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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_9_Presse_OCR
- S.9
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Aufgabe und Mutterschaft verkörpert moderne Welt“ (Leserbrief), Seite
27
Aufgabe und Mutterschaft
verkörpert moderne Welt
Thema: „Alkfreies Bier wirkt
nach“, TT, 8.8.
ls Vater zweier Kinder,
die von meiner doppelt
so hart arbeitenden Ehefrau
hauptsächlich aufgezogen
wurden, muss ich als Mann
mich doch sehr wundern,
wie undankbar und brachial
manche Gemeinderatsmitglieder gegenüber einer, wie
es scheint, starken Frau und
guten Mutter sind.
Ich freue mich über die Anwesenheit einer Politikerin,
die ihr Baby zu den Gemeinderatssitzungen mitbringt.
Sie weiß um die Wichtigkeit
ihrer Aufgaben und kombiniert diese in einer bewundernswerten Art. Es ist für die
Stadt Innsbruck ein seltenes
Symbol für Inklusion und die
sich entwickelnde Landschaft
des öffentlichen Engagements. Es ist ein Aufbrechen
alter einschränkender Denkweisen. Denn Fortschritt gedeiht durch vielfältige Perspektiven. Die Vereinbarkeit
von öffentlicher Aufgabe und
Mutterschaft verkörpert die
Mehrdimensionalität des
modernen Lebens. Dies sollte
von allen respektiert und bewundert werden, unabhängig
von der politischen Zugehö-
rigkeit.
Schlussendlich müssen wir
ehrlich sein, ohne Frauen, die
dieses Thema in die Politik
einbringen, würden die Realitäten, die bisher ignoriert
wurden, nie aufgezeigt werden. Dass sich eine Frau, die
solchen Anfeindungen ausgesetzt ist, nur mehr gerichtlich
wehren kann, sollte uns allen
zu denken geben.
Anstatt anzugreifen, gar
unverfroren bei der Jugendanwaltschaft anzuzeigen,
Hasspostings zu ignorieren,
sollten die Vertreter und Vertreterinnen der Stadt sich
für Initiativen einsetzen, die
die Komplexität der persön-
Innsbrucks Gemeinderat Gerald
Depaoli muss sich wegen Hasspos-
tings verantworten. Foto: Fallk
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lichen und beruflichen Verantwortung berücksichtigen
und schlussendlich harmonisieren. Sich über eine Flasche
alkoholfreien Biers und das
Bild, das dies abgibt, aufzuregen, ist in Wahrheit — man
folge (oder lieber nicht) den
Gemeinderatssitzungen - ein
Ablenken vom eigenen fragwürdigen Verhalten.
Das Sittenbild wird durch
die Diskursverschiebung im
Gemeinderat bereits mehr als
beträchtlich negativ geprägt.
Es wird Zeit, Grundwerte zu
definieren und Grenzen zu
ziehen, die für alle gelten. Politischer Opportunismus hat
hier keinen Platz. Ziel ist, dass
wir Innsbruck als einen Ort
der Einheit, des Respekts und
des kollektiven Wachstums
definieren. Unsere Demokratie gedeiht, wenn wir den Mut
anerkennen, den es braucht,
um den komplizierten Tanz
zwischen öffentlichem Dienst
und familiärem Engagement
zu meistern.
Die anderen Politiker und
Politikerinnen täten gut daran, sich nicht künstlich zu
echauffieren, sondern lieber
ihre ehrliche Unterstützung
anzubieten. Egal, welcher
Couleur.
Markus Weber, 6020 Innsbruck