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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_5_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Allen Abschieds Anfang“, Seite 16
Allen
Abschieds
Anfang
Olympische Überlegungen
vor der „Olimpiade“-Premiere:
die Eröffnung der Innsbrucker
Festwochen auf Schloss Ambras.
Von Joachim Leitner
Innsbruck —- Programmatisch
hat Alessandro De Marchi
seine Zeit als Intendant von
Innsbrucks Festwochen der
Alten Musik gestern Abend im
Landestheater abgerundet: Im
Sommer 2010 stellte er sich
mit Giovanni Battista Pergolesis „L’Olimpiade“ als neuer
Leiter des traditionsreichen
Festivals vor, am Freitag leitete
die von ihm dirigierte Premiere von Antonio Vivaldis gleichnamiger Vertonung derselben
Vorlage seinen Abschied ein.
Dass De Marchis Verbindung zu den Festwochen weiter zurückreicht als die vierzehn Jahre seiner Intendanz,
unterstrich der scheidende
Festwochen-Chef bereits in
seinen Grußworten bei der
Festivaleröffnung am Freitagvormittag. 1996 war er als
„einfacher Musiker“ bei den
Festwochen engagiert. Seit-
Ra Bührn
‚ Alessandro De Marchi hat die Festwo-
Momente geschenkt.“
Georg Willi
(mnsbrucker Bürgermeister, Grüne)
her ist er als Kammermusiker,
Assistent, Gast, Dirigent und
schließlich als künstlerischer
Leiter immer wieder nach
Innsbruck zurückgekehrt.
Hier sei ihm ermöglicht worden, seine Träume zu verwirklichen, so der sichtlich und
hörbar gerührte De Marchi.
Seinen Nachfolgern — Ottavio
Dantone und die bisherige
Betriebsdirektorin der Festwochen Eva-Maria Sens übernehmen die Festivalleitung im
September — wünschte er alles
Gute.
De Marchis Worte waren
emotionaler Gruß und Dank
zugleich: Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne)
hatte ihm zuvor mit einem
„Grazie di tutto“ den Goldenen Ehrenring der Stadt
überreicht. „Schatzsucher“
De Marchi habe der Olympia-
Stadt Innsbruck goldene Momente enkt, sagte Willi.
Den dach recht naheliegenden Bezug zwischen der Eröffnungsoper „L"Olimpiade“
und Innsbrucks olympischer
Vergangenheit bemühte auch
Landeshauptmann Anton
Mattle (ÖVP), der die 47. Festwochen der Alten Musik offiziell eröffnete. Olympiaden, so
Mattle, seien nicht nur Zeiten
des Wettkampfs, sondern auch
die Zeit ruhender Waffen. Daran müsse angesichts aktueller
Kriege und blutiger Konflikte
in aller Welt erinnert werden.
Dass Olympiaden, sehr genau
genommen, nicht die Olympi-
Das Ensembie der Barockoper:Jung „La fida ninfa” bei der Festwocheneröffnung.
schen Spiele, sondern die vier,
durchaus kriegerischen, Jahre
zwischen den Spielen bezeichnen — geschenkt. Ein Friedensappell ist zum Start eines Musikfestivals immer angebracht
- zumal, wie Mattle Victor Hugo zitierend festhielt, Musik
ausdrücke, „was nicht gesagt
Rı Böhen
„ Musik drückt aus,
was nicht ge-
sagt werden kann und
worüber zu schweigen
unmöglich ist.“
Landeshauptmann Anton Mattie
(ÖVP) zitiert Victor Hugo.
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werden kann und worüber zu
schweigen unmöglich ist“.
Davor hatte bereits Landwirtschaftsminister Norbert
Totschnig (ÖVP) darauf hingewiesen, dass Musik die Menschen in Zeiten von Krisen und
Konflikten zusammenführe.
Musikalisch übrigens war
bereits die Festwocheneröffnung eine sehr feine Sache:
Inhaltlich gelang sowohl der
Rückblick auf die bisherigen
De-Marchi-Spielzeiten — etwa durch die nach wie vor
sehr eindrückliche Arie „A un
cor inquieto“ aus Provenzales „La Stellidaura vendicante“, die 2012 gespielt wurde —
als auch der Ausblick auf die
diesjährige Saison. Vor allem
das Ensemble der heuri
Barockoper:Jung mit Vivaldis
„La fida ninfa“ (Premiere ist
am 14. August in den Kam-
frtz Ster
merspielen) macht lustvoll
Werbung in eigener Sache. Bei
Bravourarien wie „Chi dal cielo o dalla sorte“ oder „Deh, ti
piega, deh consenti“ wird tatsächlich auch das Unsagbare
Mehr als 6000 Minuten Musik stehen bei den 47. Innsbrucker Festwochen bis 29.
August auf dem Programm
— allein 2125 davon stammen
aus der Feder Antonio Vivaldis.
Das haben die künftige Co-Intendantin Eva-Maria Sens und
Festwochen-Geschäftsführer
Markus Lutz für ihre launigen
Eröffnungsworte ausgerechnet. Danach geht die Ära De
Marchi tatsächlich zu Ende.
Noch allerdings, hob Senshervor, stehe man am Anfang des
Abschiednehmens und am
Anfang eines „sommerlangen
Wegs voller Festwochen“.