletzt als
neue Attraktion für BesucherInnen aus aller Welt.

Die ehemalige Bauhütte der Nordkettenbahnen
— ganzjährig gut erreichbar —
war für den späteren Physik-
Nobelpreisträger Victor Franz
Hess (1883-1964) Anfang der
1930er-Jahre eines der zentralen Argumente, von Graz
an die Universität Innsbruck
zu wechseln. Sein lang gehegter Traum eines hochgelegenen Observatoriums, um
die von ihm 1912 entdeckte
Kosmische Höhenstrahlung
über Jahre hinweg bei Tag
und Nacht genau messen zu
können, wurde hier Realität.

Die Uni Innsbruck hat die
wichtige Forschungsstätte
mit Unterstützung der Stadt
Innsbruck (beide Seiten investierten rund 200.000 Euro) und der Nordkettenbah-

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nen aufwändig renoviert.
Die Hütte wurde äußerlich
wieder in den historischen
Zustand versetzt, das ganze
Gebäude mit Holzschindeln
verkleidet und das Dach erneuert. Ziel der Neukonzeptionierung (umgesetzt u.a.
vom Architekten Christian
Höller und dem auf Museumsprojekte spezialisierten Büro
Rath & Winkler) war es aber
vor allem auch, die Hess’sche
Forschungsarbeit für heute
verständlich aufzubereiten
und ganzjährig erlebbar zu
machen.

Möglich wird dies mittels
zweier von außen zugängli-

cher Videoinstallationen: Eine führt in die Welt der Kosmischen Strahlung ein und
erklärt die Funktionsweise
des mächtigen, direkt daneben ausgestellten „Steinke-
Apparats“, den Hess seinerzeit für seine Messreihen
nützte. Die Entdeckung der
hochenergetischen, extraterrestrischen Strahlen war Hess
Jahrzehnte zuvor bei waghalsigen Ballonfahrten in bis zu
5000 m Höhe gelungen.

Der zweite, gut zwölfminütige Film behandelt das bewegte Leben des Forschers:
Dafür hat der Kufsteiner Physiker, Philosoph und Autor
Klaus Reitberger eine Kurzfassung seines 2012 uraufgeführten Theaterstücks über
Hess erstellt, diese wurde mit
SchauspielerInnen wie Günter Lieder eingespielt.

Im Inneren der Hütte rollt
ein Ausstellungsraum Leben
und Forschung detaillierter
auf - mit zahlreichen historischen Fotos und Zeitungsartikeln, Leihobjekten wie einer
von Hess verwendeten Rechenmaschine oder Faksimiles mancher der über 50 Publikationen, die direkt von den
Forschungen am Hafelekar
ausgelöst wurden. Dieser Teil
der Station ist nur in Rahmen

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von Führungen geöffnet, sie
sollen vor allem für ein Fachpublikum, aber möglicherweise auch für interessierte
Laien stattfinden.

Für Uni-Rektor Tilmann
Märk, selbst Physiker, ist die
Messstation „Teil unseres alpin-urbanen Campus“, er sei
sehr glücklich, dass sie gerettet werden konnte. Märk würdigte dabei besonders den
Einsatz des 2020 verstorbenen Physikers Peter Schuster.

Im Rahmen der Eröffnung
hat die „European Physical Society“ (EPS), vertreten
durch Rüdiger Voss und Gina
Gunaratnam, die Station am
Hafelekar zudem mit dem
Prädikat „EPS Historic Site“
als wichtige historische Forschungsstätte ausgezeichnet.
Weltweit tragen 64 bedeutende Orte der Wissenschaft
dieses Siegel. Voss nannte
die Station in Innsbruck eine „direkte Erinnerung an
einen Pionier eines extrem
aktiven und erfolgreichen
Forschungsfeldes“, dessen
wahres Potenzial sich erst in
den letzten Jahren gezeigt hat
und das „noch lange nicht abgeschlossen“ sei.

Eine Langfassung dieses
Artikels mit weiteren Bildern
finden Sie auf tt.com (md)