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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„In zehn Tagen die Angst vor dem Wasser verlernt“, Seite 19

In zehn Tagen die Angst
vor dem Wasser verlernt

Der erste Schwimmkurs für Geflüchtete läuft noch bis morgen im Tivoli.
Das anfängliche Unbehagen einiger verwandelte sich in Selbstvertrauen.

Von Catharina Oblasser

Innsbruck —- Die Hitze des
Tages lässt sich im Innsbrucker Schwimmbad Tivoli
schon erahnen, als gegen 9
Uhr der Schwimmunterricht
für Geflüchtete beginnt. Im
Familienbecken, in dem Erwachsene stehen können,
sind junge Männer versammelt, jeder hat eine so genannte „Schwimmnudel“ in
der Hand. Sonst ist das Bad
noch ziemlich leer.

Die 14 jungen Männer
stammen aus Syrien und Somalia. Sie leben in Unterkünften, die von den Tiroler
Sozialen Diensten (TSD) betreut werden —- ebenso wie
die fünf Frauen, die sich angemeldet haben. Kursstart
war am 14. August, Mittwoch
ist der letzte Tag.

„Am Anfang war ich schon
ein bisschen ängstlich “, sagt
Mohamed Abdifatah (27).
Schwimmen war in seiner
Kindheit kein Thema. Doch
das Kursangebot im Tivoli

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Die bunten Schwimmhilfen, „Nudeln“ genannt, erleichtern das Liegen auf

dem Wasser, einer Vorstufe zum Rückenschwimmen.

hat ihm gleich gefallen. „Jetzt
habe ich keine Angst mehr vor
dem Wasser.“ Andere Teilnehmer, die neben Mohamed
stehen, nicken zustimmend.
Sogar ein Sprung vom Dreimeterbrett ist in der zweiten Kurswoche schon drin.
Auch Hassan Sharif (27) hat
mit Hilfe der Schwimmnudel
Kraulen und Brustschwimmen gelernt. Sportlich war
Hassan schon vorher, er ist
oft auf dem Fußballplatz.

Fotos: Rudy De Mocr

„Noch eine Länge, dann
machen wir Pause“, ruft Instruktorin Zelmira Kulova,
während ihr Kollege Joseph
Pirkl einem Schüler zeigt, wie
man sich mit der Nudel über
Wasser hält.

„Es bleibt jedem selbst
überlassen, ob er eine
Schwimmhilfe verwendet
und wie viel er sich traut“,
erklärt Kulova. „Bei unserem
Kurs gibt es kein Muss. Wichtig ist, sich im Wasser gut zu

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fühlen.“ Pirkl definiert das
Kursziel: dass sich jeder selbst
retten kann, falls er einmal
ins Wasser fällt.

Ein lauter Platsch, ein Körper unter Wasser, ein Kopf,
der wieder auftaucht: Fahd
Ghazal (24) ist ins Wasser des
nächstgrößeren Beckens gesprungen. Hier ist es so tief,
dass man nicht stehen kann.
Fahd lernte in seiner Heimat
Syrien schwimmen, möchte
sich aber weiter verbessern.
„Und der Sport ist gut für unsere Gesundheit“, sagt er.

Die Schwimmnudeln werden weggeräumt, gegen 10.15
Uhr geht es zur letzten Station: dem Sportbecken mit
dem Sprungturm. Nicht alle
wagen sich hinauf, aber diejenigen, die es tun, haben großen Spaß.

Das Projekt „Schwimmkurse für Geflüchtete“ wurde von Stadt Innsbruck, TSD
und IKB initiiert. Das Interesse war groß, es gibt sogar eine Warteliste — und die Hoffnung auf eine zweite Auflage.